De Haan widerspricht damit Medienberichten
Kommt es wirklich zu einem Engpass in der Versorgung mit Solarmodulen? Die Antwort ist nein, sagte Stefan de Haan, Analyst beim Beratungsunternehmen IHS Technology auf Fragen von Michael Fuhs (pv magazine). Der in München mit Auszeichnung studierte Physiker de Haan widerspricht damit Medienberichten, nach denen es zu einer Deckungslücke zwischen Produktionskapazität und Nachfrage kommen werde.
De Haan räumte leiglich ein, dass es „keine massive Überkapazität mehr“ gebe. IHS sehe dessenungeachtet keinen Lieferengpass kommen, denn die aktuellen Kapazitäten reichten aus, um den Markt zu bedienen. Nach einem relativ schwachen ersten Quartal verbessern sich die Nutzungsgrade der Fabriken weltweit wieder. Die aktuellen Werte weisen laut de Haan „darauf hin, dass das Geschäft der Hersteller gut läuft und die Situation gesund ist. Sie weisen aber nicht auf einen Lieferengpass hin“.
IHS erwartet – so de Haan – „in einem sehr optimistischen Szenario für die Marktentwicklung einen Zubau von 50 Gigawatt. Dann werden Wafer und Zellen knapp“. Dafür müssten sich aber die Märkte in China und Japan besser als vermutet entwickeln. Allerdings seien ein chinesischer Markt von 15 und ein japanischer mit mehr als 10 GW zwar „nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich“.
Ob die Preise weiter fallen werden, wenn es keinen Engpass gebe, beantwortete de Haan verhalten optimistisch. „Die Preise sind in den ersten Monaten etwas gefallen. Das bestätigt unsere Ansicht, das keine Engpässe zu erwarten sind. Da in der zweiten Jahreshälfte, insbesondere im 4. Quartal, der Zubau stark steigen wird, erwarten wir, dass die Preise in den kommenden Monaten nur noch moderat weiter fallen oder sich stabilisieren.“
Hintergrund (von pv magazine):
Die Welt veröffentlichte zunächst eine Aussage de Haans, woraufhin Leser das pv magazine kontaktierten. Die Welt: „Der Markt für Solarzellen und -module ist wirklich leer gefegt“, sagt Stefan de Haan, Analyst beim Beratungsunternehmen IHS: „Es gibt keine großen Überkapazitäten mehr.“ Das Zitat wurde inzwischen gelöscht und stammt von der Nachrichtenagentur Bloomberg (siehe auch hier), die die englische Aussage „The cell and module glut has certainly dried up, there is no massive overcapacity anymore“ so übersetzt hat. Solarify berichtete ebenfalls: solarify.eu/solarmodule-mangelware.
Fuhs: „Es ist durchaus üblich, dass Berichte von Nachrichtenagenturen wie dpa, Reuters oder Bloomberg von Medien nicht erneut überprüft werden. Auch wenn ein Text beim Leser den Anschein erwecken kann, dass ein Autor mit dem Experten gesprochen hat, ist das in solchen Artikeln nicht unbedingt der Fall. Damit ein Leser das einschätzen kann und da Quellentransparenz ein hohes Gut ist, wird die Quelle mit ausgewiesen. So auch im Welt-Artikel. Ganz unten, ganz klein.“
->Quelle und ganzes Interview: pv-magazine.de