Versorgungsprobleme bei mehrmonatigem Lieferstopp für Gas aus Russland – EWI-Studie sieht nur geringe Kompensationsmöglichkeiten
Ein Stopp russischer Erdgaslieferungen nach Westeuropa etwa ab November würde nach sechs Monaten zu erheblichen Versorgungsstörungen in Deutschland führen. Das ergibt sich aus einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) . Um den Ausfall russischer Lieferungen innerhalb dieses Zeitraums kompensieren zu können, müsste in Europa erheblich mehr Flüssiggas als 2013 importiert werden, heißt es in einer Pressemeldung.
Und die deutschen Gasspeicher (wie der in Berlin-Spandau, siehe Foto) dürften nur zu 85 Prozent wieder aufgefüllt werden – so die EWI-Studie weiter. Das würde allerdings die Versorgungssicherheit im darauffolgenden Winter verringern. „Trotz seiner großen Gasspeicherkapazitäten und seiner geographischen Nähe zu den großen Gasproduzenten Niederlande und Norwegen wäre Deutschland von einem lang andauernden Gaslieferembargo durch Russland im Zuge der Ukrainekrise stark betroffen“, hob Studienleiter Harald Hecking ein zentrales Ergebnis der Untersuchung hervor
Sechs Monate Liegerstopp = 3 Mrd. [[m3]] fehlen
Italien beispielsweise könnte den sechsmonatigen Ausfall russischen Gases aufgrund seiner Pipelineanbindung an algerische und libysche Gasfelder, wegen seiner langfristigen Lieferverträge mit Norwegen und den Niederlanden sowie über seine großen Anlandekapazitäten für Flüssiggas dagegen besser kompensieren. In der Studie werden die Auswirkungen von Embargos verschiedener Dauer berechnet. Bei einem Lieferstopp von sechs Monaten würden in Deutschland rund drei Milliarden Kubikmeter an Gas fehlen, bei einem Embargo, das länger als neun Monate dauert, wären es schon zwölf Milliarden Kubikmeter.
Die Autoren der Studie führen die Folgen eines längeren Embargos für Deutschland vor allem auf drei Gründe zurück:
- Deutschland sei der größte Importeur von russischem Gas in Europa.
- Zum zweiten hätten die Niederlande und Norwegen einen wesentlichen Teil ihrer Gasproduktion über langfristige Verträge an Länder wie Frankreich und Italien verkauft – sie hätten nur begrenzte Kapazitäten für zusätzliche Lieferungen nach Deutschland frei.
- Drittens verfüge Deutschland zwar über große Kapazitäten an Gasspeichern, je länger das Embargo aber anhalte, umso weniger nützten die Speicher.