Paul van Son verlässt Desertec initiative

Neue Aufgabe: Für RWE nach Dubai

Nach fünf Jahren an der Spitze der Desertec Industrie-Initiative verlässt Paul van Son den Chefsessel in der Münchner Kaiserstraße. Der holländische Energiemanager teilte am 10.09.2014 der Gesellschafterversammlung mit, dass er nicht über 2014 hinaus als Geschäftsführer der Dii GmbH zur Verfügung stehen wird. Er wird eine neue Tätigkeit für den Energieversorger RWE in Dubai übernehmen und in Nordafrika, dem Nahen Osten (MENA) und der Türkei konkrete Geschäftsfelder und Projekte entwickeln. Van Son über seinen neuen Job: „Ich bin überzeugt, dass Green-Energy-Objekte in den Wüstenregionen dem Konzern helfen werden, sein Energie-Portfolio langfristig zukunftssicher aufzubauen.“

Der 61jährige sieht die Dii in einer „neuen Phase“. Er „habe 2009 angefangen, die Dii aufzubauen. Zunächst ging es darum, Pläne für Erneuerbare-Energien-Projekte im Nahen Osten und Nordafrika zu entwickeln und Konditionen dafür auszuloten. Da haben wir sehr viel erreicht und Wüstenstrom salonfähig gemacht, die Pionierphase liegt nun aber hinter uns“.

Van Son hatte auf der Kommandobrücke der Dii zahlreiche Stürme zu bestehen. Es begann mit Vorwürfen, die Dii huldige mit der Visiion, große Wind- und Solarfarmen in Nordafrika anzustoßen, neokolonialen Ideen. Er entwickelte unter dem Begriff „Augenhöhe“ mit den MENA-Staaten ein Konzept, das diesen Vorwurf entkräftete. Dabei hat er „festgestellt, dass viele Länder noch nicht so weit waren, unsere Ideen aufzunehmen. In fünf Jahren haben wir also erst einmal die Grundstimmung verbessert, die Akzeptanz der erneuerbaren Energien insgesamt. Heute haben praktisch alle Regierungen dieser Länder die Erneuerbaren in ihre nationalen Entwicklungsstrategien aufgenommen.“

Der Arabische Frühling weckte zunächst ebenso überzogene Hoffnungen wie zuvor das Medienecho auf die Gründung, enttäuschte diese dann aber ebenso schnell. Es wurde klar, dass große Investitionen viel mehr Vorlaufzeit brauchen würden, als zunächst erwartet. Der Anfangshype der ersten Berichterstattung über die Dii-Gründung schlug um in Skepsis. Dazu kamen unappetitliche Intrigen im eigenen Hause. Einige Gesellschafter wie Siemens kündigten der Dii ihre Unterstützung, die Zahl der sogenannten Assoziierten Partner – der weitere Unterstützerkreis – schrumpfte stark.

Doch der Wüstenstrom-Manager trotzte unermüdlich allen Widrigkeiten: Er passte die Personalstärke der Dii den neuen Gegebenheiten an und gewann neue unterstützende Mitglieder. Auch die ursprünglich geplanten Mega-Referenzprojekte schrumpften auf Normalmaß. Kritikern, die ihm vorhalten, „dass es noch kein Mega-Wüstenstromprojekt“ gebe, hält er entgegen, das sei „zu kurz gesprungen“. Bei der Gründung 2009 habe man eben gedacht, „wir bauen zwei 1000-Megawatt-Kraftwerke in die Wüste, wo eh niemand wohnt, legen ein Kabel nach Europa – und dann war’s das. Das ist die alte Denke. Ich habe mich viele Berufsjahre mit Netzen, elektrischen Systemen und Marktdesign befasst und habe schnell gemerkt, dass Mega hier nicht der richtige Ansatz war.“

Van Son blickt zufrieden zurück: „Grüner Wüstenstrom ist mittlerweile auch in Nord- und Südamerika und China ein größeres Thema. So haben wir bewiesen, dass Desertec kein neokolonialistisches Show-Projekt der deutschen Industrie ist. Die Entwicklung der Stromproduktion aus der Wüste ist ein Thema, das Länder von sich aus vorantreiben. Das spiegelt sich heute auch in unserer Gesellschafterstruktur der Dii wieder. Außerdem haben wir mit unseren Studien, die teilweise in Kooperationen mit Institutionen wie Fraunhofer entstanden sind, viel Expertise in die Region bringen können.“

Die Dii-Gesellschafter bedauerten Paul van Sons Entscheidung, sahen aber dessen neues berufliches Engagement als wertvollen Beitrag zur Verwirklichung der Wüstenstromidee in Nordafrika, dem Nahen Osten und der Türkei an. Die Nachfolge in der Dii-Geschäftsführung steht noch nicht fest, sie soll bekannt gegeben werden, sobald die Dii-Gesellschafter darüber und auch, in welcher Form die Dii GmbH weitergeführt wird, endgültig entschieden haben. Das verlautete aus der Gesellschafterversammlung.

Kevin Hoffmann hat für den Berliner Tagesspiegel ein ausführliches Interview mit Paul van Son geführt.

Quelle: agentur-zukunft.eudii-eumena.com