Studie: Energiewende muss nicht auf Stromspeicher warten – Kritik von EUROSOLAR
Erst bei einem sehr hohen Anteil von Erneuerbaren Energien werden neue Speicher egebraucht. Ihre Verbreitung wird aber unter anderem von Elektroautos vorangetrieben werden – so die zentrale Aussage der von vier renommierten Forschungsinstituten im Auftrag des Thinktanks Agora Energiewende erstellten Studie „Stromspeicher in der Energiewende“.
„Aus Sicht des Strommarktes zeigt sich in den 2020er und 2030er Jahren kein zwingender Bedarf für zusätzliche Speicher“, schreiben die Wissenschaftler um den Energiespeicher-Experten Michael Sterner von der Technischen Hochschule Regensburg. Die zum Ausgleich der wetterabhängigen Stromproduktion benötigte Flexibilität im Stromsystem könne weitaus günstiger bereitgestellt werden: zum Beispiel durch flexible Fahrweise von fossilen Kraftwerken, durch aktives Lastmanagement bei industriellen Stromverbrauchern sowie durch Stromhandel mit Nachbarstaaten.
Batterien von E-Autos reichen aus
Allerdings werden sich Speichertechnologien in anderen Sektoren – vor allem bei Verkehr und in der chemischen Industrie – voraussichtlich schon recht bald stark verbreiten. Davon kann das Stromsystem profitieren, weil beispielsweise Batterien in Elektroautos als Zusatznutzen dem Stromsektor kostengünstig Flexibilität bereitstellen können. Das sind die zentralen Ergebnisse der Studie „Stromspeicher in der Energiewende“, die von vier renommierten Forschungsinstituten im Auftrag von Agora Energiewende erstellt wurde.
„Die Energiewende muss nicht auf Speicher warten. Für die nächsten 15 bis 20 Jahre – das heißt bis zu einem Anteil von 60 Prozent Erneuerbaren Energien – haben wir noch genügend andere, günstigere Flexibilitätstechnologien zur Verfügung“, sagt Patrick Graichen, Direktor der Denkfabrik, die von der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation getragen wird. „Die Märkte für neue Speichertechnologien wie Batterien, Power-to-Heat oder Power-to-Gas werden vermutlich dennoch dynamisch wachsen – aufgrund eines steigenden Bedarfs aus den Bereichen Verkehr, Wärme und Chemie.“
Speicher brauchen schon jetzt gleichberechtigten Marktzugang
Die Studie unterscheidet in Lang- und Kurzzeitspeicher und variiert den Speicherzubau in jeweils drei Szenarien. Die Szenarien bilden das voraussichtliche Stromsystem der Jahre 2023 und 2033 ab, außerdem das Stromsystem bei einem 90-prozentigen Anteil Erneuerbarer Energien. Detailliert wurde neben dem Einsatz von Speichern zum Ausgleich von Stromerzeugung und -nachfrage auch ihr Einsatz für Systemdienstleistungen betrachtet. Dabei wurde auch die Verteilnetz-Ebene eingehend analysiert. Hierbei zeigte sich, dass bereits heute einige Anwendungen existieren, bei denen Batteriespeicher kosteneffizient eingesetzt werden können. Diese Nischenanwendungen werden jedoch auch langfristig nur ein beschränktes Marktvolumen erreichen.
„Noch sind neue Stromspeicher teuer. Das kann sich aber auch schnell ändern. Speicher müssen deswegen schon jetzt gleichberechtigten Zugang zu den Märkten erhalten. Das gilt zum einen bei Märkten für Flexibilität, wie dem Regelleistungsmarkt oder einem zukünftigen Kapazitätsmarkt. Dies gilt aber auch im Verteilnetz, wo Speicher ein Element im Baukasten der Netzbetreiber sein können“, betont Graichen.
Die Studie wurde von einem Konsortium des FENES (OTH Regensburg), IAEW (RWTH Aachen), ef.Ruhr (TU Dortmund) und ISEA (RWTH Aachen) im Auftrag von Agora Energiewende erstellt.