Miegels „Kunst der Beschränkung“

Neues Buch: „Größenwahn und Selbstüberschätzung“

Eine „kollektive Hybris“ habe uns befallen, konstatiert der Bonner Soziologe Meinhard Miegel in seinem neuen Buch “Hybris. Die überforderte Gesellschaft”. Kein Land sei wirklich bereit, die Ausbeutung unseres Planeten zu stoppen, klagt er. Miegel fordert darum von uns allen, sich endlich mit „Weniger“ zu begnügen. Zugegeben, eine gute und notwendige Idee. Aber leider wohl kaum massentauglich, oder? Das fragt Martin Roos auf Wirtschaftswoche Green.

Aus dem Verlagstext: „Größenwahn und Selbstüberschätzung sind Teil der menschlichen Natur. Doch erst heute werden sie als Erfolgsfaktoren kultiviert. Die Folgen sind krankhaft wuchernde Wirtschaftsaktivitäten, entfesselte Finanzmärkte, dysfunktionale Bildungs- und Infrastrukturen, aus dem Ruder laufende Großprojekte, unkontrollierbare Datenmengen und globales Allmachtstreben. Meinhard Miegel, einer der profiliertesten Vordenker Deutschlands, sieht in dieser allgegenwärtigen Hybris die wesentliche Ursache für die tiefgreifende Krise von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.“

Der bekehrte Marktradikale propagiert die Kunst der Beschränkung

„Die exzessive Entwicklung unserer Lebenswelt, die Miegel eindringlich schildert, überfordert alle: Einzelne und Gruppen, Unternehmen, Schulen und Universitäten, Parteien, Regierungen und internationale Organisationen. Ihre Kosten sind enorm, keine Volkswirtschaft kann sie stemmen. Die Lösung des Problems ist erprobt und zuverlässig: Es ist die Kunst der Beschränkung – die Rückkehr zu einem menschlichen Maß, das unsere individuellen und gesellschaftlichen Ressourcen schont und in ein neues Gleichgewicht bringt. Worin diese Kunst besteht, macht Miegel an vielfältigen Beispielen eindrucksvoll deutlich.“

Unmäßigkeit westlicher Kulturen

„Miegels Kritik zielt auf die Unmäßigkeit westlicher Kulturen“, so der Ullstein-Verlag weiter. Beispiele dafür sind der Berliner Chaos-Flughafenbau, die Hamburger Elbphilharmonie mit ihren explodierenden Kosten, die zuletzt von einst geplanten 77 Millionen auf 789 Millionen Euro stiegen oder der tägliche Stau auf Deutschlands Straßen. Alles soll besser, schneller und effektiver werden, hoffen viele. Doch oft tritt nur das Gegenteil ein. Miegel spricht deswegen auch nicht von einer Krise, sondern von einem allgemeinen Erschöpfungszustand, der aus unserer Gier und Maßlosigkeit entstanden ist und letztlich alle überfordert.“

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