Nur noch eine Generation Kohle und Öl verbrennen

Mehr als 50 % der Fossilen müssen im Boden bleiben

Ansteigende Meeresspiegel, die Inselstaaten zu überfluten drohen, schmelzende Gletscher, Hitzewellen mit anhaltender Trockenheit, dazu immer mehr extreme Wetterereignisse – Begleiterscheinungen des Klimawandels, und längst nicht alle. Eine Forschergruppe des Global Carbon Budget fordert daher, dass Kohle und Öl nur noch 25 Jahre lang verbrannt werden dürfen. Nicht überraschend: Mit 40 Milliarden Tonnen droht für 2014 ein erneuter Negativ-Rekord.

Zwei-Grad-Grenze in 30 Jahren überschritten

Gut zwei Billionen Tonnen CO2 seien seit Beginn der Industrialisierung emittiert worden, gehe der CO2-Ausstoß so weiter, überschreite er in etwa 30 Jahren 3,2 Billionen Tonnen seit Beginn der Industrialisierung, den für die Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze kritischen Wert. Um das zu vermeiden, müsste mehr als die Hälfte der fossilen Brennstoffe im Boden bleiben.

Corinne Le Quéré, Direktor des Tyndall Centre an der University of East Anglia: „Der menschliche Einfluss auf die Klimaveränderung ist klar. Wir brauchen wesentliche und anhaltende Verringerungen der CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wenn wir die globale Klimaveränderung beschränken wollen. Wir sind weit entfernt von echten Entscheidungen, die notwendig wären, um unter 2° C Klimaerwärmung zu bleiben, ein Niveau, das für viele Länder – sogar für reiche Nationen – bereits schwierig handzuhaben sein wird.“

Jetzt handeln

Professor Pierre Friedlingstein von der Universität von Exeter, Leitautor der Nature-Geoscience-Veröffentlichung, sagte: „Die Zeit für eine ruhige Entwicklung unserer Meinungen zur Klimaveränderung ist jetzt zu Ende. Verzögerung ist nicht mehr das Mittel der Wahl – wir müssen gemeinsam handeln, und schnell handeln, wenn wir eine Chance haben wollen, die Klimaveränderung – nicht weit in der Zukunft, sondern in unserer eigenen Lebenszeit – zu verhindern.“

„Wir haben bereits zwei Drittel des Gesamtkohlenstoffs verbraucht, den wir noch verbrennen dürfen, um weiter unter der entscheidenden 2-Grad-Grenze zu bleiben. Wenn wir mit der gegenwärtigen Geschwindigkeit weitermachen, erreichen wir unsere Grenze schon in nicht mehr als 30 Jahren – und das ohne jede Steigerung des Emissionsniveaus. Die Folge unmittelbaren Handlung ist beunruhigend klar – entweder wir übernehmen eine gesammelte Verantwortung, um einen Unterschied, und bald zu machen, oder das wird zu spät sein.“

Zudem müsse der CO2-Ausstoß im gleichen Zeitraum um mindestens fünf Prozent jährlich reduziert werden, verlangen die Forscher um Le Queré und Friedlingstein: Der Trend müsse umgekehrt werden – denn allein 2014 stiegen die Treibhausgasemissionen um 2,5 Prozent, berichten die Gelehrten in ihrer Bilanz, die sie nun in mehreren Fachzeitschriften veröffentlicht haben.

China auch bei Pro-Kopf-Emissionen auf der Überholspur

2013 emittierte China pro Kopf seiner Bevölkerung 7,2 Tonnen CO2 und überholte damit erstmals Europa, das nur auf 6,8 Tonnen pro Kopf kam – so die Wissenschaftler. Bereits 2006 hatte China insgesamt die USA als größter Treibhausgas-Emittent abgelöst, was angesichts der hohen Bevölkerungszahl nicht weiter verwunderlich schien – dass China jetzt trotz nach wie vor niedrigerem Lebensstandard und entsprechend niedrigerer Auto-Dichte auch in den Pro-Kopf-Emissionen auf der Überholspur ist, ist ein weiterer Grund zur Besorgnis.

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