2. Friedrich Führ antwortet Franz Alt
Friedrich Führ (Gründungstifter und Gründungsvorstand der DESERTEC Foundation und Mitglied der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome) nimmt Bezug auf den Kommentar von Franz Alt:
„Ihre Schlussfolgerung geht auf einen Beitrag Ihres Kollegen Markus Balser von der Süddeutschen zurück, die leider einige eklatante Fehler enthält.
Sie werden sich noch wundern, wie sehr Sie hier daneben liegen. Sie hätten es gerne, dass Desertec scheitert. Deshalb jubeln Sie hier so. Die Dii GmbH (soviel Zeit muss sein) hat ihren Auftrag erledigt! Ich weiß das, weil ich war an der Formulierung der Ziele der Planungsgesellschaft aktiv beteiligt.
Das EINE Projekt Desertec gab es nie. Die Vision, die Wüsten der Erde für saubere Stromproduktion zu nutzen (= Desertec), sollte und soll immer noch an tausenden unterschiedlichen Standorten in den Wüsten der Welt umgesetzt werden und ist nach wie vor ein wichtiger Beitrag zur künftigen Energieversorgung der Menschheit. Und es geschieht bereits und wird weitergehen.
Und selbst wenn die Dii GmbH abgewickelt werden sollte, dann ist die Überraschung darüber sehr verwunderlich. Diese Planungsgesellschaft hatte von Anfang an einen begrenzten Auftrag und nur begrenzt Zeit. Sie sollte innerhalb von 3 Jahren einen ‚Roll-out-Plan‘ liefern, wie die Desertec-Vision in der Region EU-MENA umgesetzt werden kann. Sie besteht jetzt schon im fünften Jahr. Und dabei sollte sie ins Detail gehen und die Kompetenz der Partner nutzen und Forderungen an die Politik formulieren und Rahmenbedingungen benennen, die die Industrie braucht, um die Desertec-Vision zu realisieren. (Kraftwerke bauen oder gar Strom liefern war nicht der Auftrag der Dii GmbH. Das ist -wie immer- dem jeweiligen Investor überlassen.)
Man darf fragen, ob die Dii ‚geliefert‘ hat, ob und wenn ja, wie weit ihr das gut gelungen ist. Meine Antwort ist ganz klar JA.
Fest steht, dass die Industrie Initiative, die gemeinsam mit der DESERTEC Foundation als GmbH gegründet wurde, eine einzigartige Erfolgsgeschichte ist. Allein die Tatsache, dass Industrie, Banken, Versicherungen dem Ruf einer unabhängigen gemeinnützigen Stiftung (NGO) gefolgt sind und sich zusammen taten, war schon außergewöhnlich. Selbst die für ihre David gegen Goliath-Strategie bekannten Freunde von Greenpeace haben nachgerechnet und anschließend bestätigt: beste Idee der Industrie seit langem.
Und ohne den Einsatz der Münchner Rück Versicherung und der Einladung durch deren Vorstand Torsten Jeworrek, wäre nicht so schnell eine Übereinkunft erzielt worden. Es brauchte die Ebene der Vorstände und es brauchte einen, der die Angelegenheit zu seiner Sache macht und weiter trägt. Mit anderen Worten: im besten Sinne Führung übernimmt.
Die Wirkung war weltweit spürbar. Die Zusammensetzung der Partner der Dii GmbH ist in jeder Hinsicht besonders an Internationalität und Interdisziplinarität. Das dies nicht ganz reibungsfrei ablaufen kann, versteht sich von selbst. Es gibt in der Öffentlichkeit und leider auch bei Ihnen, verehrter Franz Alt, immer noch eine Fülle von Mißverständnissen, es sprengte den Rahmen hier, diese darzustellen und alle zu korrigieren. Ein Abgesang auf „Desertec“ ist jedenfalls definitiv fehl am Platz.
Dank und Anerkennung für „die Mühen der Ebene“, für das Durchhaltevermögen und die Koordination gehen an die vielen Macher. Und es gibt eine Menge zu lernen.
Jetzt, wo die Ergebnisse von fünf Jahren Arbeit auf dem Tisch liegen, stellt sich die zentrale Frage: Wollen wir diese Kooperation innerhalb Europas auf dem Energiemarkt und darüberhinaus mit Nordafrika? Wir wissen, dass dies für den Umstieg auf Erneuerbare Energien die kostengünstigste Variante ist. Das haben viele Studien und auch die umfangreichen Untersuchungen der Dii GmbH glasklar ergeben. Sie gehören zu denjenigen, die das (noch) nicht wollen, Herr Alt. OK, das ist ihr gutes Recht.
Erlauben Sie mir trotzdem eine abschließende Bemerkung: Was mich bei intelligenten Menschen immer verwundert, ist das Denken in Schein-Alternativen, mit der sie ihre Ablehnung rationalisieren und begründen wollen. Damit meine ich: Die Schein-Alternative zentral versus dezentral ist ein grobes Mißverständnis der Erfordernisse der Energieversorgung- JEDE Anlage ist dezentral, sie kann aber klein oder groß sein. Und wir brauchen beides große und kleine Anlagen und wir brauchen einen schnelleren Umstieg auf Erneuerbare Energien weltweit. Dazu wollte und dazu hat Desertec einen wichtigen Beitrag geleistet.“
->Quellen und weitere Informationen:
- sonnenseite.com/Desertec-Groessenwahn ist ausgetraeumt
- sonnenseite.com/Desertec antwortet Franz Alt
- klimaretter.info/viele-europaeer-verstehen-desertec-nicht
- Wüstenstromprojekt Desertec „Karawane am Abgrund“ (Markus Balser – Süddeutsche.de)
- Wüstenstromprojekt Desertec „In den Sand gesetzt“ (Markus Balser – Süddeutsche.de)
- solarify.eu/desertec-foundation-kuendigt-der-dii-gmbh
- taz.de
- desertec.org/gruendung-der-dii-gmbh
- tagesspiegel.de/paul-van-son-wechselt-zu-rwe