„Dii tritt in neue Phase ein“
Die Desertec Industrie-Initiative (Dii) wird in ihrer bisherigen Form beendet und nur noch als Beraterfirma weiter existieren. Sie „soll mit neuer Ausrichtung weitergeführt werden und sich in erster Linie auf Dienstleistungen für ihre Gesellschafter konzentrieren, die im Nahen Osten und Nordafrika zu konkreten Projektaktivitäten beitragen und deren Verwirklichung erleichtern“, so eine Presse-Verlautbarung aus der Münchner Zentrale. Das hätten die Dii-Gesellschafter bei ihrem Treffen in Rom am 13.10.2014 beschlossen.
Gesellschafter der „neuen“ Dii GmbH bleiben vorerst nur noch die saudi-arabische ACWA Power, RWE und die chinesische SGCC. Noch-Dii-Geschäftsführer Paul van Son: „Erneuerbare Energien haben vor fünf Jahren im Nahen Osten und Nordafrika beim Start der Dii kaum eine Rolle gespielt. Das ist heute völlig anders. Rund 70 der Projekte sind inzwischen realisiert oder in der Umsetzung. Die Dii hat in dieser Zeit tatkräftig mit Überzeugungsarbeit, Grundlagenstudien und konkreten Länderstrategien geholfen. Diese Phase ist jetzt abgeschlossen und die Dii stellt sich auf veränderte Anforderungen ein.“
„Solarthermische Kraftwerke bieten ein hohes Maß an Versorgungssicherheit“
Prof. Robert Pitz-Paal, Direktor im Institut für Solarforschung des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erläutert, wie sich die Idee, Strom mit Solarthermischen Kraftwerken in sonnenreichen Regionen zu generieren, aus seiner Sicht weiterentwickeln wird.
Die Dii hat entschieden, dass sie nur noch als kleine Beraterfirma bestehen bleibt. Bedeutet das auch das Ende der Idee, Strom mit Solarthermischen Kraftwerken in der Wüste zu generieren?
Nein, denn der Markt für solarthermische Kraftwerke hängt kurzfristig vor allem davon ab, ob die Wüstenstaaten bei der eigenen Energieversorgung in Zukunft auf Sonne und Wind setzen. Und hier sind die Entwicklungen ja zum Teil sehr ermutigend. Marokko ist mitten in der Umsetzung eines Solarplans der zum Ziel hat, Solarkraftwerke mit einer Kapazität von 2000 Megawatt zu bauen. 500 Megawatt sind bereits im Bau beziehungsweise ausgeschrieben. Diese Anlagen werden mit thermischen Speichern ausgerüstet sein und können damit die Spitzenlast in den Abendstunden decken, die heute mit teuren Ölimporten abgesichert wird. Auch ein Land wie Saudi-Arabien, selbst großer Ölexporteur, hat verstanden, dass es seinen eigenen Bedarf an Strom in Zukunft lieber mit Sonne und Wind deckt und bereitet Ausschreibungen vor. Der durch das hohe Bevölkerungswachstum stetig steigende Energieverbrauch würde nämlich sonst schon im Jahr 2030 Einnahmen durch Ölexporte nahezu unmöglich machen. Zum zukünftigen Energiemix werden natürlich auch solarthermische Kraftwerke gehören.
Wird sich die Auflösung der Dii in ihrer jetzigen Form auf den Bau von Solarkraftwerken in Nordafrika und dem Mittleren Osten auswirken?
Aus meiner Sicht gar nicht. Die Dii hat in den vergangenen fünf Jahren wichtige Kontakte geknüpft und für einige Länder Strategien für die Energieversorgung ausgearbeitet. Die Industrievereinigung hat aber selbst weder Projekte entwickelt, noch finanziert. Dies haben in der Zwischenzeit unter anderem Algerien, Saudi-Arabien und Marokko getan und solare Kraftwerksprojekte ausgeschrieben. Anbieter der Kraftwerkstechnologie sind daher weiter aktiv dabei und konkurrieren um diese Aufträge.
Wo sehen Sie die Zukunftsmärkte von solarthermischen Kraftwerken?
Solarthermische Kraftwerke sind vor allem im Sonnengürtel der Erde gefragt. In vielen dieser Regionen wächst der Energiebedarf aufgrund der Entwicklung von Wirtschaft und Bevölkerung rapide an. Im Mix mit anderen erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik lässt sich mit Solarkraftwerken mit thermischen Energiespeichern ein hohes Maß an Versorgungsicherheit erzielen. Das bietet große Vorteile für Länder die nicht über Öl- oder Gas-Lagerstätten verfügen und fossile Energieträger importieren müssen. Zudem können die Solarkraftwerke mit einem großen Anteil an lokaler Fertigung gebaut werden. Damit kann diese Technologie wichtige Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung in Nordafrika und dem mittleren Osten setzen. Die IEA rechnet daher in ihrer neuesten Studie damit, dass im Jahr 2050 elf Prozent des weitweiten Strombedarfs aus solchen Kraftwerken stammen werden.
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