„Agendakongress“ des Forschungsforums Energiewende
180 Hochschulen und 120 außeruniversitäre Institute forschen in Deutschland an Energiethemen. Wie sollte die Energieforschung in den kommenden Jahrzehnten ausgerichtet werden? Welche sind die drängendsten Fragen an die Wissenschaft und wo kann sie neue Perspektiven eröffnen? Darüber diskutierten am 14.10.2014 rund 300 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik beim Agendakongress des Forschungsforums Energiewende in Berlin.
Die Veranstaltung war Teil eines breitangelegten gesellschaftlichen Dialogs im Forschungsforum Energiewende – die Bundesregierung hat unter Federführung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) einen Agendaprozess initiiert, um zentrale Forschungsthemen der Energiewende zu erarbeiten.
Wanka: „Damit das Fahrrad nicht überall parallel erfunden wird“ – fünf Großforschungsbereiche
„Die deutsche Forschung muss sich mit ihrer exzellenten Expertise in die Ausgestaltung der Energiewende mit ganzer Kraft einbringen“, so Bundesforschungsministerin Johanna Wanka in ihrer Eröffnungsrede. Ihr Motto nahm sie von Hannibal – der soll gesagt haben: „Wenn wir den Weg nicht finden, müssen wir ihn machen.“ Die Energiewende sei keine rein technische Veranstaltung. “Die Identifizierung langfristiger Forschungsthemen, die für die Energiewende von Bedeutung sind, ist aber nicht nur Aufgabe der Wissenschaft. Ich freue mich, dass sich mit dem heutigen Agendakongress auch Wirtschaft, Bürgergesellschaft und die Fachpolitik aus Bund und Ländern in den Prozess einbringen.“ Viele verschiedene Wissenschaften müssten zusätzlich zu den Technikwissenschaften mitmachen, alle gesellschaftlichen Bereiche einbezogen werden, vor allem der sozial- und gesellschaftspolitische Kontext sei wichtig. Ziel sei: „Wie können wir die Stellung Europas mit 25 Prozent der weltweiten wissenschaftlichen Wertschöpfung von nur 7,5 Prozent Bevölkerung erhalten?“ Wanka mahnte abschließend „Ehrlichkeit“ an: „Es können nicht alle Gewinner der Energiewende sein!“
Müller (BDEW): „Deutschland weltweites Test- und Entwicklungslabor für exportorientierte Energieindustrie“
Für Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist die enge Verknüpfung von Forschung, Politik und Wirtschaft eine zentrale Voraussetzung für erfolgreiche Forschungsprojekte der Zukunft: „Die Kopernikus-Großprojekte stellen die zentralen Herausforderungen der künftigen Technologieentwicklung dar.“ Die deutsche Energiewirtschaft sei bereit, ihren Beitrag in diesem Prozess zu leisten: „Dazu muss sie aber auch in der Lage sein. Ein ausuferndes regulatorisches Umfeld oder eine sich massiv verschlechternde wirtschaftliche Lage der Energieversorger wird zum Scheitern aller Pläne und Absichten führen.“
Am Herzen lag Müller vor allem, dass „die politischen wie marktlichen Rahmenbedingungen passen“, hier „liegt noch einiges im Argen. Denn das EEG allein entfaltet keine Innovationswirkung“. Denn Innovationen nützten wenig, wenn zum Beispiel modernste Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen „durch die einseitige Privilegierung der Erneuerbaren immer kürzer am Netz laufen und große wirtschaftliche Probleme“ hätten. Laut Müller „brauchen wir natürlich weiter konventionelle Energien für die Versorgungssicherheit.