„Wenn wir den Weg nicht finden, müssen wir ihn machen“

1. Podiumsdiskussion: „Kernthemen der strategischen Forschungsagenda Energiewende“

Das Forschungsforum Energiewende erarbeitet bis Ende des Jahres in einem breit angelegten Stakeholder-Dialog eine Strategische Forschungsagenda Energiewende. Darin werden Forschungsthemen identifiziert, die mittel- bis langfristig für die Energiewende von zentraler Bedeutung sind und bereits heute mit hoher Priorität angegangen werden müssen. Diese Strategische Forschungsagenda bezieht Praxiswissen aller Akteure der Energiewende ein. Im Forschungsforum Energiewende sowie in Workshops mit Vertretern der organisierten Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Bundesländer wurden Strukturen für die Strategische Forschungsagenda entworfen und in einem iterativen Prozess ihre Kernthemen herausgearbeitet. Welche dieser Themen sind für den Umbau der Energieversorgung von zentraler Bedeutung? Gibt es weitere? Welche Themen sollten vorrangig angegangen werden? Über diese und weitere Fragen diskutierten die Gäste auf dem ersten von Inge Paulini, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, moderierten Podium.

  • Dr. Udo Niehage (Siemens AG, Unternehmensbeauftragter für die Energiewende; Vorsitzender des BDI-Unterausschusses „Energieforschung und Energietechnologien“)
  • Prof. Dr. Robert Schlögl (Direktor des Fritz-Haber-Instituts sowie des Instituts für chemische Energiekonversion der Max-Planck-Gesellschaft, Vorsitzender des Steuerkreises des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“)
  • Prof. Dr. Klaus Töpfer (Institute for Advanced Sustainability Studies, Exekutivdirektor)
    Moderation:
  • Dr. Inge Paulini (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, Generalsekretärin)
  • Dr. Franz-Georg Rips (Deutscher Mieterbund, Präsident)
  • Prof. Dr. Manfred Fischedick (Wuppertal-Institut, Vizepräsident)

Schlögl: „Energiewende ist Gemeinschaftsaufgabe

Der Initiator des Forschungsforums Energiewende und des Akademienprojekts „Energiesysteme der Zukunft“, Prof. Robert Schlögl, erläuterte in der ersten Podiumsdiskussion Ziel und Zweck der Initiativen:  „Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Nun ist es nicht einfach, die Wissenschaft mit einer Stimme sprechen zu lassen: Aber wir brauchen dazu die Rechts- und Sozialwissenschaften, die Geisteswissenschaften, ebenso wie die technischen Wissenschaften, natürlich die Naturwissenschaften aller Schattierungen.“

Das Energiesystem habe viele Verknüpfungen – werde eine verändert, so reagierten alle. Alle Eingriffe hätten „Nebenwirkungen wie Pharmazeutika“, diese erforderten wiederum Reaktionen, was schlussendlich mit Herrschaftsverlust über das Gesamtsystem einhergehen könne. „Kaum jemand von uns versteht das Energiesystem in seiner Gesamtheit wirklich – daher kommt aus der Politik immer wieder die Feststellung: ‚Den Masterplan gibt es nicht‘! Den Masterplan, den man nur sauber abarbeiten muss, bis die Energiewende fertig ist.“

Das Energiesystem sei ein gleichzeitig flexibles und dynamisches System – daher gebe es in den acht Arbeitskreisen des Forschungsforums viele Schnittstellen. Schließlich betonte Schlögl, es sei entscheidend, dass die Wissenschaften in diesem Prozess keine Empfehlungen formulierten, sondern lediglich Handlungsoptionen gäben, mit jeweils unterschiedlichen Konsequenzen. Nach den Forschungsdesideraten werde die strategische Ausrichtung des Forschungsforums vorgenommen. Aber bei allen Projekten werde von Beginn an auf Akzeptanz geachtet, würden Wirtschaft und Gesellschaft einbezogen.

Niehage: „Längerfristig denken!

Udo Niehage, Energiewende-Beauftragter von Siemens, fragte nach den Grundlagen, die auf dem „Weg zur Marktreife“ bearbeitet werden müssten: „Wir müssen dabei längerfristig denken!“ Und: wir müssten auch ein zwischenzeitliches Scheitern tolerieren – auch Misserfolge brächten uns weiter.