Fusion versus Spaltung
Vor mehr als 50 Jahren sei die Atomenergie durch Kernspaltung der Aufreger ihrer Zeit gewesen, so die LM-Webseite weiter. Die Menschen hätten versucht, mit Atomkraft fast alles, sogar Flugzeuge anzutreiben. Schließlich aber hätten operative Hürden verhindert, dass sich die Kernspaltung weltweit verbreitet habe. Während diese weiterhin unsere Kernreaktoren antreibe, biete die Fusion eine sauberere, sicherere Energiequelle. „Kernspaltung ist der Vorgang, wenn ein Atom in zwei kleinere Fragmente gespalten wird, wodurch in einer Art Explosion Wärmeenergie freigesetzt wird. Fusion ist der Prozess, durch den ein Gas aufgeheizt und in seine Ionen und Elektronen getrennt wird. Wenn die Ionen heiß genug sind, überwinden sie ihre gegenseitige Abstoßung, kollidieren und verschmelzen miteinander. Wenn dies passiert, setzen sie viel Energie frei – etwa eine Million Mal stärker ist als eine chemische und 3-4 mal stärker als eine Spaltungsreaktion.“
Wie die Kompakt-Fusion funktioniert
Kernfusion ist der Prozess, der auf der Sonne abläuft. Nach dem LM-Konzept soll dieser Prozess in einem kompakten magnetischen Behälter nachgeahmt und kontrolliert nutzbare Energie freigesetzt werden. Ein Reaktor, der klein genug ist, um auf einen Lastwagen zu passen, könnte laut LM genug Strom für eine Stadt bis 100.000 Menschen erzeugen.
Aufbauend auf mehr als 60 Jahren Fusionsforschung sei der Lockheed Martin-Skunk-Works-Ansatz zur kompakten Fusion ein „‚High-Beta-Konzept‘. „Dieses Konzept nutzt einen hohen Anteil oder den ganzen Magnetfeld-Druck – dadurch können wir unsere Geräte 10-mal kleiner als die bisherigen Konzepte machen.“
„Lockheed Martin Honored Among Best in Class Globally for Sustainability“ (Lockheed Martin unter den weltweit Besten in Nachhaltigkeit) meldete stolz die LM-Webseite: Das Unternehmen aus North Bethesda, Maryland, sei im Oktober 2014 gleich dreimal nominiert worden: zum Dow Jones Sustainability World Index (laut Lexikon der Nachhaltigkeit „prominentestes Gütesiegel unter den Nachhaltigkeitsindizes“) und für zwei Climate Change Management Indices des CDP (Carbon Disclosure Project), was weltweit unter den führenden Unternehmen neue Maßstäbe setze.
Die kompakte Größe sei der Grund, warum LM glaubt, dass man in der Lage sei, die Fusionstechnologie schnell zu verwirklichen: Je kleiner die Vorrichtung sei, desto leichter sei es, Dynamik zu erzeugen und sie schneller zu entwickeln. „Statt in fünf Jahren ein Konzept zu planen und umzusetzen, dauert es nur ein paar Monate. Wenn wir ein paar dieser Prüfungs- und Verfeinerungs-Zyklen verkürzen, werden wir in der Lage sein, im gleichen Fünfjahreszeitraum einen Prototyp zu entwickeln.“
Um die Energie der Sonne nachzuahmen und zu steuern, schaffe man „ein Konzept, das mit Hilfe einer magnetischen Flasche funktioniert. Mit dieser Flasche kann man extrem hohe Temperaturen handhaben – bis zu hunderte Millionen Grad. Die erzeugte Wärmeenergie treibt Turbinengeneratoren an, deren Brennkammern aber durch einfache Wärmetauscher ersetzt werden. Die Turbinen erzeugen dann Strom oder die Antriebsleistung für eine Reihe von Anwendungen bis hin zu Flugzeugantrieben.“
Super-Flop?
Die Welt ist sicher: „Physiker bezweifeln die Sensationsmeldung von Lockheed-Martin zur Entwicklung eines Fusionskraftwerks: Es gibt physikalische und technische Gründe, warum das Konzept nicht funktionieren kann. Die wissenschaftliche Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in München-Garching (IPP), Professor Sibylle Günter, hat das von Lockheed-Martin vorgelegte Konzept gemeinsam mit Fachkollegen analysiert und kommt zu einem vernichtenden Urteil: ‚Die vorgeschlagene Anordnung ist gar nicht zum Einschluss heißer Plasmen geeignet.'“
->Quellen: