Zusammenfassung: „Europe’s Low Carbon Industries: A Health Check“
Die Ernst & Young-Studie „Europe’s Low Carbon Industries: A Heath Check“ analysiert die aktuelle Situation von Industrien mit treibhausgas-senkenden Technologien in der EU: Fotovoltaik, Windenergie, Biokraftstoffe, innovative Fahrzeugantriebe, Smart Grids und Speichertechnologien.
Trotz ihres frühen Entwicklungsstadiums haben diese Industrien bereits jetzt Beschäftigungswirkung: So arbeiten in der EU
- 220.000 Menschen im Solarbereich,
- 270.000 in der Windindustrie und
- 110.000 in der Produktion von Biokraftstoffen.
Für alle untersuchten Marktsegmente wird bis 2020 ein bedeutsames globales Marktvolumen von jeweils € 100 Mrd. prognostiziert. Ernst & Young zählt drei wesentliche Erfahrungen aus den bisherigen Entwicklungen auf:
- Ein erfolgreicher Start bedingt politische Vorgaben und direkte Unterstützung der Industrien. In der EU wurden bis einschließlich 2011 ca. 40% der globalen Investitionen in erneuerbare Energien getätigt, was im Wesentlichen auf nationale Politikziele und Förderungen in der Form von erhöhten Einspeisevergütungen für den erzeugten Strom zurückzuführen ist. Dies kann richtungsweisend gerade für die Speichertechnologien sein.
- Stabile und glaubwürdige politische Vorgaben sind der kritische Erfolgsfaktor für die Bereitschaft von Investoren, Kapital in die Entwicklung und Umsetzung dieser Technologien zu geben. So musste seit 2011 ein deutliches Absinken der Investitionsvolumina im PV- wie den Windsektor verzeichnet werden, da hohe Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Energiepolitiken und der damit verbundenen Ausschreibungs- und Fördersysteme bestand. Inzwischen hat China diese Regionen als wichtigstes Land für Projekte im Bereich erneuerbare Energien abgelöst.
- Zielgerichtete Fördersysteme können das Wachstum durch die gesamte Wertschöpfungskette stimulieren. So haben der American Recovery and Reinvestment Act in den USA (2011), Japans ‚Excess Electricity Purchasing Scheme for Photovoltaic Power‚ für die PV-Industrie (2009), and Chinas Fünfjahrespläne seit 2006 deutliche Impulse gesetzt.
73% der PV-Wertschöpfung bleibt bei europäischen Akteuren
Der Wettbewerbsvorteil der EU liegt in Forschung und Entwicklung sowie in Innovationen, effizienten Produktionsprozessen schließlich der hohen Qualifizierung des Personals. Obwohl im PV-Bereich weite Teile der Zell- und Modulproduktion zugunsten asiatischer Produzenten verloren gegangen sind, verbleibt damit dennoch ein Anteil von 73% der gesamten Wertschöpfung bei europäischen Akteuren – dies in bestimmten Produktionsbereichen (z.B. Wechselrichter), durch die Integration sowie den Entwicklungs- und Servicebereich.
Anders in der Windindustrie: Hier konnten sich europäische Anbieter behaupten. Im Onshore-Windbereich konnten in der Vergangenheit Nettoexporte erzielt werden und auch im Offshore Windsektor sind europäische Firmen technologisch marktführend. Gleichzeitig bieten auch Industriezweige, in denen in Europa bislang vergleichsweise geringere Aktivität entfaltet wurde, Potenziale:
- Biokraftstoffe: Konventionelle Erzeugungstechnologien verlieren aufgrund des hohen Bedarfs an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und aufgrund gegenläufiger Umweltwirkungen an Bedeutung; in der Folge wurden in der EU wie in den USA mit erkennbarem Erfolg Investitionen in [[C02]]-effiziente Technologien getätigt, die wiederum zu Produktions- und Beschäftigungseffekten führen werden.
- Innovative Fahrzeuge: Ob Elektromobilität oder Wasserstoff – der Markt für .alternative‘ Fahrzeuge bleibt in Europa verglichen mit den USA und Japan eine Nische. Dennoch kann sich Europa auf eine solide Industriebasis stützen mit einer Fahrzeugindustrie, die Fahrzeugtypen entwickelt und neue Mobilitätskonzepte umgesetzt hat.
- Energiespeicherung: Stromspeicherung ist vor allem für die Integration von erneuerbaren Energien essentiell. In den letzten Jahren wurde in Europa die Forschung in diesen Bereichen intensiviert und ein Wettbewerbsvorteil erzielt.
- Smart Grid: Desgleichen stellt der Bereich des ‚Smart Grid‘ einen Kernbereich einer innovativen Energieversorgung mit der Möglichkeit des Ausgleichs von Erzeugungsund Verbrauchsspitzen gerade grüner Energien sowie einer integrierten dezentralen Energieversorgung dar. Gerade hier sind in anderen Regionen der Welt – USA, China – deutlichere Entwicklungsfortschritte erzielt worden. Die europäische Industrie könnte aber bei einer Stärkung des Heimatmarktes ihr Potential entfalten.
Da neue Anbieter in die Märkte eintreten, wird sich das ,Window of Opportunity‘ in den nächsten Jahren schließen. Stabile langfristige Politikziele sind notwendig, um ein hinreichend attraktives Marktumfeld für die Weiterentwicklung von umwelt- und energieeffizienten Technologien sowie den Aufbau von Erzeugungskapazitäten zu gewährleisten. Gezielte Industriepolitik und gesetzte Standards zur Integration der technologischen Lösungen in das bestehende System der Energieversorgung sind die Voraussetzungen, um dieses in Europa vorhandene Potenzial nutzbar zu machen.
->Quellen: