1. Ministerinnen Wanka, Hendricks und Prof. Edenhofer (PIK-Potsdam)
2. Hans-Josef Fell
Umweltministerin Hendricks nannte den Weltklimabericht zugleich alarmierend und ermutigend und kündigte an, Kohlekraftwerke stillzulegen – wie, ließ sie offen. Der grüne Energieexperte und Energy Watch Group-Präsident Hans-Josef Fell nimmt die Ankündigungen von Hendricks „nicht sonderlich ernst“.
Weltweit müssten die Kohlendioxid–Emissionen aus fossilen Brennstoffen sinken – bis 2070 um vierzig bis siebzig Prozent. Bis zum Jahr 2100 sollte der CO2-Ausstoß fossiler Energieträger komplett beendet werden. Nur mit einer solch konsequenten Klimaschutzpolitik bleibe die Chance gewahrt, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Das stellte der Weltklimarat in seinem fünften Sachstandsbericht fest.
Internationale Kooperation unumgänglich
„Wir kennen die dramatischen Folgen des Klimawandels für Mensch und Natur, aber wir kennen auch die Werkzeuge, die man für den Klimaschutz braucht“, erklärte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Berlin. „Die Staatengemeinschaft müsse jetzt alles daransetzen, 2015 in Paris ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen zu verabschieden.
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka und Bundesumweltministerin Hendricks sehen Deutschland in einer zentralen Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels. Die Bundesrepublik sei nicht nur bei der
Erforschung und Entwicklung von Grundlagen, Strategien und Lösungsmöglichkeiten ein weltweit führendes „Klimaschutz-Labor“.
Mit der Energiewende sei Deutschland auch ein praktisches Beispiel für die Anwendung von Technologien, die den Klimaschutz weltweit voranbringen könnten. „Deutschland kann international eine wichtige Rolle spielen, wenn wir zeigen, dass Klimaschutz in einem Industrieland funktioniert“, erklärte Hendricks.
CO2 weiter mindern
Im Kampf gegen den Klimawandel will die Bundesregierung auch Kohlekraftwerke stilllegen. „Es wird wohl nichts anderes übrigbleiben, als dass wir auch Kohlekraftwerke abbauen“, so Hendricks. Dabei werde man aber die schwierige Lage der Energieversorger ebenso im Auge behalten wie die Arbeitsplätze.
„Wir haben noch die Wahl zwischen zwei oder vier Grad Celsius – je nachdem, ob wir gute oder schlechte Klimapolitik machen“, sagte der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Otmar Edenhofer. „Wenn wir die Kohle-Subventionen abschaffen, wäre schon vieles getan für den Klimaschutz“.
Bis 2020 will die Bundesregierung ihr Ziel erreichen, den CO2-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Mit den bisher beschlossenen Maßnahmen erreicht sie etwa 33 Prozent. Hendricks sieht Chancen, bei der Stromproduktion und der energetischen Gebäudesanierung, CO2 einzusparen.
Ein wichtiges Handlungsfeld sei auch der Emissionshandel. „Das Problem ist, dass es zu viel CO2-Zertifikate auf dem Markt gibt. Das führt zu Preisen, die keine Klimaschutz-Anreize mehr setzen“, sagte die Ministerin. Sie setze sich dafür ein, das Überangebot an Zertifikaten vom Markt zu nehmen und in eine Reserve zu führen. „So wird der Emissionshandel wieder zum Klimaschutzinstrument“, sagte Hendricks.“ Dass wir die Unternehmen im internationalen Wettbewerb entlasten, versteht sich von selbst, denn Standortverlagerungen helfen dem Klima nicht“, so die Ministerin.
Kosten des Klimaschutzes gering
„Wir müssen uns so schnell wie möglich in Bewegung setzen“, sagte der IPCC-Präsident Pachauri, als er den Weltklimabericht in Kopenhagen vorstellte. „Die Kosten des Nichthandelns werden entsetzlich viel höher sein, als die Kosten des Handelns. Es zeige sich im Gegenteil, dass ein rechtzeitiger Wechsel auf alternative Energien bezahlbar wäre. Die Kosten für den Klimaschutz würden das Wirtschaftswachstum kaum belasten. Bei geschätzten 1,6 bis 3 Prozent Wachstum pro Jahr schlüge der Klimaschutz nur mit 0,06 Prozent zu Buche.
Edenhofer erklärte: „Es gibt noch ein Zeitfenster von zwei bis drei Jahrzehnten, in dem der Klimawandel zu akzeptablen Kosten gebremst werden kann“. Hendricks will nicht abwarten. Im Dezember legt sie das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 vor.