Terium (RWE) warnt vor Problemen mit Versorgungssicherheit
Peter Terium, Vorstandsvorsitzender von RWE, sieht „irgendwann ernste Probleme mit der Versorgungssicherheit auf uns zukommen – die Reihe der Kraftwerksschließungen ist nicht zu Ende. Aber sein Unternehmen frage natürlich: Muss ich schlechtem Geld gutes hinterherschmeißen?“
Nach dem Motto: „Es muss etwas geschehen, aber es darf nichts passieren“, stellte er fest, er habe „über die Kapazitätsmärkte in den USA noch nichts Negatives gehört“. Dabei müsste der Energy-Only-Markt die Grundlage bleiben, Kapazitätsmärkte hin oder her. Terium prophezeite Knappheiten mit daraus resultierenden Preisspitzen: „Es wird Zeiten geben, wo Strom mehrere hundert oder gar tausend Euro pro Megawattstunde kosten wird, nicht oft, es wird aber vorkommen.“ Das nahmen später andere auf. Laut Terium muss es Anreize geben, in neue Kraftwerke zu investieren. Gegenwärtig sei das aber nicht der Fall. Am Ende zahle jedoch der Verbraucher.
„Kaum ist die erste Welle von Höchstpreisen über die EPEX geschwappt, werden Sie lesen: ‚Politik erlaubt Monsterpreise!‘ Bei 23.ooo Euro für eine Megawattstunde würden wir mit unserem Kraftwerk Lingen in einer Stunde 13 Millionen verdienen“ – Terium nannte sein Beispiel als ausgleichende Gerechtigkeit fürs lange Vorhalten ohne Geldverdienen.
Er verlangte einen „dezentralen Leistungsmarkt – der beste Vorschlag ist der von BDEW und KVU. Ich habe noch keinen besseren gesehen. Der kostet nur 100 Millionen mehr im Jahr, oder gar weniger – aber fördert Innovationen, nicht nur konventionelle, auch erneuerbare Energien sollen teilnehmen, hier liegt unentdecktes Potenzial für die Energewende.“
Jochen Homann (BNetzAg) Stromlücke
Im Rahmen einer Podiumsdiskusison hielt es der Präsident der Bundesnetzagentur für plausibel, dass 2022 mit Energy-only-Markt eine Lücke entstehen könnte. „Genau weiß das niemand. Wir vertreten drei Sprungpositionen:
- Optionen am Energy-only-Markt verbessern – die Verantwortlichkeit von Bilanzkreisverantwortlichkeiten erhöhen
- Übergangsinstrumente bis zum Kapazitätsmarkt-Mechanismus, wie zum Beispiel Systemreserve vorziehen
- Am Ende kommt man um Kapazitätsmarkt-Mechanismen nicht umhin, aber nicht um europäische Einbindung, um Technik-Neutralität, um Speicher, um Integration der erneuerbaren Energien – ganz viele kleine Schräubchen sind da zu drehen.“
Homann nannte den Zeitraum, zuerst das Grünbuch, dann ein Weißbuch zu erstellen – dann einen Beschluss zu fassen – sehr ehrgeizig. Es lägen 48 Anträge auf Stillegung vor, aber nicht ganzer Kraftwerke, sondern lediglich von Kraftwerksblöcken. Davon seien „nur neun systemrelevant“ – deshalb hätten wir das Problem nicht heute, aber wir liefen in eine Lücke hinein, wenn wir nichts täten.