6. Kongress „100%-Erneuerbare-Energie-Regionen“
In Kassel kamen am 11. und 12.11.2014 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und kommunaler Praxis zum 6. Kongress „100%-Erneuerbare-Energie-Regionen“ zusammen. In einem zum Auftakt des Kongresses veröffentlichten Kommuniqué forderten die im Netzwerk der 100ee-Regionen organisierten regionalen Akteure von der Bundes- und Landespolitik mehr Mut und Engagement für die dezentrale Energiewende.
Verunsicherung und Enttäuschung
„Bei den regionalen Akteuren, die den Ausbau der erneuerbaren Energien jahrelang geprägt und vor Ort umgesetzt haben, ist derzeit eine große Verunsicherung und Enttäuschung über die Politik der Bunderegierung zu spüren“, so Dr. Martin Hoppe-Kilpper, Geschäftsführer von deENet Kompetenznetzwerk dezentrale Energietechnologien e.V. und einer der Veranstalter des Kasseler Kongresses. „In einem bundesweiten Dialogprozess innerhalb des Netzwerks der 100ee-Regionen haben wir ein gemeinsames Kommuniqué erarbeitet, das sieben klare Forderungen an die Politik formuliert.“
Schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien in dezentralen Strukturen
Eine der Forderungen sieht den deutlich schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien in dezentralen Strukturen ohne Begrenzungen oder Deckelungen vor. Im Gegensatz zu dezentralen erneuerbaren Energien können zentrale Lösungen wie die Windenergienutzung auf See oder Solarenergie aus der Wüste nur geringe Anteile liefern und erfordern einen massiven Ausbau des Höchstspannungsnetzes.
Die Kritik der Regionen an den derzeitigen bundespolitischen Rahmenbedingungen wird vernehmvar lauter“, berichtete Hoppe-Kilpper. „In den Foren, workshops und Podiumsdiskussionen wurde heftig über die bremsende Wirkung der Änderungen im neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz sidkutiert. Die Rahmenbedingungen und die einseitige Kostendiskussion werden als größte Hemmnisse der dezentralen Energiewende gesehen.“ Um die Bundespolitik auf diese Gefahr hinzuweisen, haben die Vertreter des Netzwerkes der 100ee-Regionen ein Kommuniqué vorgestellt, das Forderungen und Maßnahmen zum Erhalt der dezentralen Energiewende enthält.
„Es ist wichtig, Geschichten des Gelingens zu erezählen und den Mut zur Veränderung nicht zu verlieren“, berichtete Hoppe-Kilpper. „Das Netzwerk der 100ee-Regionen und die vielen anderen Veranstalter und Teilnehmer des Kongresses beweisen diesen Mut in ihrer täglichen Arbeit.
Fehlende Rahmenbedingungen
„Bisher fehlt ein Marktmodell für die Energiewende, mit dem die alten Strukturen der brennstoffabhängigen Energiewirtschaft überwunden werden können“, erläutert Dr. Dag Schulze, Leiter des Fachbereichs Energie beim Klima-Bündnis e.V. „Es müssen passende Rahmenbedingungen für die sparsame Energieverwendung und zur kompletten Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien geschaffen werden. Dafür schlagen wir ausgehend von den Stomvertrieben den Aufbau eines Marktes für Energiedienstleistungen vor, der in Zukunft auch den Wärme- und Transportbereich umfasst.“
„Alle Elemente der Energiewende – der Ausbau der erneuerbaren Energien, langfristige Sanierungspläne für Gebäude, eine nachhaltige Wärmeversorgung und auch die nachhaltige Umgestaltung des Verkehrssystems – müssen auf kommunaler und regionaler Ebene konsequent verfolgt werden,“ weiß Dr. Klaus Müschen, Leiter der Abteilung Klimaschutz und Energie im Umweltbundesamt. „Die Akzeptanz für diese Prozesse ist sehr wichtig: Sie können nur durch das aktive Engagement von Verwaltungen und der Wirtschaft sowie durch engagierte Mitwirkung der Menschen vor Ort erfolgreich vorangetrieben werden.“