IEA World Energy Outlook in Berlin vorgestellt

Viermal so viel Geld für Fossile wie für Erneuerbare

[note „Im Nahen Osten werden fast zwei Millionen Barrel Rohöl und Ölprodukte pro Tag zur Elektrizitätserzeugung verwendet, obwohl ohne Subventionen die wichtigsten Technologien erneuerbarer Energien gegenüber Ölkraftwerken konkurrenzfähig wären. In Saudi-Arabien würde es zurzeit etwa 16 Jahre dauern, bis sich die zusätzlichen Anschaffungskosten für ein Auto, das doppelt so kraftstoffsparend ist wie der aktuelle Durchschnitt, durch die geringeren Kraftstoffkosten amortisiert hätten: Diese Zeit würde auf drei Jahre schrumpfen, wenn Benzin nicht subventioniert wäre.“]

Obwohl Elektrizität die schnellstwachsende Endenergieform sei, trage sie „mehr als alle anderen zur Verringerung des Anteils fossiler Brennstoffe im globalen Energiemix bei“. Um jedoch den steigenden Strombedarf zufriedenzustellen, müssten bis 2040 mehr als 7000 GW Erzeugungskapazität installiert werden. Dabei wird der Anteil der erneuerbaren Energien an der weltweiten Stromerzeugung 2040 ein Drittel ausmachen. Sie machen rasch Boden gut – auch durch Subventionen, die 2013 immerhin fast 100 Milliarden Euro ausgemacht hätten, und die dafür gesorgt hätten, dass erneuerbare Energien inzwischen „für fast die Hälfte der Zunahme der gesamten Stromerzeugung bis 2040 verantwortlich“ sind.

„Der Einsatz von Biokraftstoffen hat sich auf 4,6 Millionen Barrel pro Tag mehr als verdreifacht und die Verwendung erneuerbarer Energien für die Wärmeerzeugung mehr als verdoppelt. Der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung nimmt mit 37% am meisten in den OECD-Ländern zu, und ihr Wachstum entspricht der gesamten Nettozunahme der Stromversorgung in der OECD. Das Wachstum der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ist jedoch doppelt so hoch in den Nicht-OECD-Ländern, allen voran China, Indien, Lateinamerika und Afrika. Weltweit verbucht die Windkraft den größten Anteil des Wachstums der Energieerzeugung durch erneuerbare Energien für sich (34%), gefolgt von Wasserkraft (30%) und Solarenergie (18%). Da sich der Anteil von Wind und Photovoltaik im weltweiten Energiemix vervierfacht, stellt deren Integration sowohl aus technischer als auch aus markttechnischer Perspektive immer mehr Herausforderungen dar: Die Windenergie erreicht in der Europäischen Union 20% der gesamten Stromerzeugung, während in Japan Photovoltaik im Sommer 37% des Spitzenbedarfs übernimmt.“

Kernkraft wird „noch eine wichtige Rolle spielen“, weltweit um fast 60% von 392 GW (2013) auf mehr als 620 GW (2040) – das bedeute aber nur einen Prozentpunkt Steigerung auf 12%, 45% davon in China, in weitere 30% teilen sich Indien, Korea und Russland. In der Kernkraft sieht die IEA aber „eine der wenigen in großem Maßstab verfügbaren Möglichkeiten“ zur CO2-Reduzierung gleichermaßen wie zur Deckung der Grundlast. Sie habe seit 1971 die Freisetzung geschätzter 56 Gt CO2  verhindert, das entspreche zwei weltweiten Jahres-Emissionen.

„Bis 2040 werden fast 200 Reaktoren (von den 434, die sich Ende 2013 in Betrieb befanden) vom Netz genommen, die große Mehrzahl davon in Europa, den Vereinigten Staaten, Russland und Japan; die Herausforderung, den Wegfall der Stromerzeugung zu ersetzen, ist besonders akut in Europa. Wir schätzen die Kosten für die Stilllegung der Kernkraftwerke, die bis 2040 vom Netz gehen, auf mehr als 100 Milliarden US-Dollar.“

Bedenken der Öffentlichkeit über die Kernkraft müssten aber berücksichtigt und angegangen werden, fordert der WEO. Jüngste Erfahrungen hätten gezeigt, „wie schnell die öffentliche Meinung über die Kernenergie sich ändern und somit eine entscheidende Rolle in einigen Märkten spielen kann“. Trotzdem steige die Zahl der Länder, die Reaktoren betreiben, von 31 auf 36, da es mehr Neuzugänge gebe, als solche, die aus der Atomkraft ausstiegen. Insgesamt verdopple sich die Menge der verbrauchten nuklearen Brennstoffe auf mehr als 700.000 Tonnen, dennoch habe bis heute noch kein einziges Land ein Atommüllendlager eingerichtet.

Ein gesamtes Kapitel gilt der Situation der Subsahara-Region.  (© OECD/IEA, 2014)
->Quelle: iea.org