Plastiktüten verringern – aber nur dünne

EU-Staaten wollen nur noch 40 pro Person und Jahr – bis 2025 – DUH fordert 22 Ct-Abgabe auf alle

Die EU-Länder haben sich für die Verringerung der Einweg-Plastiktüten ausgesprochen. Die Botschafter stimmten am 21.11.2014 dafür. Der Verbrauch der Tüten soll bis 2025 schrittweise sinken – auf etwa 40 pro Bürger und Jahr, schreibt Karin Bensch vom WDR-Hörfunkstudio Brüssel auf tagesschau.de.

In der EU sollen künftig weniger Plastiktüten verbraucht werden, so der Plan. Und dieser Plan hat nun Rückendeckung von den Mitgliedsstaaten bekommen. Bereits am 18.11.2014 hatten sich Vertreter von Kommission, Parlament und Mitgliedsstaaten auf diesen Kompromiss geeinigt – nämlich, dass der Verbrauch von Plastiktüten in der EU bis 2019 auf 90 Tüten pro Person im Jahr verringert werden soll. Derzeit sind es etwa 200. In einem zweiten Schritt soll die Zahl dann noch einmal sinken: Bis 2025 auf nur noch 40 Tüten pro Einwohner im Jahr. Das wäre eine Verringerung um fast 80 Prozent im Vergleich zu heute. Es geht dabei um die leichten Plastiktüten, die häufig nur einmal verwendet und danach weggeworfen werden – und so zum Plastikmüllberg beitragen.

In Deutschland findet man diese dünnen Plastiktüten zum Teil in Drogeriemärkten und Kaufhäusern. Hauchdünne Beutel, um Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch einzupacken, sind nicht betroffen – ebensowenig stabile Plastiktüten, die mehrfach verwendet werden können.

Solarify fragt: Warum nicht alle Plastiktüten – und warum nicht sofort – und wie wird das überhaupt kontrolliert?

Deutsche Umwelthilfe fordert 22 Cent Abgabe auf alle Einweg-Plastiktüten noch in 2015

Nach der einstimmigen Entscheidung der EU zur Reduktion von Plastiktüten erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH): „Der Ball liegt nun im Spielfeld der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Nach dem einstimmigen Beschluss zur 80-prozentigen Verringerung müssen auch in Deutschland wirksame Maßnahmen beschlossen werden. Die einfachste und wie das Beispiel Irland es zeigt, wirksamste Maßnahme ist eine Lenkungsabgabe von 22 Cent für alle Einweg-Plastiktragetaschen ab 2015.“

Resch begrüßte, dass die EU mit ihrem einstimmigen Beschluss gemeinsam gegen die Plastiktütenflut in Europa vorgehe und hierfür Ziele und Instrumente benenne. Es sei jedoch problematisch, dass sich die Regelung lediglich auf dünnwandige Plastiktüten mit einer Wandstärke von weniger als 0,5 Millimeter beziehe und auch biologisch abbaubare Tüten seien weiterhin zulässig. Resch: „Plastiktütenhersteller brauchen ihre Plastiktüten nur etwas dicker oder biologisch abbaubar zu machen, um sie weiterhin massenhaft und kostenlos vertreiben zu können. Zudem bauen sich viele der biologisch abbaubaren Plastiktüten unter den in der Natur vorkommenden Bedingungen ähnlich schlecht ab wie Plastiktüten aus herkömmlichen Kunststoffen.“

Das Reduktionsziel von 80 Prozent gilt für alle EU Staaten gleichermaßen. Gemessen am europäischen Durchschnittsverbrauch von 197 Tüten pro Kopf und Jahr ist das Ziel für Deutschland nur wenig ambitioniert. Selbst wenn Deutschland seine derzeit 76 Plastiktüten pro Einwohner und Jahr um 80 Prozent reduzieren würde, lägen wir mit 16 Plastiktüten noch immer über dem geringeren Pro-Kopf-Tütenverbrauch Irlands. Eine Lenkungsabgabe auf Plastiktüten würde einerseits den Einzelhandel dazu bewegen, weniger Plastiktüten in den Verkehr zu bringen und andererseits den Verbraucher dazu animieren, auf dieses Wegwerfprodukt zugunsten von Mehrwegtaschen zu verzichten.

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