„Fehlerhafte Annahmen“
Die deutsch-australische Studie „macht die gleichen Annahmefehler, wie die Leopoldina-Studie„, so Hans-Josef Fell, Ex-Grünen-MdB und Präsident der Energy-Watch-Group gegenüber Solarify. Forscher des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena und der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation im australischen Canberra hatten festgestellt, dass der potenzielle Beitrag landbasierter Maßnahmen zur Abschwächung des Klimawandels gering sei. Die Landfläche der Erde reiche nicht aus, um den zukünftigen Bedarf an Biomasse zufriedenzustellen.
Die Studie ignoriert laut Fell „das Potenzial, devastierte Flächen mit Biokohle und natürlichen Prozessen in die Landnutzung zurückzuführen“. In seinem Buch Global Cooling habe er gemeinsam mit Prof. Markus Antonietti vom Max Planck Institut für Kolloid Forschung in Potsdam vorgerechnet, „dass sehr wohl genug Biomasse erzeugt werden kann, um Kohlenstoffsenken zu organisieren. Neu zu erschließende Flächen gibt es dafür genug.“
Aus Fells Buch: „Die Kohlenstoffreinigung der Atmosphäre ist ökonomisch, wie technologisch machbar. Erste Abschätzungen von Professor Dr. Antonietti zeigen auf, dass ein Entzug von Kohlenstoff aus der Atmosphäre in großem Stiel machbar ist.(Antonietti et al. 2010):
Um den heutigen CO2-Gehalt der Atmosphäre von 387 ppm in 30 Jahren auf 330 ppm zu senken, müssen der Atmosphäre etwa 200 Gigatonnen Kohlenstoff in 30 Jahren entzogen werden. Dabei ist der Abschätzung zugrunde gelegt, dass gleichzeitig keine Neuemissionen mehr entweichen dürfen. Diese 200 Giga Tonnen Kohlenstoff entsprechen etwa 10 Prozent des aktuellen Biomassezuwachses der gesamten Erde in diesen 30 Jahren. Dabei sind keine Abschätzungen über mögliche ozeanische Biomassezuwächse enthalten, wo z.B. über kontrollierten Algenzuwachs, der Kohlenstoffentzug noch deutlich verstärket werden könnte.
Eine Anreicherung der Böden mit etwa 20 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar kann eine zusätzliche Biomasseproduktion um 100 bis 200 t pro Hektar stimulieren. Mit etwa 10 Prozent der Landoberfläche der Erde ließen sich so die oben erwähnten 200 Giga Tonnen Kohlenstoff aus der Atmosphäre entnehmen.
Die grundsätzliche Möglichkeit eines solches Vorgehens lässt sich gut an lokalen Modellen illustrieren. So wird für die jährliche Erzeugung von Zucker in Brasilien (100 Mt/a laut Produktionsstatistik) ca. 1 Giga Tonnen Zuckerrohr angebaut. Der größte Teil dieser Zuckerpflanzen wird aber als Abfall nur verbrannt und keiner weiteren Nutzung zugeführt. Bei dieser Intensivproduktion nimmt die Fruchtbarkeit der Böden ab, was wiederum Neurodungen zum Erhalt der Produktivität bedingen. Die Umwandlung dieses ansonsten verbrannten Rest-Zuckerrohres in Biokohle würde nicht nur die Welt-CO2 Emissionen entlasten, sondern über die Einbringung in die räumlich benachbarten „verbrauchten Böden“ auch die Biomasse-Produktivität erhöhen. Mineraldünger würde vermieden. Ein Problem mit der Ernährungssicherheit gibt es auch nicht, da ja nur die ansonsten der Abfallverbrennung zugeführte Biomasse verwendet wird. Zusätzlich kann die durch Zuckerrohr induzierte Regenwaldabholzung gestoppt werden, da die Böden sich ja nicht mehr verbrauchen.
Terra Preta ist eine schwarze Erde, die hoch mit Kohlenstoff angereichert ist. Sie kann zum Beispiel durch den unten beschriebenen Prozess der Hydrothermalen Carbonisierung zur Biokohleerzeugung geschaffen werden. Ein solcher Prozess bei der Zuckerrohrherstellung kann entweder eine höhere Produktivität erreichen oder eben zusätzliche Biomasse zur CO2-Bindung schaffen. Beides ist verbunden mit der Kohlenstoffreinigung der Atmosphäre. Eine Einbringung der durch HTC erzeugten Biokohle aus Zuckerrohr in die Böden schafft Terra Preta und so eine Erhöhung der Fruchtbarkeit der Böden.“
Auch Gerhard Herres aus Paderborn hat dazu geforscht: In den Wüsten dieser Erde lasse sich mit Hilfe künstlicher Bewässerung aus Ölpflanzen genug Öl gewinnen, um den Ölbedarf der ganzen Welt zu decken und gleichzeitig mehr CO2 zu binden, als durch Verbrennung fossiler Energieträger derzeit freigesetzt wird. Das von Herres vorgestellte Konzept basiert darauf, dass bestimmte Energiepflanzen schnell genug wachsen, damit schon nach wenigen Jahren die Rückzahlung der Investitionen durch Verkauf der erzeugten Bioenergie beginnen könne.
Der Herres-Ansatz im Einzelnen – aus: Natürliches Geo-Engineering zur Rettung des Weltklimas
Alle Methoden des Geo-Engineering greifen in großem Maße in die natürlichen Abläufe der Biosphäre ein. Künstliche Methoden benötigen sehr viel Energie und haben oft unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Natürliche Methoden basieren dagegen auf der Steigerung natürlicher Abläufe, die der Mensch gestört hat. Seit Jahrtausenden werden von den Zivilisationen Wälder vernichtet, deren wahrer Wert erst erkannt wird, wenn es zu spät ist.
Die Verwüstung geht in unserer Zeit beschleunigt weiter, denn „Natur hat keinen Geld-Wert“. Es gibt inzwischen 36 Mio. km2 Wüsten und weitere 20 Mio. km2 landwirtschaftlich genutzte Flächen, die durch falsche Bewirtschaftung degradiert wurden. Eine Rekultivierung ist mit hohen Investitionen verbunden, die sich meist erst nach vielen Jahrzehnten auszahlen. Das hier vorgestellte Konzept basiert darauf, dass bestimmte Energiepflanzen schnell genug wachsen, damit schon nach wenigen Jahren die Rückzahlung der Investitionen beginnt durch Verkauf der erzeugten Bioenergie. In den Wüsten dieser Erde lässt sich mit Hilfe künstlicher Bewässerung aus Purgiernuss, Ölpalmen, Rizinusbohnen, oder anderen Ölpflanzen genug Öl gewinnen, um den Ölbedarf der ganzen Welt zu decken und gleichzeitig kann man mehr CO2 binden als parallel durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas derzeit freigesetzt wird. Eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 50% bis 2050 (auf der UN-Klimakonferenz in Bali 2007 beschlossen) bedeutet ja immer noch eine 2,5-fach höhere CO2-Produktion als die Biosphäre binden kann.
Solange der CO2-Pegel aber steigt, werden wir mit den befürchteten Klimafolgen zu kämpfen haben. Eine Verlangsamung des [[CO2]]-Anstiegs in der Atmosphäre reicht also nicht, wir brauchen eine stärkere CO2-Bindung, als CO2 durch Verbrennung gleichzeitig freigesetzt wird. Durch den gezielten Anbau von Energiepflanzen in den Wüstenzonen unserer Erde kann der CO2-Pegel in der Atmosphäre innerhalb einiger Jahrzehnte auf den Stand von 1950 oder sogar früher herabgesetzt werden.
Das Wasser für den Anbau der energiereichen Pflanzen wird durch Meerwasser-Entsalzungsanlagen mit der Abwärme großer solarthermischer Kraftwerke gewonnen und mittels unterirdischer Bewässerungsschläuche direkt an den Wurzeln der Pflanzen verteilt. Nur ungefähr 20% der weltweit 36 Mio. km2 Wüstenfläche werden dafür benötigt. Das Projekt kann in voller Ausbaustufe 450 Mio. Menschen, besonders in Entwicklungsländern, Wasser, Nahrung und Arbeit verschaffen und somit einen Arbeitslohn von ca 10-20 € pro Tag und wird die Industrieländer keinen Cent Entwicklungshilfe kosten.
Es ergeben sich effektive Erzeugungskosten von ca 0,43 €/Liter Öl, die schon bei einem Rohölpreis von 97 US$/bl konkurrenzfähig sind; bei Berücksichtigung der CO2-Zertifikate, die an CO2-„Einsammler“ ausgezahlt werden sollten, wäre der Verkaufspreis entsprechend niedriger. Aber dieser mit dem Rohöl konkurrierende Preis ist nur zu erreichen, wenn die Investitionen in solarthermische Kraftwerke, Meerwasserentsalzungsanlagen, Bewässerungstechnik und weiterverarbeitende Prozesse nicht durch Kapitalzinsen unnötig verteuert werden. In solchen besonders kapitalintensiven Technologien beträgt der Zinsanteil im Verkaufspreis häufig mehr als 50%. Wenn also der Zins die Produktion von Pflanzenöl in der Wüste auf das Doppelte verteuert, wird diese Lösung des zu erwartenden Energiemangels und die Verringerung des CO2 in der Atmosphäre nicht zu finanzieren sein. Wenn der CO2-Pegel aber unvermindert weitersteigt, werden die Veränderungen des Klimas sehr viel höhere Kosten verursachen, als die Investitionen in die hier beschriebene Technik.
->Quellen: