195 Staaten verhandeln in Limaüber Vorbereitung eines weltweiten Klimaschutzabkommens
Mit China, den USA und der EU sind die größten CO2-Emittenten jetzt mit konkreten Klimaschutz-Zielen in die Verhandlungen gegangen. Was die absoluten Emissionen angeht, folgt dahinter Indien. Das Land steht vor großen Herausforderungen. Eine Analyse des Rates für Nachhaltige Entwicklung.
Die große Unbekannte in der internationalen Klimapolitik ist derzeit Indien. Während in Lima die 20. UN-Klimakonferenz (COP20) läuft, spekulieren Medien, ob das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung der Welt es China gleichtun wird und ein konkretes Jahr bekannt gibt, in dem sein Klimagas-Ausstoß ein Maximum erreichen soll. Ein mögliches Datum für die Bekanntgabe wäre demnach der 26.01.2015, wenn US-Präsident Barack Obama zu einem Staatsbesuch in Delhi weilt.
Indien ist hinter China und den USA drittgrößter CO2-Emittent der Welt, allerdings lagen die Pro-Kopf-Emissionen nach Daten der Weltbank 2010 bei weniger als einem Fünftel dessen, was sich der Durchschnittsdeutsche erlaubt. China emittiert pro Kopf 3,6-mal so viel wie Indien.
300 Millionen Inder ohne Elektrizität
Nach Daten der Internationalen Energie Agentur (IEA) haben 300 Millionen Inder keinen Zugang zu Elektrizität. „Indien muss diese Menschen aus der Armut führen“, sagt Sanjay Vashist, der als Experte für indische Klimapolitik in Delhi für die Heinrich-Böll-Stiftung arbeitet und die Verhandlungen direkt in Lima verfolgt. „Wegen unseres niedrigen CO2-Ausstoßes pro Kopf wird Indien sicherlich nicht bereits im Jahr 2030 seine maximalen Emissionen erreicht haben, eher zwischen 2040 und 2045“, sagt Vashist.
Der Stromverbrauch Indiens lag pro Kopf nach IEA-Daten im Jahr 2011 bei gerade mal einem Viertel des weltweiten Durchschnitts. Obwohl sich die Stromproduktion zwischen 1990 und 2011 verfünffacht hat, leidet das Land unter Strommangel. Oft kommt es zu geplanten Stromabschaltungen, um das System nicht zu überlasten, schreibt die IEA. 68 Prozent des indischen Stromes stammt aus Kohlekraftwerken. Sie emittieren ein Drittel mehr CO2 pro Kilowattstunde erzeugten Stromes als moderne Kohlekraftwerke.