Deutsche Umwelthilfe prämiert „Virtuelles Kraftwerk“ als Zukunftskonzept
Die Gemeindewerke Enkenbach-Alsenborn aus Rheinland-Pfalz sind das „KlimaStadtWerk des Monats Dezember“. Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) zeichnet den Versorger für sein Konzept eines „Virtuellen Kraftwerks“ im eigenen Anlagenpark aus, das ab dem Jahr 2015 stufenweise realisiert werden soll. Mit dem Plan zeigt der kommunale Eigenbetrieb beispielhaft auf, wie sich eine verbrauchsnahe Erzeugung aus erneuerbaren Energien im ländlichen Raum optimieren, der Ausstoß von Treibhausgasen bei der Stromerzeugung verringern und ein Vertriebsmodell für eigenen „Grünstrom“ umsetzen lässt.
In den vergangenen Jahren haben die Gemeindewerke konsequent einen Anlagenpark zur Stromerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien aufgebaut. Durch den Betrieb eines Biomasseheizkraftwerks, das auch Nahwärme an 90 Kunden liefert, einer PV-Freiflächenanlage sowie kleinerer PV-Anlagen decken sie bereits heute rund 38 Prozent der Gesamtstromlieferungen im gemeindeeigenen Stromnetz ab. Ab 2015 werden diese dezentralen Erzeugungseinheiten mit Hilfe einer Software zu einem „Virtuellen Kraftwerk“ zusammengeschaltet. Das Verbinden der Kraftwerke macht es möglich, die Stromproduktion stärker am tatsächlichen Verbrauch beziehungsweise an der aktuellen Last im örtlichen Stromnetz auszurichten. Das Konzept sieht zudem die Installation eines 5 MW-Batteriespeichers vor, in dem überschüssiger Regenerativstrom ein- und wieder ausgespeichert werden kann.
„Da sich die Förderbedingungen für erneuerbare Energien aktuell stark wandeln, müssen auch kommunale Energieversorger verstärkt darüber nachdenken, wie sie selbst erzeugten erneuerbaren Strom auch außerhalb des EEG vermarkten können. Der Aufbau des „Virtuellen Kraftwerks“ schafft bei uns die Voraussetzungen hierfür“, erklärte Anita Frank, stellvertretende Leiterin der Gemeindewerke.
Ziel ist es, mit der Einführung des „Virtuellen Kraftwerks“ die erneuerbaren Energien bedarfsgerecht und erzeugungsnah bereitzustellen. Der Vorteil: Es muss weniger Strom über die vorgelagerte Netzebene abtransportiert werden. Somit verringern sich Netzverluste, die durch Transport über lange Strecken entstehen. Außerdem steigert sich der Deckungsanteil der [[CO2]]-armen Stromerzeugung im Ortsnetz signifikant und Treibhausgasemissionen verringern sich. Dank des „Virtuelles Kraftwerks“ bleibt mehr Strom aus eigener Erzeugung im Ortsnetz. Dies schafft die Voraussetzung für den Vertrieb von eigenem Grünstrom. Die Möglichkeit, ein neues Vertriebsmodell für den eigenen Regenerativstrom einführen zu können, motiviert die Gemeindewerke zur zügigen Umsetzung des „Virtuellen Kraftwerks“.
„Mit dem Betrieb unserer regenerativen Kraftwerke sparen wir bereits heute rechnerisch über 10.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich ein. Zukünftig möchten wir alle neuen Erzeugungsanlagen in das System des „Virtuellen Kraftwerks“ integrieren“, erläuterte Ortsbürgermeister Jürgen Wenzel. „Wenn die Vernetzung bei uns vor Ort implementiert ist, werden unsere Gemeindewerke auch unabhängiger vom Stromeinkauf aus fossilen Quellen und in der Preisbildung sein“.
Verena Gal, Projektmanagerin im Bereich Kommunaler Umweltschutz der DUH, betonte bei der Auszeichnungsfeier: „Die Gemeindewerke Enkenbach-Alsenborn denken bereits weit über den reinen Ausbau der erneuerbaren Energien hinaus. Gerade für ein kleines Gemeindewerk ist das außergewöhnlich. Das Projekt verdeutlicht jedoch auch, dass der Aufbau einer intelligenten Anlagenvernetzung und besonders von Speicherkapazitäten ohne den Rückgriff auf Fördermittel für Stadtwerke heute in den wenigsten Fällen wirtschaftlich ist.“
Enkenbach-Alsenborn ist eine von insgesamt 19 Kommunen und Landkreisen, die einen sogenannten „Masterplan 100% Klimaschutz“ entwickeln und dafür Fördergelder des Bundes erhalten. Der Masterplan soll eine emissionsfreie Strom- und Wärmeversorgung spätestens im Jahr 2050 möglich machen.
Hintergrund: Der DUH-Wettbewerb „KlimaStadtWerk des Monats“ wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Insgesamt 38 kommunale Energieversorger aus elf Bundesländern haben ihre Klimaschutzprojekte eingereicht. Mit der Auszeichnung der Gemeindewerke Enkenbach-Alsenborn wurde das letzte von insgesamt sechs „KlimaStadtWerken des Monats“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb endet mit dieser abschließenden Prämierung. Kooperationspartner des Wettbewerbs sind der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der Deutsche Städtetag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.
Stadtwerke können sich darüber hinaus für den „DUH-Strategie-Check“ bewerben. Dieser ermöglicht bis zu acht Versorgungsunternehmen die Entwicklung und Optimierung ihrer eigenen Klimaschutzstrategie gemeinsam mit der DUH. Die Teilnahme ist kostenlos. Bewerbungsunterlagen für den Strategie-Check können Sie hier herunterladen.
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