Pro Kapazitätsmarkt
Für den Präsidenten des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) Ivo Gönner, ist die Versorgungssicherheit für den Strommarkt von elementarer Bedeutung. Im Solarify-Selbst-Gespräch weist er darauf hin, der VKU habe bereits 2013 mit dem dezentralen Leistungsmarkt einen Vorschlag gemacht, wie wettbewerblich Versorgungssicherheit gewährleistet werden könne. Gönner verlangt, das KWK-Gesetz weiter zu entwickeln. Die Stadtwerke müssten zudem die Infrastruktur für Elektromobilität ausbauen und mehr in Energieeffizienz-Beratung und -Dienstleistungen gehen.
Warum brauchen wir einen Kapazitätsmarkt?
Umfassende Versorgungssicherheit ist für den Strommarkt von elementarer Bedeutung! Auch an windstillen oder sonnenarmen Tagen muss ausreichend Strom zur Verfügung stehen. Das gelingt aber nur, wenn wir weiterhin Kraftwerke haben, die diese Zeiträume überbrücken können. Flexible Anlagen wie moderne Kraftwerke auf Gas- oder Steinkohlebasis oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) lassen sich momentan aber kaum wirtschaftlich betreiben.
Um zukünftig nachhaltig Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss der Strommarkt weiter entwickelt werden. Gesicherte Leistung muss einen Preis bekommen. Bereits 2013 hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) mit dem dezentralen Leistungsmarkt einen Vorschlag gemacht, wie wettbewerblich Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann. Ein aktuelles VKU-Gutachten aus dem Sommer zeigt zudem: Ein Markt für gesicherte Leistung gewährleistet nicht nur Versorgungssicherheit, die Einführung ist auf mittlere Sicht auch günstiger, als das jetzige System fortzuführen.
Was können Stadtwerke zur Erreichung der Klimaziele tun?
Eine klimaverträgliche Energieversorgung sicherzustellen zählt zu den zentralen Herausforderungen für die nationale und europäische Energiepolitik! Die Stadtwerke in Deutschland tun bereits viel, um ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – durch Investitionen in erneuerbare Energien sowie in klimafreundliche KWK-Anlagen. Der Anteil der Erneuerbare-Energien-Anlagen an den kommunalen Erzeugungskapazitäten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Die damit erreichten hohen [[CO2]]-Einsparungen machen Stadtwerke zu wichtigen Partnern bei der Erreichung kommunalpolitischer und umweltpolitischer Umweltziele in der Region.
Bei den eigenen kommunalen Erzeugungskapazitäten handelt es sich vornehmlich um hocheffiziente und klimafreundliche KWK-Anlagen, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Mit einem Wirkungsgrad von bis zu 90 Prozent trägt die KWK maßgeblich zur effizienten Verwendung von Energieträgern und zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen bei. Allein die Stadtwerke können dadurch rund 10 Millionen Tonnen [[CO2]] einsparen. Diese Erfolge sind jedoch akut gefährdet, da KWK-Anlagen aufgrund von Schieflagen am Strommarkt nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können und es zudem keine hinreichenden Anreize für Neuinvestitionen gibt. Daher muss das KWK-Gesetz insbesondere im Hinblick auf Bestandsanlagen zügig angepasst werden, um das von Union und SPD im Koalitionsvetrag festgelegte 25-Prozent-
Ziel bis 2020 auch zu erreichen!
Was sind die Zukunftsfelder von Stadtwerken?
In Zeiten sinkender Rohstoffressourcen und steigender Benzinpreise gewinnen Mobilitätsthemen für Stadtwerke an Bedeutung. Als Schlüsseltechnologie für ein nachhaltiges und klimafreundliches Verkehrssystem trägt vor allem Elektromobilität dazu bei, lokale Emissionen zu senken und weniger Primärenergien zu verbrauchen. Durch ihre Erfahrung als Netzbetreiber, ihrer Kundennähe und ihren engen Verbindungen zu Kommunen und dem öffentlichen Nahverkehr haben Stadtwerke die idealen Voraussetzungen, den Aufbau der Ladeinfrastruktur und von Ladeangeboten im Bereich Elektromobilität deutschlandweit voranzutreiben. Das gilt im Übrigen auch für den Ausbau der Infrastruktur von Erdgastankstellen, wodurch Stadtwerke ihrem zentralen Umweltschutzanliegen Rechnung tragen. Denn Erdgas verbrennt auch in Motoren wesentlich schadstoffärmer als herkömmliche Kraftstoffe wie Benzin und Diesel. Aber auch der Markt für Energiedienstleistungen ist ein wichtiger Zukunftsmarkt für Stadtwerke.
Die europäischen und die nationalen Energie- und Klimaziele sind nur durch eine Steigerung der Energieeffizienz erreichbar, hier spielen Energiedienstleistungen eine wichtige Rolle. Das Repertoire an Energiedienstleistungen, das Stadtwerken ihren Kunden bieten, ist bereits heute vielfältig: Es reicht von Energieberatung, über die Durchführung von Energieaudits und Energiemanagementsysteme bis hin zu umfangreichen Contracting-Angeboten. Ich bin mir sicher: Ihre Bedeutung wird in Zukunft zunehmen.
Ivo Gönner, SPD, ist seit 1992 Oberbürgermeister von Ulm, wurde 1999 mit 79,9 % und 2007 mit 80,2 % zum zweiten Mal wiedergewählt; die CDU hatte keinen eigenen Kandidaten aufgestellt. Als OB ist Gönner zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke Ulm. Im Februar 2012 wurde Gönner ins Präsidium des Deutschen Städtetags gewählt.