Chancen statt Probleme fokussieren
Natürlich will ich nicht, dass es dazu kommt. Das ist auch nicht nötig, denn es gibt eine große Chance. Wir haben eine neue Solarzellengeneration entwickelt, die als Basis für einen Technologiesprung bei der Fertigung dienen kann. Die neue Solarzelle wird statt 18 Prozent einen Wirkungsgrad von 20 Prozent und nach weiterer Forschung langfristig bis 24 Prozent haben. Mit dem Wirkungsgrad steigt nicht nur der Ertrag, sondern es sinkt auch der Materialeinsatz für die Module und die benötigte Fläche entsprechend. Technische Details zur neuen Solarzelle darf ich nicht verraten, nur so viel: Das bewährte Silizium bleibt Materialbasis und die Zelle hat im Technikumsmaßstab ihr Fertigungspotenzial bereits bewiesen.
Zusammen mit französischen und Schweizer Forschungsinstitutionen haben wir deshalb den Vorschlag einer Multi-Gigawatt Fabrik gemacht, die die neue Generation von Solarzellen in einer Menge und zu einem Preis liefern kann, die weltmarktfähig sind. An diesem Projekt, das als Arbeitstitel den Namen xGWp trägt, arbeitet ein Konsortium, an dem neben der Forschung auch namhafte Industrieunternehmen beteiligt sind. Dieses Projekt gibt uns die Möglichkeit, nicht nur die Technologieführerschaft in Europa zu halten, sondern auch einen nennenswerten Teil der Photovoltaik Produktion. Da wir die Technologie durch Patente abgesichert haben, würde Europa auch bei der weltweiten Verbreitung der neuen Technik in weitere Fertigungsländer ein wichtiger Akteur bleiben.
An dieser Stelle möchte ich mit einem alten Vorurteil aufräumen, die niedrigen Personalkosten, zum Beispiel in China, würden die Fertigung von Photovoltaik in europäischen Fabriken von vorne herein unrentabel machen. Tatsache ist, dass schon beim heutigen Automatisierungsgrad der Anteil der Personalkosten weit unter zehn Prozent liegt. Bei der hochautomatisierten xGWp-Fabrik würde das noch weiter sinken. Außerdem steigen auch in China mit dem Wohlstand die Löhne. Für unseren Plan spricht außerdem, dass die Chinesen jetzt ein ähnliches Problem wie die deutsche Solarindustrie zuvor haben: Ihre Anlagen kommen in die Jahre! Der Großteil ist bis zum Abschwung 2010 und 2011 gebaut worden. Entsprechend niedrig sind Wirkungsgrade und Effizienz in den Fabriken. Staat und Wirtschaft in China haben derzeit wenig Neigung in neue Technologien zu investieren, nachdem sie sich bei der gegenwärtigen Krise die Finger verbrannt haben. Wir würden uns also mit der xGWp Fabrik auf längere Zeit an die Spitze des Weltmarkts setzen. Für 2020 erwarte ich dafür ein jährliches Volumen von 100 Gigawatt, das wahrscheinlich bis 2025 auf 300 Gigawatt ansteigt.
Folgt: Folgen für die Forschung