Diskussionen beim BEE-Unternehmertag
Die Erneuerbaren Energien sind trotz starker Schwankungen integrierbar, besser integrierbar als bisher weithin stets behauptet. Allein die Bioenergie ist inzwischen marktkonformer geworden. Einerseits sind irgendwann 100 Prozent Erneuerbare möglich, andereseits werden wir noch lange die Konventionellen brauchen, wenn eine stabile und bezahlbare Versorgung garantiert werden soll. Das ist das Ergebnis der Diskussionen beim ersten Unternehmertag des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) am 14.01.2014 in Berlin. Am Nachmittag wurde dann ein einheitlicher Bundesverband Erneuerbare Energien gefordert – wie bereits Karl-Heinz Remmers Ende November 2014 beim Forum Solarpraxis.
Eröffnet wurde der Unternehmertag von BEE-Geschäftsführer Hermann Falk. „Die Unternehmer der Erneuerbare Energien-Branche sind in den vergangenen Jahren ein wichtiger Stützpfeiler des deutschen Mittelstandes und der Industrie geworden“, sagte der zum Auftakt. „Ihr Geschäftsfeld hat sich jedoch in den vergangenen Jahren bedeutend und oft rasant verändert. Der BEE möchte gerne an der Seite der Unternehmer stehen, wenn der Wind rauer wird, und gemeinsam Lösungen entwickeln.“ Falk bekräftigte die bedeutende Rolle der Unternehmer: „Sie haben mehr als 370.000 Arbeitsplätze geschaffen. Sie haben zahlreiche Innovationen hervorgebracht, den Technologiestandort Deutschland gestärkt und dabei den Ausbau der sauberen Energieerzeugung stets vorangetrieben.“ Andererseits stünden die Unternehmer aber auch vor großen Herausforderungen. Geänderte gesetzliche Rahmenbedingungen, die sich mit dem EEG 2014 noch einmal verschärft hätten, führten u.a. zu einer nachlassenden Nachfrage und einem zunehmenden Wettbewerbsdruck: „Für Unternehmer sind neue, auch ungewöhnliche Konzepte entscheidend für ihren Erfolg und ihre berufliche Zukunft“, so Falk. Deshalb habe der BEE den Unternehmertag ins Leben gerufen und biete – erstmalig in diesem Format – eine „Plattform für Inspiration und Diskussion“.
Im Verlauf der ersten Plenardiskussion teilte Eckhardt Rümmler von E.ON Climate and Renewables GmbH, der „sauberen“ E.ON-Abspaltung, mit, sie hätten eingesehen, dass man stärker vom Kunden als vom Unternehmen her denken müsse – und das in drei Säulen: Kunden, Netze und Erneuerbare Energien. Dabei müsse die Akzeptanz durch Beteiligungsmodelle erhöht werden, aber auch durch Kostenreduktion und weiteren Ausbau der Technologieführerschaft – schließlich durch größere Kundenzufriedenheit. In diesem Prozess seien die Marktzyklen klug zu nutzen, denn die neuen Geschäftsmodelle, unterschieden sich von den alten Utilities. Allerdings, so Rümmler, seien „?noch lange konventionelle Kraftwerke“ nötig um zuverlässig den Bedarf zu decken.
Matthias Willenbacher von juwi hielt zwar 100 Proent Erneuerbare durchaus für machbar, aber „stabile politische Rahmenbedingungen sind ausschlaggebend, unbedingt notwendig“, z.B. sei das Ausschreibungsmodell immer noch in der Diskussion, und man müsse abwarten. Aber: „die Vielfalt der kleinen Unternehmen hat größere Akzeptanzchancen“. Willenbacher war zuversichtlich, dass der Anlagenbau weiter geht – „die Mengen an Erneuerbaren Energien steigen weiter an.“
Auf die Frage von BEE-Geschaftsführer Hermann Falk, wie die neue Welt der Flexibilität funktionieren solle, betonte Hendrik Sämisch, Next Krafterke GmbH, das müsse „auf verschiedene Ebenen vor sich gehen“; zunächst sorge neben den konventionellen Energien die Bioenergie für Ausgleich. Die Preissignale zeigten aber, dass der Zubau, vor allem bei Wind, weitergehen werde. „Heute ist Flexibilität noch nicht viel wert – aber sobald der Wert der Flexibilität steigt, werden viele neue Technologien kommen, die wir vielleicht noch gar nicht erahnen, oder noch nicht erschlossen haben.“
„Bei Fracking wird Kostenschere zuschlagen“
Clemens Triebel von Younicos nannte Speichertechnologien ein internationales Thema; er zeigte sich sicher, dass „2020 die Rahmenbedingungen so sein werden, dass das flexible System immer mehr Erneuerbare Energien integrieren kann. Flexibilität ist volkswirtschaftlich einfach günstiger. Allerdings ist es Triebel „leid, dass die Erneuerbaren an den teuren Strompreisen schuld sein sollen. Doch optimistisch: Dann, wenn wir ein Smart Grid hätten, könnten „wir auf vieles verzichten“. Triebel schlug folglich einfach vor, das alte System abzuschaffen. Auch bei Fracking werde „die Kostenschere zuschlagen“, die Peakzeiten stellten sich anders heraus als erhofft. „Die [[CO2]]-Werte werden uns immer stärker um die Ohren geschlagen werden“. Auf der positiven Seite vermerkt Triebel, die Lithiumseite habe einen starken Preisdrop erfahren – auch auf der Haushaltsseite.
Rümmler sah einen Trend von reinen Commoditylösungen hin zu Kundenlösungen – es gehe nicht mehr nur um schlichte Stromlieferung. In Summe werde Vieles dezentraler mit KWK, Solar- und Windanteilen, sowie Lösungen von unten“. Trotz der Zunahme der volatilen Energien wie Wind und Sonne bestehe heute weniger Regelbedarf als vor fünf Jahren. Rümmler nannte das gestiegene „Fahrplanverantwortung“ – oder auch „Prognoseverantwortung“. Ab April werde ohnhin ab einer gewissen Größe keine Anlage mehr ans Netz gehen, die nicht steuerbar ist.
„Für BDEW der Erneuerbaren“
Die Teilnehmer einer zweiten Diskussion am Nachmittag sprachen sich einmütig für einen einheitlichen Branchenverband der Erneuerbaren Energien unter dem Dach des BEE aus: Auf die entsprechende Frage von BEE-Geschäftsführer Falk (li.) sagte Hermann Albers (2.v.li.), Chef des Windverbandes, „das sollte, es muss gelingen, alle 27 Erneuerbaren-Energien-Verbande unter dem Dach des BEE zu vereinen“. In allen anderen Branchen und Bereichen sei das auch so, und „die Politik erwartet das ja auch“. SMA-Aufsichtsratschef Günther Häckl (Mitte) hofft auf einen „BDEW der Erneuerbaren“. Man müsse „auf unserer Seite die Herausforderung grün beantworten“. Auch der Vertreter des DIHK, Sebastian Bolay (re.), sagte seine Unterstützung zu: Es sei richtig, die Kräfte stärker zu bündeln als bisher.“
->Quellen:
- Eigene Aufzeichnungen (Gerhard Hofmann, auch Fotos)
- bee-ev.de