Unfreiwillig komisch – unfreiwillig zynisch
Die Bundeskanzlerin beehrte nach sechs Jahren wieder einmal den BEE (Bundesverband für Erneuerbare Energie) und adelte dessen Neujahrsempfang mit einer Rede. So weit – so gut. Im Verlauf der von mehreren lustigen Versprechern unabsichtlich mit Humor („Zwei-Prozent-Ziel“ und „Kilokalorien pro Stunde“) gewürzten Ansprache brachte sie unzweideutig ihre Skepsis gegenüber Kapazitätsmärkten zum Ausdruck. Die sie übrigens mit ihrem Energieminister teilt. So weit, so noch besser.
Aber: Dass sie es „gut“ fand, wenn die Photovoltaik – so wörtlich – eine „Atempause“ einlege, und „nicht so schlimm“, dass wir „nicht mehr die einzigen Anbieter auf der Welt“ seien, und dass wir in der Photovoltaik halt „den längeren Zeitraum sehen“ müssten – all das wird jenen Zigtausenden, denen infolge dieser Atempause schlicht die (Job-)Luft weggeblieben ist (und von denen viele nicht sofort woanders weiter beschäftigt worden sind), ziemlich übel aufgestoßen sein. Mit Recht.
Denn von 2012 auf 2013 ist die Gesamtzahl der Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien von fast 400.000 auf etwa 371.000 gesunken; ohne den verstärkten Windzubau wären es aufgrund des eingebrochenen Solarausbaus am Ende noch weniger gewesen: In der Solarbranche sind die Arbeitsplätze von rund 114.000 Beschäftigten 2012 um fast 40 Prozent auf 68.500 im Jahr 2013 zurückgegangen – Subtraktionsergebnis: minus 45.500. „Das grüne Jobwunder fällt in sich zusammen“, titelte eine große, nicht im Verdacht des Linksradikalismus stehende Tageszeitung denn auch hämisch Mitte 2014. Durch den stark reduzierten Zubau der Solarenergie gingen nicht nur viele Industriearbeitsplätze, sondern auch Jobs bei Installations- und Handwerksbetrieben verloren.
Das hatte die Bundeskanzlerin wohl einfach übersehen. Kein Wunder, wenn man so lange im siebten Stock des Kanzleramtes hoch über Berlin residiert. Wie meinte sie? „Jede nicht verbrauchte Kilokalorie ist die beste“. Man kann das mit der Atempause abgehoben nennen, oder aber, wie das pv magazine: „Diese etwas zynische Wortwahl der Bundeskanzlerin war wie ein Schlag in die Magengrube der Solarbranche.“ -Gerhard Hofmann-