Aus der 350.org-Seite: „Ein weiterer Sargnagel für Kohle in Europa“
Das wissenschaftliche Magazin Nature hat im Januar 2015 weitere starke Belege dafür geliefert, weshalb ein Großteil der Kohle unter Tage bleiben muss, wenn der Klimawandel gestoppt werden soll. Die Zahlen für Europa sind besonders düster, da hier 21% der Öl-, 6% der natürlichen Gas- und 89% der Kohlereserven unter der Erde bleiben müssen, um die international vereinbarte 2°C-Erwärmungsgrenze nicht zu überschreiten.
Die Nature-Studie ist die erste ihrer Art, die ein Kohlenstoffbudget aufstellt, das nicht nur nach Region, sondern auch nach Typ der fossilen Brennstoffe unterscheidet. Und, wie einer der federführenden Autoren Dr. Christophe McGlade klarstellt, ist dies „nicht der einzige Weg voran und auf keinen Fall eine vorgeschriebene Lösung. Die Forschung könnte jedoch als Appetithappen für weiterreichende Verhandlungen über die historische Verantwortung, Verteilungsgerechtigkeit und mögliche Ausgleichsmechanismen dienen.”
Kohlefinanzierung ist stark
Europa gibt jährlich € 10 Milliarden für Kohlesubventionen aus. Allein Deutschland hat 2012 3 Mrd. Euro zur Unterstützung der Kohle ausgegeben, mehr als jeder andere EU-Mitgliedsstaat. Und Polen, dem europäischen Aushängeschild in Sachen Kohle, hat Brüssel in der Vergangenheit traditionell zugebilligt, dass dort große nationale Unternehmen bis zu € 1,7 Milliarden an Subventionen eingestrichen haben, so ein aktueller Forschungsbericht von CEE Bankwatch.
Börsennotierte und staatseigene Öl-, Gas- und Kohlefirmen blockieren mit demokratiefeindlichen Methoden jede ambitionierte Klimapolitik, um ihr Geschäftsmodell zu schützen – z. B. die Environmental Policy Alliance (EPA ist die gleiche Abkürzung wie die U.S. Environmental Protection Agency, die amerikanische Umweltschutzbehörde) ist eine Vorkämpfer-Gruppe der großen Ölkonzerne, die fadenscheinige oder falsche Rechercheergebnisse, aber auch verleumderische Behauptungen über gegen den Klimawandel kämpfende Organisationen und Personen verbreitet. Die Gruppe wird von Rick Berman geleitet, der einmal von der New York Times mit den Worten zitiert wurde: „Wer gewinnen will, muss holzen.“ CBS nannte ihn einst „Mr. Evil„. Die Ölindustrie behauptet über die Divest-Befürworter, sie seien eine Bande von großen, bösen Radikalen, die wollen, dass alle hungrig im Dunkeln sitzen(so ein Anti-350-Video der Kohle-Lobby). „350.org“ nennt das „lächerlich“ – man setze sich für eine gerechte, nachhaltige Zukunft für uns alle ein – „wo Energie etwas ist, das der Völkergemeinschaft hilft statt sie zu verletzen, und wo man nicht viel Geld ausgeben muss, um gehört zu werden“.
Opposition ist stark
„Die Kohle-Renaissance in Europa war nur ein Traum” klingt vielleicht erst einmal nach einer Presseerklärung einer grünen Nichtregierungsorganisation – so. Dieser starke Konter stammt aber aus dem aktuellen Medium-Term Coal Report 2014 der Internationalen Energieagentur. Und er kommt nicht überraschend. Der Preis der europäischen Kohle fiel auf den tiefsten Stand seit sieben Jahren, da die Abbau- und Verschiffungskosten abnahmen und ein Nachfragerückgang aus China, dem weltgrößten Kohleverbraucher, prognostiziert wird.
Und als wären diese starken Marktsignale noch nicht ausreichend, nimmt auch der öffentliche Widerstand gegen Kohle weiter zu. Im letzten Sommer haben sich tausende von Menschen auf den Weg in die deutsch-polnische Grenzregion Lausitz gemacht, wo der staatliche schwedische Energiekonzern Vattenfall und die polnische Energiegruppe PGE einen weiteren Ausbau des Tagebaus planen. Die Demonstranten bildeten eine 8 Kilometer lange Menschenkette und verbanden so jene deutschen und polnischen Dörfer, die dem Braunkohletagebau weichen sollen.
In den letzten Monaten hat sich auch beträchtlicher Widerstand durch polnische Bauern, Gewerkschaften und andere Bürger in Westpolen gegen die Pläne des polnischen Energieunternehmens PAK formiert, die beabsichtigen einen Braunkohletagebau in der Krobia und Miejska Górka-Region anzulegen. Beim Verbrennen dieser lockeren Kohle wird vergleichsweise mehr Kohlenstoffdioxid frei als bei Steinkohle oder Erdöl und zweimal soviel wie bei Erdgas.
Folgt: Global Divestment Day