Bundesnetzagentur sieht Stromproduktion aus Braunkohle drastisch sinken
Geht es nach der Bundesnetzagentur in Bonn, dann wird die Stromproduktion aus Braunkohle im kommenden Jahrzehnt drastisch sinken. Damit würden zahlreiche Jobs auf dem Spiel stehen, unter anderem im Rheinischen Revier. So formulierte es der Kölner Stadtanzeiger unter dem Titelstichwort „Energiewende“.
„Die Stromproduktion aus Braunkohle dürfte in den nächsten zehn Jahren im Rheinland drastisch zurückgehen – und damit auch die Zahl der Beschäftigten in der Region“, fürchtet Jürgen Sussenburger im Kölner Blatt. Er entnimmt die Vorhersage den Szenarien der Bundesnetzagentur in Bonn, denenzufolge würden „von den heute 21 Gigawatt Braunkohle-Kraftwerksleistung im Jahr 2025 lediglich zwischen zehn und 14 Gigawatt in Deutschland übrig bleiben“. Selbst „im günstigsten Fall“ rechne die Behörde mit der Stillegung von mehr als 20 Braunkohlekraftwerken bundesweit – „also im Rheinland und in der ostdeutschen Lausitz“.
Die Bundesnetzagentur habe zur Netzplanung die Zukunft der deutschen Stromproduktion untersucht. Dabei seien die Stilllegung der restlichen Atomkraftwerke, kräftiges Wachstum der Erneuerbaren Energien und unterschiedliche Verbrauchsszenarien unterstellt worden – mit der unterstellten Negativ-Konsquenz fürs rheinische Revier, so der Stadtanzeiger: „Den Unterlagen der Netzagentur zur Folge werden im Jahr 2025 vor den Toren Kölns im wesentlichen nur noch in Niederaußem der Block K (944 Megawatt) und in Neurath die beiden optimierten BoA-Anlagen mit jeweils 1050 MW weiterhin Strom liefern sowie der Block E mit 604 MW.“
[note Solarify meint: Wann endlich nehmen wir Abschied von unserer kurzfristigen Sichtweise? Der rennommierte Zeit-Autor Dieter E. Zimmer hat mit einem treffenden Bild schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass wir ofensichtlich noch nicht lange genug aus den Höhlen heraus sind: „Wäre eine Freude damit verbunden, sich mit dem Hammer auf den Daumen zu schlagen, und der Schmerz träte erst zwei Jahre später ein – wir täten es unentwegt.“ Aus der Braunkohle als dem schmutzigsten Energieträger m ü s s e n wir so bald wie möglich aussteigen, jedenfalls solange es keine hinreichenden Verfahren zur Abscheidung und Wiederverwendung des Kohlendioxids ( CCU) gibt – und des Feinstaubs dazu.]
RWE: praxisfern
Doch noch gibt es die Energieversorger, die mit der Kohle ganz hübsch verdienen, und die schlafen nicht: Dass die Braunkohle ihre Funktion als Rückgrat der Stromversorgung verlieren wird, dass mehr als 40 Kraftwerkblöcke, davon 21 beim Betreiber RWE, stillgelegt werden könnten, trifft natürlich auf Gegner – denn: Noch sei nichts entschieden, und auch eine RWE-Sprecherin habe betont: „Wir halten die Annahmen der Netzagentur, die einen extremen Rückgang der Braunkohleverstromung vorsehen, für praxisfern.“ Die Behörde unterstelle, dass Kraftwerke nach einer bestimmten Lebensdauer abgeschaltet würden.
Gewerkschaften: Bedenken
Die Gewerkschaften sind ebenfalls dagegen, sorgen sie sich doch um die Arbeitsplätze. Nach außen hin führen sie Bedenken wegen der Versorgungssicherheit ins Feld: Verdi-Landesfachbereichsleiter Lafos sieht schwarz, denn „wenn man die Blöcke kurzfristig abschaltet, bricht das System zusammen“. Es sei doch jedem klar, dass man die Braunkohle noch eine ganze Weile brauche, um Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit des Stroms zu gewährleisten. Alarmiert reagierte denn auch die IG Bergbau: „Wir brauchen im Rheinland eine kostengünstige und sicher verfügbare Energie, weil es hier viele stromintensive Chemieunternehmen gibt. Wir sehen die Streichliste der Netzagentur sehr problematisch“, ließ sich der Kölner IG BCE-Sprecher Meiers vernehmen.
Der Stadtanzeiger sieht eine positive Auswirkung für die Bewohne der Region: „Ein derartiger Kraftwerks-Kahlschlag hätte nicht nur Folgen für die Arbeitsplätze in den Kraftwerken. Der umstrittene Tagebau Garzweiler II würde nicht mehr gebraucht – und damit wären auch die leidigen Umsiedlung von ganzen Dörfern vom Tisch.“
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