„Knapp sind nicht die Erneuerbaren Energien, knapp ist die Zeit“

IRENA-Gründer

Er war auch Urheber von IRENA, der International Renewable Energy Agency, für deren Entstehen er sich nahezu zwei Jahrzehnte einsetzte. Hermann Scheer war Visionär und Vordenker. Das Lebenswerk eines Vordenkers zu würdigen, beinhaltet die Erkenntnis, dass mit der Würdigung für dessen Nachwelt die Aufgabe der Umsetzung erwächst. Zwei Leitfäden entnehme ich seinem Denken und Wirken: die Ultima Ratio der stimmigen Ausgangsprämisse und das Überwinden von Denkbarrieren. Sie finden sich etwa in seinen folgenden Worten wieder: „Die schnelle und umfassende Einführung Erneuerbarer Energien heute garantiert, dass wir morgen eine umweltfreundliche, sichere und kostengünstige Energie für alle haben.“

Eine besondere Herausforderung ist der vielfach von Hermann Scheer beschriebene Strukturkonflikt, wonach die Akteure der herkömmlichen Energiewirtschaft Gefangene ihres eigenen Systems sind und „ihre Unternehmensratio zur volkswirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Rationalität verklären“. Eben dieser Konflikt realisiert sich fortlaufend, auch mit solchen Entscheidungen, wie sie in Deutschland „im Schatten des Atomausstieges“ und einer forcierten einseitigen Kostenbetrachtung auf eine Aushebelung des EEGs als Motor der Energiewende zielen.

Hermann Scheer setzte sich immer für ein starkes und selbstbestimmtes Parlament ein, von dem Initiativen wie das EEG, einem Parlamentsgesetz, ausgehen. Er schmiedete fraktionsübergreifende Allianzen und warb für ein Lossagen von vermeintlichen Sachzwängen.

Das Wirken von Hermann Scheer war geprägt von Idealen und Werten: Das Eintreten für Gerechtigkeit, die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und Solidarität. Dabei setzte er sich immer wieder mit Handlungsstrukturen auseinander, um Übertragungswege gesellschaftlicher Interessen auf politische Programmatik zu optimieren. Hermann Scheer werde ich – auch aus der Perspektive seiner Tochter – für immer und dankbar als geistreichen, humor- und liebevollen Menschen sowie politische Instanz in Erinnerung behalten.“

Gedenkschrift Hermann Scheer – Titel – EUROSOLAR

Zitatsammlung von Dr. Hermann Scheer, EUROSOLAR-Ehrenpräsident, aus seinen Büchern:
–   „Keine Energie kann so schnell verfügbar gemacht werden wie die Erneuerbaren Energien, wenn wir nur wollen“ (2006)
–   „Damit Menschen und Natur wieder auf einen Nenner kommen, dürfen die Menschen nur dieselbe Energie wie die Natur nutzen: Die Energie der Sonne“ (2005)
–   „Die Mehrkosten für die Erneuerbaren Energien von heute sind vermiedene Umweltschäden und niedrige Energiekosten von morgen“ (2004)
–   „Der unverzügliche Wechsel zu Erneuerbaren Energien ist keine Last, sondern die größte greifbare soziale und wirtschaftliche Zukunftschance“
–   Zur Photovoltaik: „Die Umwandlung von Sonnenlicht zu Strom ist die wichtigste Zukunftstechnologie der Menschheit“ (2010)
–   „Knapp sind nicht die Erneuerbaren Energien, knapp ist die Zeit“
– Zu Atomkraft: „Weil nicht passieren darf, was passieren kann, darf eine Technologie nicht eingesetzt werden“ (2010)

Mit Beiträgen von:

Nina Scheer, Erhard Eppler, Bärbel Dieckmann, Frank-Walter Steinmeier, Wolfgang Palz, Michael T. Eckhart, Preben Maegaard, Mechtild Rothe, Franz Alt, Publizist, Peter Becker, Frank Asbeck, Peter Sloterdijk, Klaus Töpfer, Axel Berg, Peter Unfried, Marco Bülow, Christiane Grefe, Fabio Longo, Stephan Grüger, Hans-Josef Fell, Helmut Lölhöffel, Luciana Castellina, Andrea Ypsilanti, Leoluca Orlando, Irm Scheer-Pontenagel, Sigrid Henke.

Quellen: