Betreiber wollen noch im März Stilllegung beantragen
Mayer-Rüth: „Daran scheint sich auch so schnell nichts zu ändern. Deshalb wollen jetzt E.ON, HSE, Mainova und N-Ergie die Reißleine ziehen. Nach Recherchen des ARD-Hauptstadtstudios wollen die Energieversorger die Stilllegung des Gaskraftwerks Irsching noch im März beantragen.“
[note Geschichte des Kraftwerks Irsching: 1969 von den Isar-Amper-Werken begonnen, war Irsching 1 ein schwerölbefeuertes Kraftwerk mit einer Leistung von 151 MW – 1974 liefen bereits drei Blöcke. Anfang der 90er Jahre wurde der Betrieb auf umweltfreundlichere Brennstoffe – Erdgas und leichtes Heizöl – umtgestellt. Irsching 2 wurde nach 17 Jahren Kaltreserve Ende 2012 stillgelegt.
Heute laufen noch zwei hochmoderne Gas- und Dampfkraftwerke: das Kraftwerk Ulrich Hartmann (Block 4) und Irsching 5 mit rund 1.400 MW Kapazität. Seit 2000 ist E.ON mit 50,2 % Mehrheits-Betreiber, gemeinsam mit der Nürnberger N-ERGIE (25,2 %), die Frankfurter Mainova (15,6 %) und der HEAG Südhessische Energie AG (HSE) aus Darmstadt (9 %).
Mit Ulrich Hartmann steht in Irsching das GuD-Kraftwerk mit dem weltweit höchsten nominellen Wirkungsgrad von 60,4 Prozent – bei einem Testlauf im Mai 2011 wurden sogar 60,75 % erreicht. Die Anlage ist im Juli 2011 ans Netz gegangen. 2012 war das für wenigstens 4000 Betriebsstunden pro Jahr ausgelegte Kraftwerk nur 2000 Stunden am Netz. Block 3 wird bis März 2016 in Betriebsbereitschaft gehalten. Dananch dient der Einsatz von Irsching 3 ausschließlich dem Erhalt der Netzstabilität und wird durch Tennet gesteuert. Block 5, ein GuD-Kraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 59,7 % und 860 MW elektrischer Leistung, ging 2010 in Betrieb – eine Investition von 400 Mio. Euro. 2011 produzierte das Kraftwerk in mehr als 4.000 Betriebsstunden Strom, 2012 waren es nur noch rund 1.600. Im April 2013 forderte Eon-Chef Johannes Teyssen 100 Millionen vom Staat, um das Kraftwerk dauerhaft in Betrieb zu halten.
Im vergangenen Jahr erzeugte Irsching als ganzes nicht einmal eine Kilowattstunde für den Strommarkt – auf Anweisung der Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber wurde lediglich Strom produziert, um das Netz zu stabilisieren.]
E.ON: „Kosten kaum noch erwirtschaftet“
„Die wirtschaftliche Perspektive des Gaskraftwerks Irsching ist äußert kritisch. Energiepolitisch veränderte Rahmenbedingungen haben es so weit an den Rand des Marktes gedrängt, dass die Kosten kaum noch erwirtschaftet werden können“, so ein Sprecher der E.ON SE gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio. Bisher sei aber noch nicht abschließend entschieden, ob ein solcher Antrag gestellt werde.
Mit dem Netzbetreiber TenneT und der Bundesnetzagentur haben die Betreiber Ende 2012 eine Vereinbarung getroffen, derzufolge die Blöcke bis 31.03.2016 dem Markt und der TenneT zur Sicherung der Netzstabilität zur Verfügung gestellt werden. Dafür bekommt die Betreibergruppe um E.ON laut dpa jährlich etwa 60 Millionen Euro. Gegen diese Regelung laufen Gabriel zufolge Erfolg versprechende Klagen. Das wisse das Unternehmen, deswegen beantrage es jetzt die Stilllegung, so der Minister.
Folgt: Gabriels Leitmotiv: „Kein Hartz IV für konventionelle Kraftwerke“