Windpark für Anwohner kaum Lärmbelästigung

Klangeigenschaften, nicht Lautstärke entscheidend

Ergebnis einer Langzeit-Studie (siehe solarify.eu): Der Windpark Wilstedt in Niedersachsen hält die festgeschriebenen Grenzwerte für die Schallstärke sicher ein. Insgesamt bewerteten die Befragten den Windpark eher positiv. Nur eine Minderheit von 10 % erlebt eine ziemlich starke Geräuschbelästigung.

Die Windparkgeräusche werden im Vergleich sogar als weniger lästig empfunden als die Geräusche von Fahrzeugen. In welchem Ausmaß und unter welchen Bedingungen Geräusche von Windenergie­anlagen (WEA) als belästigend empfunden werden, war bislang nur unzureichend geklärt. Nun haben die Umwelt­psychologen Gundula Hübner und Johannes Pohl in Kooperation mit Diplomingenieur Joachim Gabriel vom Deutschen Windenergie-Institut (DEWI) in einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die Wirkungen des Wilstedter Windparks analysiert.

Mehr als 200 Anwohner/-innen wurden akribisch danach befragt, ob sie sich durch die Geräusche der insgesamt neun Anlagen der 2-MW-Klasse belästigt fühlen. Zu welchen Zeiten, ob und wie sich dies auf ihren Alltag, ihren Schlaf und andere körperliche und psychische Bereiche auswirkt. Parallel zur Befragung führte das DEWI Geräuschmessungen durch, der Anlagenbetreiber wpd steuerte die Betriebsdaten der Anlagen bei.

Am Modell des niedersächsischen Windparks Wilstedt analysierten die Wissenschaftler von 2011 bis 2014 die Auswirkungen der Geräuschemissionen von Windturbinen modellhaft. Die Untersuchungen zeigen, dass die empfundene Belästigung insbesondere mit der Amplitudenmodulation (AM) korreliert. Mit diesem Begriff bezeichnen die Wissenschaftler in der Lautstärke variierende Geräusche.

Zudem werden die Windparkgeräusche nicht als stetige Belästigung erlebt, sondern gehäuft unter bestimmten Bedingungen (z. B. in der Nacht, Hauptwindrichtung). Selbst wer sich durch den Windpark belästigt fühlt, ist zwar kritischer, lehnt ihn aber nicht pauschal ab. Interessanterweise zeigte sich kein bedeutsamer Zusammenhang zwischen der Nähe zum Windpark und der Belästigung.

Klangeigenschaften entscheidend

Das Ergebnis widerlegt die anfängliche These, dass Beschwerden primär mit der Lautstärke der Schalleinwirkung korrelieren. „Akzeptanzförderung sollte daher verstärkt bei Klangeigenschaften und nicht nur bei der Minderung von Schallimmissionspegeln ansetzen“, sagt Joachim Gabriel, Leiter für den DEWI-Teil der Studie. Weitere Forschung zur Amplitudenmodulation von WEA könne ein erhebliches Potential zur Zuspruchssteigerung für WEA erschliessen.

Interdisziplinäre Forschung

Dank der vielversprechenden Resultate der Untersuchung wünschen sich die Wissenschaftler eine Vertiefung des interdisziplinären Forschungsansatzes, der stresspsychologische sowie physikalische Aspekte der Geräuschebelästigung einbezieht. Um Minderungskonzepte für die Lästigkeit von WEA-Geräuschen entwickeln und erproben zu können, sind grundlegende Analysen zu dem Phänomen Amplitudenmodulation und dessen Wahrnehmung erforderlich. Die Forscher empfehlen hierzu, spezielle Dauermessstationen zu entwickeln, diese im Dialog mit Windparkanwohnern zu betreiben und objektive Bewertungsverfahren für die Lästigkeit von AM abzuleiten und zu standardisieren.

Folgt: Ergebnisse im Einzelnen