BUND: Schlechte Klimabilanz für Agrokraftstoffe
Biosprit wird in Deutschland als Agroethanol und Agrodiesel den konventionellen Kraftstoffen beigemischt. Agroethanol wird hauptsächlich aus Weizen, Mais und Zuckerrüben hergestellt, wohingegen Agrodiesel zu 80 Prozent aus Raps gewonnen wird. Man spricht daher auch von „landbasierten“ Agrokraftstoffen. 2011 machte Agrosprit einen Anteil von 5,6 Prozent am gesamten Kraftstoffverbrauch in Deutschland aus. Die Kosten der Förderung in der EU beliefen sich im selben Jahr auf circa 10 Milliarden Euro.
Agrokraftstoffe wurden ursprünglich mit dem Argument politisch gefördert, dass sie dabei helfen könnten, Treibhausgase im Verkehr einzusparen und so das Klima zu schonen. Jedoch weisen bereits seit einigen Jahren kritische Stimmen darauf hin, dass die CO2-Bilanzen, die für die unterschiedlichen Agrokraftstoffe angesetzt wurden, zu niedrig seien. Größtes Manko: Negative Effekte durch sogenannte indirekte Landnutzungsänderungen (indirect land use change, ILUC) sind in der Klimarechnung nicht enthalten. Der Anbau der Energiepflanzen erfolgt häufig auf Flächen, die zuvor zum Anbau von Nahrungsmitteln genutzt worden sind. Diese Produktion verlagert sich dann auf Wald- und Weideflächen, da die Nachfrage nach Nahrungsmitteln weiterhin besteht. So werden Ökosysteme zerstört und Treibhausgase freigesetzt.
Die (umstrittene) Leopoldina-Studie
In einer Stellungnahme zu den Grenzen und Möglichkeiten der Nutzung von Bioenergie kam die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle schon im Juli 2012 zu dem Schluss, dass “Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann”. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energieressourcen wie der Photovoltaik, der Solarthermie und der Windenergie verbrauche Bioenergie mehr Fläche und sei häufig mit höheren Treibhausgasemissionen und Umweltbeeinträchtigungen verbunden. Zudem konkurriere Bioenergie potenziell mit der Herstellung von Nahrungsmitteln. Vorrang solle der Einsparung von Energie und der Verbesserung der Energieeffizienz gegeben werden.
Die Studie löste eine heftige Kontroverse aus. Siehe: solarify.eu/vdb-kritisiert-leopoldina-biokraftstoff-studie, solarify.eu/streit-um-bioenergiestudie-der-leopoldina und solarify.eu/helmholtz-antwort-bioenergie-studie-der-leopoldina.
->Quellen und mehr:
- „Do biofuel policies seek to cut emissions by cutting food„, Timothy Searchinger et al., Science, 27. März 2015, Vol. 347/no 6229 pp. 1420-1422
- bund.net
- inkota.de
- Agrosprit
- Offenen Brief an die deutschen Abgeordneten des Europäischen Parlaments vom 12. Dezember 2014 herunterladen
- Hintergrundpapier „Verordnete Verantwortungslosigkeit – die Förderung von Biosprit in der EU“ herunterladen