[note Ingo Arzt nennt die IG BCE in der taz „die dümmste Gewerkschaft der Welt“ – sie verbreite „Bockmist“, wenn sie unter Berufung auf eine Kurzstudie der US-Investitionsbank Lazard unke, dass durch einen Dominoeffekt 800.000 Arbeitsplätze gefährdet seien, wenn Gabriel Abgaben von ein paar „alten, ineffizienten Kohlekraftwerke verlange, die keinerlei Relevanz für das Energiesystem haben. Was für ein Stuss.“ Wo doch, wohlgemerkt, in der Braunkohle direkt nur noch rund 21.000 Menschen arbeiteten.
Besonders prangert Arzt die Berufung der IG BCE auf die Lazard-Studie an: „Vermutlich schreiben US-amerikanische Investmentbanken auch Studien über Wachstumschancen im internationalen Sklavenhandel, alles eine Frage der Bezahlung“ – er findet es „bezeichnend“, dass die Gewerkschaft in Deutschland offanbar niemanden gefunden habe, der „seine Reputation durch eine derartige Quatschrechnung aufs Spiel“ setze. Gabriels „Minimaleingriff“ betreffe nur „die alten, ineffizienten Braunkohlekraftwerke, die Strom für den Export produzieren. Ja, richtig, für den Export: Trotz Atomausstieg exportiert Deutschland so viel Strom wie nie zuvor. Besonders der billige Braunkohlestrom, viel davon aus dem Pott, geht weg wie Currywurst rot-weiß.“
Gabriel mache Braunkohle teurer und schlage „zwei Fliegen mit einer Klappe: Klimaschutz und Erhalt der besten Kraftwerke“. Polemisch fragt der taz-Kommentator, „was für Chemie die bei der IG BCE in ihren Kaffee mischen“.
Sein Fazit: Wir bräuchten keine Kohle mehr, „nicht in diesen Mengen. Das sollte die IG BCE ihren Mitgliedern ehrlich sagen. Der Übergang zu erneuerbaren Energien dauert Jahrzehnte, genug Zeit, um denen, die dabei auf der Strecke bleiben, Alternativen zu schaffen. Doch die Energiegewerkschaft fällt mit ihrem aufgeregten Gegeifer als Gesprächspartner leider aus und schadet damit viel mehr, als es jede Kohleabgabe tun kann.]
Kevin Hoffmann sieht den Tag im Berliner Tagesspiegel als „dramaturgischer Höhepunkt der Energiewende bisher. Der nächste folgt an dem Tag, an dem Demos dieser Gruppen nicht durch 600 Straßenkilometer voneinander getrennt sind.“ Der Streit um den wichtigsten heimischen Rohstoff spalte „Koalitionen, Parlamentsfraktionen, fast alle Parteien, Familien und sogar Persönlichkeiten, die nach dem richtigen Weg in die Zukunft dieses Landes suchen, Bundeskanzlerin und Vizekanzler eingeschlossen. Kohle wird zur Gewissensfrage!“ Einerseits leuchte fast jedem ein, dass es keine dauerhaft sinnvolle Lösung sein könne, mit steigendem Aufwand Millionen Jahre alte Pflanzenreste aus der Erdkruste zu kratzen und diese zu verfeuern. Andererseits müsse jeder, der es mit dem schnellen Kohleausstieg ernst meine, auch Mitmenschen in die Augen schauen können, deren Existenz von diesem Raubbau unmittelbar abhänge.
Hoffmann sieht schließlich Kompromissmöglichkeiten: „Verschonte man die Kohlekraftwerke noch ein paar Jahre, könnte man der unterirdischen CO2-Speicherung (CCS) eine neue Chance geben. Oder: Die Länder beteiligen sich an einem Programm zur energetischen Gebäudesanierung, das den Namen verdient. Oder: Man verpflichtet die Autohersteller auf schärfere CO2-Grenzwerte. Auch das: ein kleiner Beitrag. In jedem Fall gilt es, einen Austiegsplan zu finanzieren, der Menschen keine falschen Hoffnungen für ihre Reviere macht, ihnen aber auch nicht über Nacht die Heimat nimmt.“6.000 demonstrieren im rheinischen Revier mit Anti-Kohle-Kette für konsequenten Klimaschutz
Folgt: 6.000 demonstrieren im rheinischen Revier mit Anti-Kohle-Kette für konsequenten Klimaschutz