Scheitert die Energiewende an Wohnungseigentümergemeinschaften?
Mit mehr als 9 Mio. Eigentumswohnungen (22 Prozent des bundesweiten Wohnungsbestands) spielen Wohnungs-Eigentümergemeinschaften (WEG) eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Energiewende im Gebäudebereich. Doch noch immer gelten mehr als 70 Prozent der Wohnungen als nicht energetisch modernisiert. WEG bilden damit das Schlusslicht beim Sanierungsfortschritt. Doch was hemmt Eigentümergemeinschaften an Sanierungen, wo gibt es Probleme und welche Anreize sind notwendig, damit die Klimawende nicht an WEG scheitert? Diesen und weiteren Fragen ging der Dachverband Deutscher Immobilienverwalter (DDIV) als Mitveranstalter der Berliner Energietage im Fachforum 2.04 „Die Energiewende in Wohnungseigentümergemeinschaften: Hemmnisse & Chancen“ auf den Grund.
„WEG haben aufgrund ihrer Konstruktion langwierige Abstimmungsprozesse und Beschlussvorgaben. Bisher hat dies der Gesetzgeber bei der Umsetzung der Klimawende noch nicht ausreichend berücksichtigt“, konstatierte Martin Kaßler, Geschäftsführer des Berufsverbandes der Immobilienverwalter DDIV im Rahmen der Berliner Energietage. Er forderte eine stärkere Fokussierung auf Eigentümergemeinschaften und auf Haus- und Immobilienverwaltungen. Andernfalls drohten die energetischen Ziele im Gebäudebereich zu scheitern.
Warum dies so kommen könnte, zeigten Experten in Kurzvorträgen auf: neben der erfahrenen Immobilienverwalterin Astrid Schultheis (Focus Immobilienverwaltung) berichtete Energieberaterin Marita Klempnow (Deutsches Energieberaternetzwerk) über ihre Erfahrungen mit Sanierungen in WEG. Unterstützung bekamen sie von Eckard von Schwerin (KfW-Bankengruppe), der bestehende Fördermöglichkeiten für WEG vorstellte. Im Anschluss diskutieren Experten aus Wirtschaft und Politik, wie Hemmnisse reduziert und Chancen genutzt werden können.
Sanierungsfahrpläne als Impulsgeber für die Wärmewende
Ein wirksames Instrument, um die Modernisierung des Gebäudebestandes voranzubringen und den Energieverbrauch von Gebäuden schrittweise zu senken, können individuelle Sanierungsfahrpläne sein – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nyomen Strategieberatung im Auftrag der GASAG. Denn diese Sanierungsfahrpläne beachten nicht nur die baulich-technischen Einsparmöglichkeiten eines Gebäudes, sondern sie beziehen dabei auch die konkreten Lebenssituation und die finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer mit ein. Mit Hilfe dieses Instrumentes könnten bis 2050 rund 70 Prozent der [[CO2]]-Emissionen im Berliner Wärmemarkt eingespart werden.
Über die Einsatzmöglichkeiten dieses Instruments, Beispiele für erfolgreiche Modernisierungskampagnen aus dem Bundesgebiet, Schlussfolgerungen für den Berliner Wärmemarkt und notwendige Maßnahmen, wurde im Rahmen der GASAG-Veranstaltung „Energiewende im Wärmemarkt Berlin – Auch eine Chance für die Berliner Wirtschaft?!“ mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und von Verbänden diskutiert.