Energieeffizienz und sozial verträgliches Bauen schließen einander nicht aus
Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte eine neue Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen als „Panikmache“. Die Untersuchung „Kostentreiber für den Wohnungsbau“ berücksichtige keine steigenden Energiekosten und Klimaeffekte. Die DUH fordert daher die Bundesregierung auf, umwelt- und sozial verträglichen Wohnungsbau zu unterstützen. Mit einer Schlussbemerkung von S_Y.
Die DUH kritisiert deren Methodik als einseitig. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass der sozial verträgliche Wohnungsbau in Gefahr sei und benennt weitreichende staatliche Vorgaben im Neubau als Grund. Nach Auffassung der DUH bezweckt die ARGE vor allem, Umweltstandards im Neubau weitgehend abzubauen.
In ihrer Studie, die ein Bündnis aus Immobilien- und Bauverbänden im Wohnungssektor letzte Woche an das Bundesumweltministerium übergab, kommt die ARGE zu dem Schluss, dass staatliche Auflagen den Wohnungsbau überproportional verteuert hätten und ein Bauen zu sozial verträglichen Bedingungen unter diesen Umständen nicht mehr möglich sei. Vor allem Vorgaben zur Energieeffizienz oder zur Barrierefreiheit von Gebäuden würden die Kosten beim Neubau unnötig in die Höhe treiben und stünden in keinem Verhältnis zur durchschnittlichen Entwicklung der Lebenshaltungskosten, so das Fazit der Untersuchung.
„Die Studie lässt vollkommen außer Acht, dass Mehrkosten für energetische Effizienz durch langfristige Einsparungen bei Energiekosten mehr als kompensiert werden können. Allein seit dem Jahr 2000 war hier ein Anstieg um 40 Prozent zu beobachten. Die Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden ist ein wichtiger Baustein, um zukünftig zu erwartenden Preissteigerungen im Energiebereich entgegenzutreten“, so DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Gleichzeitig sei klar, dass ein klimaneutraler Gebäudebestand in Deutschland nicht kostenneutral zu erreichen ist. Nachdem die steuerliche Absetzbarkeit energetischer Sanierung im Februar aufgrund von Differenzen zwischen Bund und Ländern gescheitert ist, fordert die DUH die Bundesregierung erneut auf, Förderprogramme aufzulegen, welche Investoren unterstützen können sozial und umweltverträglich zu bauen.
Studie vernachlässigt positive Verknüpfung von Energieeffizienz und sozial verträglicher Entwicklung im Wohnungsbau
Für Barbara Metz, Referentin für Energieeffizienz bei der DUH, besteht ein weiteres Defizit der ARGE-Studie darin, dass sie die positive Verknüpfung von Energieeffizienz und sozial verträglicher Entwicklung im Wohnungsbau vernachlässigt. „Berechnungsansätze wie eine Analyse der Lebenszykluskosten, bei denen auch die Kosten des Energieverbrauchs in die Berechnung der Wirtschaftlichkeit mit einbezogen werden, wurden in die vorliegende Studie leider nicht aufgenommen, obwohl ein hoher Energiestandard mit klaren Kostenvorteilen während der Betriebsdauer verbunden ist. Nur so können verlässliche Aussagen über den Erfolg von energetischen Auflagen getroffen werden“, so Metz.
[note Solarify meint: Schon beeindruckend, für wie einfältig und geneigt die Produzenten dieser wohlfeilen Studien – sei es pro Braunkohle oder gegen effizientes Bauen – das Publikum offensichtlich halten. Sie nehmen Klimaschutz- und -effizienzmaßnahmen ausschließlich als Gewinneinbuße wahr – weil sie nicht weiter schauen als bis zum Tellerrand – und verbreiten durchsichtige Texte voller Halb- und Unwahrheiten. Dabei verdecken die spärlichen verbalen Lendenschurze nur knapp die intellektuelle Blöße: Die Herrschaften sind in Wahrheit gegen jedes Klimaziel, weil das einfach Geld kostet – fürchten sie. Denn es geht ihnen ums Geld, und um nichts sonst – der Klimaschutz ist ihnen vollkommen gleichgültig. Wie lässt Brecht seinen Galilei sagen? „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ Solarify ist optimistisch: Die Wahrheit – auch die über den Klimaschutz – wird sich durchsetzen.]
->Quelle: duh.de