Energieeffizienz-Strategie Gebäude: Impulse für die Energiewende im Gebäudesektor
Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea)
Notwendige Impulse für die Energiewende im Gebäudebereich erörterten führende Experten in der Podiumsdiskussion der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) zum Abschluss des zweiten Tages der Berliner Energietage 2015. geea-Sprecher Stephan Kohler eröffnete die Veranstaltung mit dem Appell, das Thema Gebäude-Energieeffizienz noch deutlich stärker in den Fokus der öffentlichen und politischen Diskussion zu rücken. Thorsten Herdan, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, ging in seinem anschließenden Impulsreferat auf den Stand der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) ein. Dabei stellte er einen „Plan B“ als Ersatz für die gescheiterte Steuerförderung von energetischen Sanierungen in Aussicht.
Anschließend erläuterte Karl Greißing, Abteilungsleiter im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, die Ansätze seines Bundeslandes für mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich. Die entsprechenden Standpunkte der Branchenverbände machten Karl-Sebastian Schulte (ZDH), Manfred Greis (BDH) sowie Marianne Tritz (GDI) in der Diskussionsrunde deutlich. Ein wichtiger Punkt war dabei die Debatte, ob eine höhere Sanierungsrate über mehr Anreize oder gesetzliche Verpflichtungen – wie beispielsweise das baden-württembergische Erneuerbare-Wärme-Gesetzes – erreicht werden könne und welche Maßnahmen dafür weiterentwickelt werden sollten.
Im Blickpunkt: Das Plusenergiehaus
HEA – Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V.
Erfolgreiche HEA-Fachtagung: Über 200 Teilnehmer informierten sich über Herausforderungen bei der Projektierung, Planung und baulichen Umsetzung von energetisch hocheffizienten Gebäuden, sogenannten Plusenergiehäusern. Prof. Ludwig Rongen, renommierter Architekt und Stadtplaner, zeigte in seinem Einführungsvortrag auf, dass die Umsetzung von Plusenergiehäusern planerisch zwar anspruchsvoll ist, aber Stand der Technik. Mehrkosten von 5 bis 10 Prozent sollten bei deutlich niedrigeren Betriebskosten für Investoren zu verkraften sein. Lüftungsexperte Benedikt Zimmermann wies auf die Notwendigkeit von lüftungstechnischen Maßnahmen in hochwärmegedämmten und damit dichten Gebäude hin. „Dicke Luft“ führt zu gesundheitlichen Belastungen der Nutzer und sollte unbedingt vermieden werden.
Oliver Bast , Stiebel Eltron, machte deutlich, dass eine intelligente Regelung und Steuerung der haustechnischen Komponenten ohne ein ausgefeiltes Energiemanagment nicht möglich ist. Claus Fest, RWE Effizienz GmbH, stellte mit Smart-E ein Pilotprojekt seines Hauses vor, dass das Zusammenspiel von regenerativer Stromerzeugung, stationärer Speicherung und Elektromobilität untersucht. Fazit der Veranstaltung: Den Teilnehmern der Veranstaltung wurde eindrucksvoll aufgezeigt, dass das notwendige Know-How und die Technik vorhanden sind, um Plusenergiehäuser zu realisieren und diese Gebäude auch durchaus finanzierbar sind. Interessanter Aspekt ist die Einbindung von Elektrofahrzeugen in das Gesamtkonzept.
Energiewende im Wärmemarkt Berlin – Auch eine Chance für die Berliner Wirtschaft?
Die GASAG-Veranstaltung befasste sich mit den Möglichkeiten, die dringend notwendige Modernisierungswelle im Gebäudebestand in Berlin in Gang zu bringen. Der Blick „über den Tellerrand“ nach Bottrop und in die Metropolregion Rhein-Neckar zeigte, wie erfolgreiche Modernisierungskampagnen gestaltet werden können. Fazit: „Oftmals ermöglicht schon eine Modernisierung in kleinen Schritten deutliche Einsparungen.“ Das ist eine Kernaussage aus der sehr gut besuchten Veranstaltung. Es geht also nicht um teure Komplettsanierungen, sondern schrittweise Verbesserungen.
Besonders wichtig: Die Eigentümer müssen umfassend über die technischen Verbesserungsmöglichkeiten, das Einsparpotenzial und die Kosten informiert werden. Ein wirksames Beratungsinstrument könnten individuelle Sanierungsfahrpläne sein. Denn diese beachten nicht nur die technischen Potentiale des jeweiligen Gebäudes, sondern sie beziehen die Lebenssituation und die finanziellen Möglichkeiten der Eigentümer mit ein. Das zeigte eine Studie der Nymoen Strategieberatung im Auftrag der Gasag.