Höchstwert nach einer Million Jahren
Die Übergröße dieser Überschrift ist Absicht: Wie immer bei Rekorden, vor allem negativen, steigen die Medien groß ein: „Warnung der US-Wetterbehörde – CO2-Wert auf Rekordniveau“ so oder ähnlich titelten laut Google am 07.05.2015 fast 200 Veröffentlichungen. „Alarmierend“ nannte tagesschau.de die Zahlen: US-Wissenschaftler hätten (schon im März) einen neuen CO2-Höchststand in der Atmosphäre registriert. Noch nie zuvor habe es weltweit eine so hohe CO2-Konzentration gegeben. Der Menschheit bleibe nur noch wenig Zeit zum Gegensteuern, warnten Forscher.
Erstmals seit Beginn der Messungen hat laut der US-Wetterbehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der monatliche weltweite Durchschnittswert der CO2-Konzentration 400 ppm (parts per million, Teilchen pro Million) überschritten. Zudem sei der März 2015 und das ganze erste Vierteljahr das wärmste (weltweiter Durchschnittstemperatur) seit dem Begtinn der Aufzeichnungen 1880 gewesen. Das arktische Eis habe im März die geringste Ausdehnung aufgewiesen: 7,2 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010.
Scott Sutherland, Meteorologist, theweathernetwork.com: Global carbon dioxide concentrations have reached a new „benchmark“ of 400 parts per million, a level unprecedented in at least a million years. „It was only a matter of time that we would average 400 parts per million globally,“ Pieter Tans, lead scientist of NOAA’s Global Greenhouse Gas Reference Network, said in a press release on Wednesday (May 6th, 2015).
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Durchschnittswert weltweit 400 ppm erreichen würde“, betonte Klimaforscher Pieter Tans – ein Wert, der seit mindestens einer Million Jahren nicht überschritten worden sei. Seit dem vorindustriellen Zeitalter sei die Konzentration des Treibhausgases um mehr als 120 ppm angestiegen – die Hälfte nach 1980.
Bei dem neuen globalen Durchschnittswert handle es sich um einen „signifikanten Meilenstein“, so die NOAA, die – wenig überraschend – vor allem die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl sei für die Zunahme der CO2-Konzentration verantwortlich macht. Die NOAA misst die weltweite CO2-Konzentration an 40 Stellen, etwa von Schiffen aus, auf hohen Türmen oder an Küsten abgelegener Inseln.
NOAA-Wissenschaftler Ed Dlugokencky stellte laut tagesschau.de fest: „Unsere Generation ist die letzte, welche die Chance hat, die größten Risiken des Klimawandels abzuwenden und den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten.“ Das Überschreiten der 400-ppm-Schwelle lege nahe, dass die Zeit knapp werde, warnt Christoph Bals von der Umweltorganisation Germanwatch. „Ein klares Signal des G7-Gipfels in Deutschland Anfang Juni für den Ausstieg aus fossilen Energien bis 2050 wäre die richtige Antwort. 2030 wird es zu spät sein“.
Nach Ansicht des eben zum Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) gewählten Klimawissenschaftlers Mojib Latif vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung GEOMAR bleiben der Menschheit nur noch rund 15 Jahre, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Wenn der weltweite CO2-Ausstoß 2030 immer noch steige, werde es zu spät sein, so der Meteorologe: „Seit Beginn der Verhandlungen zum Klimaschutz Anfang der 90er Jahre stieg der globale CO2-Ausstoß um 60 Prozent – das ist schon Wahnsinn“.
Mojib Latif erklärte im Solarify-Selbst-Gespräch im September 2014, warum “kaum jemand die Bedrohung durch den Klimawandel” wahrnimmt, („wir sind offensichtlich nicht imstande, die dramatischen Folgen der schleichenden Erderwärmung zu erkennen“), warum die internationalen Klimaschutz- Verhandlungen immer wieder scheitern („die Industrieländer werden Ihrer historischen Verantwortung nicht gerecht“) und, warum das 2°C-Limit “eine Schande ist, auf das sich die Weltpolitik verständigt hat”: „eine Bankrotterklärung der internationalen Klimaschutzpolitik“.
->Quelle (u.v.a.):