Baden-Württemberg und Hessen sauer auf Bayern

„Kegelbahn in Nachbars Garten“

Auch aus Bayern gibt es Kritik: „Das ist so, als würde ich eine Kegelbahn in Nachbars Garten bauen wollen, weil ich meinen eigenen Rasen nicht zerstören will“, meint Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freien Wähler.

Die Bundesnetzagentur will ihre Pläne für das künftige deutsche Stromnetz in Kürze vorlegen. Über den Netzausbau soll noch vor der Sommerpause in Berlin entschieden werden. Die Unternehmen Tennet und TransnetBW, zwei der vier Betreiber von Höchstspannungsleitungen in Deutschland, sind mit Vorschlägen zur Streckenführung beauftragt. SuedLink soll nach Angaben von Tennet mehr als 20 Milliarden Euro kosten.

Schon seit Monaten gibt es Streit um die geplante Stromtrasse. Kritiker befürchten, dass die Gleichstromtrasse mit ihren bis zu 75 Meter hohen Masten der Lebensqualität und dem Tourismus schaden könnte. Sie bezweifeln zum Teil auch die Notwendigkeit des Netzausbauvorhabens.

Claudia Kemfert: „Andere Länder nehmen Bürger besser mit – aber Stromtrassenplanung überdimensioniert“

Energie-Expertin Claudia Kemfert vom DIW sagte zu Solarify: „Andere Bundesländer schaffen es offensichtlich besser als Bayern, die Bürger mitzunehmen. Grundsätzlich ist nicht in Stein gemeißelt, wo eine zusätzliche Stromtrasse von Nord nach Süd entlangläuft. Ohnehin ist die derzeitige Stromtrassenplanung überdimensioniert; man benötigt neben der Thüringer Strombrücke nur eine weitere Trasse von Nord nach Süd. Es sollten die Bürger mehr eingebunden werden und mehr Erdkabel verlegt werden, um die Akzeptanz zu erhöhen.“

Hans-Josef Fell: „SuedLink verkabeln“

Energy-Watch-Präsident Hans-Josef Fell hält den Vorschlag Aigners, die neue HGÜ-Leitung SuedLink „ganz aus Bayern rauszuhalten und über Hessen und Baden-Württemberg nach Gundremmingen zu führen, ist erhellend in zweifacher Sicht. Zum einen anerkennt damit auch die Staatsregierung die Notwendigkeit der Leitung und zeigt zum anderen, dass sie sie bloß nicht auf bayerischem Grund haben will“. SuedLink könne vollständig erdverkabelt werden. Technisch sei das kein Problem mehr und ökonomisch scheine dies ohnehin die bessere Alternative zu sein. „Die Landschaft und die Natur auch im Biosphärenreservat Rhön blieben völlig geschont und die gefürchteten Emissionen gibt es mit einer Erdverkabelung schon gar nicht. Wenn Frau Aigner die „Monstertrassenfreileitungen“ nicht will (wofür es ja gute Gründe gibt), dann soll sie sich endlich für die Erdverkabelung einsetzen. Eine Gesprächsanfrage dazu von mir als gut bekanntem ehemaligen Kollegen in verschiedenen Bundestagsausschüssen hat sie erst kürzlich verweigert.“

Solarify fällt die alte bayerische Anrufung des Schutzpatrons der Feuerwehrleute ein: „Heiliger Sankt Florian, verschon‘ mein Haus – zünd‘ andere an!“

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