Industrieländer müssen vorangehen
Klar ist, dass hierbei die Industrieländer vorangehen müssen. Ich hoffe, da Deutschland ja im Augenblick die G7-Präsidentschaft innehat, dass wir schon vor unserem Treffen der Staats- und Regierungschefs in Elmau ein anspruchsvolles Signal aussenden können. Aber noch sind wir nicht ganz so weit. Es freut mich sehr, dass auch Schwellenländer zunehmend ihrer internationalen Verantwortung gerecht werden. Länder wie Chile, Indonesien, Kolumbien, Mexiko, Panama, Peru und Südkorea leisten Beiträge zur Erstauffüllung des Grünen Klimafonds. Damit unterstreichen sie die Bereitschaft, auch über eigene Landesgrenzen hinweg ein Stück globaler Verantwortung zu übernehmen.
Die internationale Klimafinanzierung muss sich zunehmend auf die ärmsten Länder konzentrieren. Das sind ja auch gerade die Länder, die häufig am stärksten vom Klimawandel in Mitleidenschaft gezogen werden. Aufstrebende Schwellenländer hingegen können schon eher notwendige Investitionen aus eigener Kraft finanzieren. In vielen dieser Länder hat sich das Investitionsklima für umweltfreundliche Technologien deutlich verbessert. Ich will nur ein Beispiel nennen: Mittlerweile wird in Entwicklungs- und Schwellenländern fast das gleiche Volumen an Investitionen in erneuerbare Energien erreicht wie in den Industrieländern. China, Indien oder Brasilien sind hierfür herausragende Beispiele. Es werden sogar zum Teil innovative Instrumente in großem Stil eingesetzt, die in Industrieländern noch in der Erprobung sind. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür bietet Südafrika, das gute Erfahrungen mit der Ausschreibung von Kapazitäten an erneuerbaren Energien gemacht hat. Deutschland erprobt das gerade erst an kleinen Beispielen.
Zielorientierte Partnerschaften
Das heißt, wenn es darum geht, neue Technologien einzuführen und auszubauen – seien es erneuerbare Energien, Elektromobilität oder anderes –, dann stehen viele Staaten vor jeweils sehr ähnlichen Herausforderungen, was Umwelt und Wirtschaft anbelangt. Deshalb werden sich in Zukunft zielorientierte Partnerschaften noch häufiger anbieten, als das bisher der Fall ist.
Die Herausforderung des Klimaschutzes fällt uns allen leichter, wenn wir darauf vertrauen können, dass unsere Partner in der Welt das gleiche Ziel verfolgen. Das ist einer der Gründe dafür, dass wir ein umfassendes Abkommen brauchen, das uns den Weg weist, wie wir die Zwei-Grad-Zielvorgabe einhalten können, das ebenso faire wie verbindliche Regeln für Industrie- und Entwicklungsländer festlegt, das Investitionen in allen Teilen der Welt für eine emissionsarme Entwicklung anstößt, das zugleich Anpassung und Risikovorsorge in den ärmsten Ländern angemessen berücksichtigt, das vor allen Dingen den ärmeren Ländern Hilfe bei der Finanzierung gibt und das Anreize für eine emissionsarme Entwicklung durch Kohlenstoffpreise und -märkte setzt. Das bedeutet dann nicht mehr und nicht weniger, als dass die Menschen auf diesem Planeten darauf hoffen können, dass der Schutz des Klimas und individueller Wohlstand gleichermaßen erreicht werden können, auch wenn wir dafür neue Wege gehen müssen.
Ich freue mich, dass ich heute hier dabei sein kann, und sage dem französischen Präsidenten François Hollande zu, dass Deutschland an Frankreichs Seite stehen wird, um alles zu tun, damit die Konferenz ein Erfolg wird. Aber ohne Sie und noch viel mehr diejenigen, die heute nicht da sind, wird das kaum möglich sein. Ein Abkommen für unsere Eine Welt können wir nur gemeinsam schaffen. Und darauf sollten wir hinarbeiten.
->Quelle: bundesregierung.de