VDE-Studie: Erstes Gesamtkonzept für Smart Cities – ob gewachsener Altbestand oder vom Reißbrett
Bis 2050 werden 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben, gegenüber heute 52 Prozent. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern zieht es die Menschen schon immer in die Städte, weil sie dort (oft zu Unrecht) bessere Lebensbedingungen erwarten. Nicht nur dort werden Städte intelligente, effiziente und kostengünstige Infrastrukturen benötigen, um Einwohnern und Wirtschaft gute Bedingungen zu bieten. In Industrienationen werden die Städte zwar nicht mit der gleichen Dynamik wachsen, und die Situation ist insofern eine andere: Hier geht aber auch darum, mit Lebensqualität, Nachhaltigkeit und attraktiven Infrastrukturen für die Wirtschaft zu punkten. Wie der Aufbau neuer Smart Cities, bekannt als Green-Field-Ansatz, und der Umbau bestehender Städte, oft als Brown-Field-Ansatz bezeichnet, gelingen kann, zeigt die neue VDE-Studie „Smart City – Herausforderungen und Potenziale einer lebenswerten Stadt von morgen“, die am 21.05.2015 in Berlin vorgestellt wurde.
In der Studie, die sich an Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft richtet, entwerfen VDE-Experten einen neuartigen integrativen Ansatz zur Modellierung komplexer Stadtstrukturen. „Was den Fortschritt von Smart Cities behindert, ist der Mangel an Gesamtmodellen. Deshalb haben wir einen Modellierungsansatz entworfen, der die Entwicklung bereichsübergreifender Lösungen unterstützt. In unserem modularen Ansatz berücksichtigen wir unterschiedliche Aspekte wie Planung und Betrieb verschiedener Infrastrukturen und entwickeln ein mehrschichtiges Konzept, das eine Stadt in ihrer Vielfalt abbildet“, erklärte Rainer Speh, Mitglied des VDE-Präsidiums und Co-Autor der Studie.
Diese Herangehensweise sei neu: Bislang sei individuell geplant, quasi „aus dem Bauch heraus“ geplant worden. Dies habe bis dato tadellos funktioniert, da die Versorgungsstrukturen mit großen Sicherheitsmargen ausgelegt wurden seien. Heute aber schrumpfe dieser Spielraum aufgrund von wirtschaftlichen und umwelttechnischen Einschränkungen sowie damit einhergehender Überlastung der Systeme. „Die Smart City muss die Versorgungs- und Infrastrukturen koppeln und übergreifend steuern“, so Speh. Die einzelnen Subsysteme wie etwa Strom-, Gas- und Wasserversorgung, Gebäude oder Mobilität müssen in ihrer unterschiedlichen Dynamik und ihrem Zusammenspiel betrachtet werden. Egal ob es sich um den Auf- oder Umbau von Smart Cities handelt: In beiden Fällen sei der Aufbau einer intelligenten Infrastruktur zur effizienten Vernetzung, Interaktion und Steuerung von Stadt- und Versorgungsstrukturen erforderlich.
Folgt: Erfahrungen aus Brasilien