Schiffsdiesel machen krank

Schweröl toxisch

Beim Betrieb des Schiffsmotors mit unraffiniertem Schweröl zeigten die Emissionen erwartungsgemäß eine höhere emittierte Feinstaubgesamtmasse als bei Verwendung des hochwertigen Dieselkraftstoffes. Weiterhin werden bei Schwerölbetrieb viel höhere Konzentrationen an bekanntermaßen toxischen Substanzen, wie bestimmten Metallen (Vanadium, Nickel), polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) oder oxidierten organischen Verbindungen gefunden. Insgesamt sind die aus der Schwerölverbrennung stammenden Partikel reicher an organischen Verbindungen, Schwefel- und Metalloxiden bei einem relativ geringen Gehalt an elementarem Kohlenstoff (Ruß). Die Feinstaubpartikel der Diesel-Emissionen dagegen weisen höhere Anteile an elementarem Kohlenstoff (Ruß) auf.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass dringend weitere Studien zur Wirkungsweise und akuten Toxizität von Feinstaubpartikeln aus dem Schiffsverkehr notwendig sind. Der Einfluss der Ruß-Fraktion der Emissionen scheint dabei besonders interessant zu sein. Es ist empfehlenswert, die Emissionen von Feinstäuben aus Schiffsemissionen – unabhängig vom verwendeten Kraftstoff und analog zum Straßenverkehr – durch Implementierung von Abgasfiltern zu reduzieren. Die bisher ergriffene Maßnahme zur Emissionsreduktion, nämlich Schweröl durch Dieselkraftstoff (Marine Gas Oil, MGO) zu ersetzen, könnte sich nach den Ergebnissen der Studie für die Reduktion akuter Gesundheitseffekte als unzureichend erweisen.

Giftig wie Asbest – WHO und Helmholtz-Gemeinschaft haben schon vor einiger Zeit die massive Gefährdung von Anwohnern, Gästen und Crewmitgliedern durch Schiffsabgase bestätigt. Diesel-Rußpartikel sind demnach mit der Giftigkeit von Asbest gleichzusetzen. „Aus gesundheitlichen Gründen ist zurzeit auf keinem einzigen Kreuzfahrtschiff Urlaub ratsam“, wurde damals ein Experte für Luftreinhaltung zitiert. Erschwerend komme hinzu, dass die meisten Reeder weiterhin auf Schweröl als Kraftstoff setzten, obwohl Schiffsdiesel die giftigen Abgase drastisch reduziere. Ein einziges modernes Kreuzfahrtschiff stößt täglich rund 450 kg Rußpartikel, 5250 kg Stickoxide und 7500 kg Schwefeldioxide aus. (nach AZ München, 2013)

„Die Belastung der Hafenstädte mit wahrscheinlich gesundheits-bedenklichen Feinstäuben aus Schiffsdieseln ist ein ernstes und bisher viel zu wenig untersuchtes Problem“, erklärt HICE-Sprecher Prof. Ralf Zimmermann, Lehrstuhlinhaber für Analytische Chemie an der Universität Rostock und Leiter einer Kooperationsgruppe am Helmholtz Zentrum München. Die Mission von HICE und des Helmholtz Zentrum München ist es, die Ursachen umweltbedingter Erkrankungen zu verstehen und sie zu mindern. „Hier an der Universität Rostock finden wir die perfekten Bedingungen für unser interdisziplinäres Experiment am Schiffdieselmotor vor“, so Zimmermann.

Dabei kam der einzige Schiffsdieselmotor Deutschlands zum Einsatz, der für die Forschung bereit steht und auch das besonders problematische Schweröl verwendete, mit dem beispielweise auch Kreuzfahrtschiffe betrieben werden. Dieser Motor steht am Lehrstuhl für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock.

Die Ergebnisse der Studie wurden 03.06.2015 im open-access Journal PLOS ONE vorgestellt (Oeder et al, “Particulate Matter from both Heavy Fuel Oil and Diesel Fuel Shipping Emissions show Strong Biological Effects on Human Lung Cells at Realistic and Comparable in vitro Exposure Conditions, PLOS ONE2015).

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