Umweltschützer trotzdem zufrieden
Die Bonner UN-Klimakonferenz vom 01.-12.06.2015 brachte lediglich einen homöopathischen Fortschritt in Richtung Formulierung eines Weltklimavertrags, der im Rahmen der COP21 im Dezember verabschiedet werden soll. Nun werden die Regierungen inoffiziell weiter verhandeln.
Laut taz „sind die Delegierten der internationalen Klimagemeinde in ihrem Labyrinth kaum vorangekommen. In den beiden vergangenen Wochen haben sie vordergründig um Texte verhandelt, die im Dezember in einem globalen Klimavertrag enden sollen. Hinter den Kulissen allerdings wird wieder um einen Marshallplan gefeilscht. Es geht wieder um Aufbau, Absatzmärkte und Eindämmung.“
Ein Feature aus Bonn
224 Punkte standen bei der Uno-Klimakonferenz in Bonn auf der Agenda. In genau einem konnte man sich einigen. Umweltschützer sind trotzdem mit den Verhandlungen zufrieden – zu Recht. (Dieser Artikel von Axel Bojanowski wurde fast zeitgleich von der aserbaidschanischen Nachrichtenagentur AZERTAG und auf Spiegel-Online, aber auch vom in Australien registrierten News-Portal panteres.com verbreitet.)
Alle anderen hätten Barcelona geschaut im Fernsehen, das Champions-League-Finale, sagte Ahmed Djoghalf, der Chef der UN-Klimaverhandlungen, den verdutzten Journalisten. „Aber wir haben hier bis nachts verhandelt.“ Seine Stimme klang flehend: „Bitte helfen Sie uns“, beschwor er die Medienleute, „es geht hier um eine Revolution.“
Die Journalisten haben die Lage aber offenbar nicht erkannt. „Um ehrlich zu sein“, Djoghalfs Stimme klang nun härter, „wir sind bisher etwas enttäuscht von der Berichterstattung über unsere Konferenz.“ Statt Würdigungen hätten die Delegierten Schmähungen lesen müssen. Die Klimaverhandlungen würden stocken, hatten Medien geschrieben. Stocken ist eine höfliche Beschreibung. Ziel der zweiwöchigen UN-Konferenz im früheren Deutschen Bundestag in Bonn war es, den Text für einen Weltklimavertrag vorzubereiten, der in Paris geschlossen werden soll.
Die 90seitige Vorlage muss auf etwa ein Zehntel schrumpfen. Bislang enthält der Entwurf Wünsche aller Staaten, die einander in 223 Fällen widersprechen; vor der Konferenz waren es 224 Widersprüche. In Bonn wurde ein einziger beseitigt, der Text hat noch immer 85 Seiten.
Noch einmal die taz: „Viele Billionen von Dollar müssen bis 2050 umgeleitet werden“, um die Weltwirtschaft von den fossilen Energien wegzusteuern, heißt es im „Hintergrund-Bericht zur Langzeit-Klimafinanzierung“ den die Bundesregierung zum G-7-Gipfel vorgelegt hat. Dort haben die westlichen Industriestaaten unter Merkels Führung genau das propagiert: Das Ende der Fossilen in diesem Jahrhundert. Über dieses „deutliche Signal an die Investoren“ freuten sich die Umweltgruppen auch noch bei der Konferenz in Bonn. Aber der Bericht bringt sie schnell wieder auf den Boden der Tatsachen: Um das Ziel zu erreichen, den Klimawandel auf zwei Grad zu begrenzen, müssten „jedes Jahr 1,1 Billionen Dollar in grüne Energien investiert werden.“ Derzeit sind es 121 Milliarden – etwa ein Zehntel.
Dennoch gibt es nicht nur kritisch-enttäuschte Stimmen…
Folgt: Oxfam und BUND