Nationale Konferenz Elektromobilität mit Minister- und Industrie-Aufgalopp
Die Marktentwicklung und der Markthochlauf von Elektrofahrzeugen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Nationalen Konferenz Elektromobilität, die am 15. und 16. Juni 2015 unter dem Motto „Stark in den Markt“ im Berliner Congress-Centrum bcc stattfindet. Im Rahmen der Konferenz sprechen und diskutieren 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft unter Leitungvon Jörg Thadeusz, darunter Bundeskanzlerin Merkel, Bundeswirtschaftsminister Gabriel, Bundesverkehrsminister Dobrindt, Bundesumweltministerin Hendricks, der Vorsitzende der Nationalen Plattform Elektromobilität, Prof. Kagermann, sowie Vorstandsvorsitzende verschiedener Unternehmen.
Zuwachs fast verdoppelt – dennoch enttäuschend
Der Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität und auch internationale Vergleiche zeigen, dass Deutschland in der Marktvorbereitungsphase zwischen 2011 und 2014 gute Fortschritte gemacht hat. Mit aktuell 19 E-Fahrzeugmodellen ist Deutschland ein internationaler Leitanbieter – rund 30 werden es bis Ende des Jahres sein. Im internationalen Vergleich der Leitmärkte liegt Deutschland im Mittelfeld, entwickelt aber mit Verkaufs-Zuwächsen in 2015 von 95 Prozent in den ersten vier Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine hohe Dynamik.
[note Repräsentativ: Sechs aktuelle E-Modelle deutscher Automobil-Unternehmen vor dem Berliner Congress-Centrum – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft]
Bundesverkehrsminister Dobrindt: „Elektromobilität muss emotional sein und Leidenschaft wecken für den Antrieb der Zukunft. Wir brauchen weitere Fortschritte bei Ladesäuleninfrastruktur, Ladedauer und Reichweite. Die Bundesregierung hat hierfür ein umfangreiches Maßnahmenpaket geschnürt.
- Dazu gehört es, Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr zu privilegieren, was wir mit dem jetzt in Kraft getretenen Elektromobilitätsgesetz ermöglichen.
- Dazu gehört, dass wir für die Förderung von Wasserstofftankstellen jährlich mehr Geld in die Hand nehmen als bisher und quer durch die Republik ein starkes Netz aufbauen.
- Dazu gehört, bis 2017 rund 400 weitere Elektroladesäulen an Autobahnraststätten zu bringen.
- Und dazu gehört die Umrüstung von Fahrzeugflotten – hier müssen öffentliche Institutionen Vorreiter sein und als Treiber wirken für die Entstehung eines funktionierenden Gebrauchtwagenmarktes“.
„Wir schaffen eine Million“
Dobrindt bekräftigte das Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020. Er bezeichnete dieses Ziel zum Auftakt der Konferenz als „ambitioniert“. Aber wer unambitioniert an die Arbeit gehe, werde nicht erfolgreich sein. „Ich glaube übrigens, dass wir dieses Ziel erreichen können”, sagte Dobrindt.
Gabriel: „Das wird anstrengend“
Bundeswirtschafts- und Energieminister Gabriel äußerte sich wesentlich vorsichtiger: Man müsse aufpassen, dass man nicht durch das beständige Wiederholen „von nicht erreichbaren Zielen am Ende sich und das Projekt lächerlich macht”, sagte er. Er sei dafür, die Ziele dennoch nicht zu reduzieren und sich lieber etwas einfallen zu lassen, um sie zumindest annähernd zu erreichen. „Aber das wird anstrengend”.
Immerhin: „Wir haben bei der Elektromobilität in den vergangenen Jahren bereits Einiges erreicht, aber es gibt auch ganz klar weiterhin Nachholbedarf. Die Wirtschaft hat eine Reihe innovativer Elektrofahrzeuge entwickelt und auf den Markt gebracht, aber der Markthochlauf muss schneller voranschreiten. Ein wichtiger Punkt ist die Ladeinfrastruktur und zwar nicht nur die Infrastruktur als solche, sondern auch die Lade- und Abrechnungssysteme. Beides muss so kundenfreundlich wie möglich ausgestaltet werden. Ich freue mich daher, dass die Industrie eine Kooperationsvereinbarung abschließen wird, damit Kunden deutschlandweit laden und den getankten Strom von unterschiedlichen Anbietern abrechnen können. Das wird der Elektromobilität einen weiteren Schub verleihen.“
Folgt: Hendricks: „Wir haben aber noch einen weiten Weg vor uns“