Vor 24.000 Jahren
Der Lake Mungo hat Australier vor 24.000 Jahren möglicherweise dazu inspiriert, inmitten der Wüste das Boot erneut zu erfinden. Geologen und Archäologen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der La Trobe University (Australien) und der University of Wollongong (Australien) haben inmitten der australischen Wüste erstmals Belege dafür gefunden, dass der Lake Mungo-See vor 24.000 Jahren einen größeren Füllgrad hatte, als bislang angenommen. Diese Entdeckung wird maßgeblich dabei helfen, frühere Klimaveränderungen besser zu verstehen. Darüber hinaus präsentieren die Forscher archäologische Belege dafür, dass die damaligen Menschen wiederholt eine in der Mitte des Mega-Sees entstandene Insel besuchten. Dazu hatten sie möglicherweise innerhalb der kurzen Zeit, die der Mega-See bestand, das Bootsfahren noch einmal erfunden.
Der bereits seit 15.000 Jahren ausgetrocknete See Lake Mungo ist das bekannteste Becken in der Willandra-Seenregion, einer UNESCO-Welterbestätte, die sich im semiariden Teil Australiens befindet. Seine Uferdüne (“Lünette”) bewahrt Australiens älteste bekannte menschliche Überreste sowie archäologische Spuren, die Veränderungen im Verhalten der Menschen über die vergangenen 50.000 Jahre hinweg dokumentieren. Die in der Lünette abgelagerten Sedimentschichten liefern umfangreiche Belege zu klimatischen Veränderungen in den letzten 100.000 Jahren. Archäologische und sedimentäre Belege gemeinsam geben einzigartige Einblicke in das Zusammenspiel zwischen Menschen und ihrer Umwelt.
In ihrer Studie präsentieren Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, der La Trobe University und der University of Wollongong Belege für einen bisher unerkannt gebliebenen extrem hohen Füllgrad des Lake Mungo: einen „Mega-See“. Das Ereignis fand vor 24.000 Jahren, kurz vor Einbruch der letzten Eiszeit, statt und dauerte nur kurze Zeit an. Bisher nahm man an, dass sich die Seen in dieser Region immer bis zur selben Höhe gefüllt hatten. Diese Annahme basierte aber auf älteren Vermessungsmethoden, denen es an der Präzision mangelte, die uns heute in Form des Differential Global Positioning System (dGPS, Globales Positionssystem mit Differentialsignal) zur Verfügung steht.
Auf ihren Erkundungsgängen fiel den Forschern eine zusätzliche Kiesstrandlinie auf, die sich fünf Meter oberhalb der Hauptuferlinie befindet. Diese Beobachtung konnte durch dGPS-Daten und die Analyse von Strandkies und dem daran angrenzenden Uferdünensand sowohl für das östliche als auch für das westliche Ufer bestätigt werden. Anschließend datierten die Forscher Beginn und Dauer des Ereignisses, indem sie mithilfe der Lumineszenzmethode das Alter von Sedimenten bestimmten, die sie der Mega-See-Uferliniendüne entnommen hatten.
Zur Rekonstruktion des Ereignisses am Computer nutzen sie ein digitales Höhenmodell und berechneten, dass sich das Volumen des Lake Mungo während seiner Zeit als Mega-See um 250 Prozent erhöht hatte. Mithilfe des Höhenmodells entdeckten die Forscher außerdem, dass der Mega-See an zwei Überlaufpunkten mit seinem Nachbarsee verbunden war, wodurch eine Insel entstand.
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