Extreme Regenfälle
Den Forschern zufolge hatte das Ereignis erhebliche Auswirkungen auf das damalige Klima: Ursache dafür, dass sich der See so hoch füllte, waren wahrscheinlich extreme Regenfälle, während sich zeitgleich das Klima kurz vor der letzten Eiszeit abzukühlen begann. „Wir wissen, dass das Klima während der letzten Eiszeit in Australien kühl und trocken war“, sagt Kathryn Fitzsimmons vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. „Unsere Ergebnisse zeigen aber, dass der Übergang in die Eiszeit nicht gleichmäßig von statten ging – klimatische Veränderungen verlaufen also nicht immer auf eine sanfte Art und Weise.“
Die dGPS-Daten zeigen darüber hinaus, dass die Höhe der Uferlinie des Haupt- und des Sees entlang der 30 Kilometer Länge des Sees variierte. Der wahrscheinlichste Grund für diese Anomalie ist eine Verwölbung des Seebeckens durch tektonische Aktivitäten in der jüngeren Vergangenheit. „Australien wird oft als tektonisch stabiler Kontinent wahrgenommen. Diese Beobachtungen verdeutlichen, dass wir den Einfluss von Spannungen auf die Erdkruste noch besser verstehen lernen müssen“, sagt Fitzsimmons.
Der Mega-See entstand plötzlich und dauerte nur kurze Zeit an. Dennoch schränkte er die Mobilität der damals in der Region lebenden Menschen erheblich ein. Doch archäologische Spuren auf der Insel, die von der westlichen und östlichen Seite des Sees her abgeschnitten war, zeigen, dass sich die Menschen schnell an die neuen Bedingungen angepasst haben: Steinwerkzeuge, in Feuerstellen verbrannte Tierknochen und die Beschaffenheit der Feuerstellen selbst zeigen, dass die Menschen die Insel wiederholt – und geplant – aufsuchten, ihre Steinwerkzeuge mit sich über das Wasser hinweg transportierten und die auf der Insel gestrandeten Nahrungsressourcen nutzten.
Um die Insel zu erreichen, schwammen sie oder nutzten Wasserfahrzeuge. Da es für die Nutzung von Wasserfahrzeugen in Australien zwischen der Kolonialisierung des Kontinents vor mehr als 45.000 Jahren und der Zeit vor etwa 6.000 Jahren keine Belege gibt, liefern die wiederholten Inselbesuche jetzt einen indirekten Beleg dafür, dass die Menschen das Bootsfahren nach einer Pause von wenigstens 20.000 Jahren noch einmal erfunden haben könnten.
Klima und Landschaften können sich plötzlich und dramatisch verändern
„Unsere Entdeckung des Mega-Sees Lake Mungo zeigt, dass Klima und Landschaften sich plötzlich und dramatisch verändern können. Sie zeigt aber auch, dass sich Menschen recht schnell an neue Bedingungen anpassen“, sagt Fitzsimmons. Obwohl die archäologischen Belege sich zum jetzigen Zeitpunkt auf eine kleinere Untersuchung beschränken und auch keine Überreste von Booten beinhalten, ist die hohe Dichte an archäologischen Spuren in den Sedimenten, die mit dem Mega-See in Verbindung stehen, für zukünftige gezielte Untersuchungen ermutigend. „Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass wir bisherige Annahmen zur Natur von Klimaveränderungen noch einmal überdenken müssen. Sie zeigen aber auch, dass Menschen robuster sind, als wir es ihnen bisher zugestanden haben“, sagt Fitzsimmons. SJ/HR
->Quelle: mpg.de/9264253