ZukunftsWerkStadt fördert Bürgerdialog
Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Städten. Im Jahr 2050 werden es voraussichtlich mehr als zwei Drittel sein. In Deutschland wohnen bereits heute 74 Prozent der Bevölkerung in urbanen Ballungsräumen. Ziel der ZukunftsWerkStadt ist es, die Bürger an kommunalen Projekten der nachhaltigen Stadtentwicklung zu beteiligen, sowohl in wachsenden, als auch in schrumpfenden Städten. Insgesamt elf Städte und Landkreise wurden ausgewählt, um Projekte vor Ort umzusetzen. Die Erfolge in den Kommunen haben gezeigt, dass eine frühzeitige Bürgerbeteiligung bei Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung zu mehr Dialog, Engagement und Transparenz führt.
Leipzig: Nachhaltige Stadtfinanzen
Die Herausforderung des Leipziger Projektes bestand in der Aufbereitung eines sperrigen Themas: Nachhaltige Finanzen. Wie kann die Haushaltsplanung gemeinsam mit Bürgern gestaltet werden? Grundsätzlich hat jeder Bürger das Recht, sich einzubringen. Ansprache und Transparenz aber fehlen, um tatsächlich mehr als nur einen Kreis von bereits Eingeweihten zu motivieren. Eine zweiköpfige Koordinierungsstelle für Bürgerbeteiligung in Leipzig entwickelte deshalb diverse Gesprächs- und Abstimmungsformate, um andere Menschen und damit andere Meinungen und Kompetenzen zu gewinnen.
Sie lud zunächst Bürger im kleinen Kreis an einen Tisch, um Aufgaben und Instrumente einer Kommune möglichst konkret zu diskutieren: Wie können aktuelle Herausforderungen bei weniger Geld und gleichzeitigem Schuldenabbau noch gewährleistet werden? Neu war es, Bürger bereits zur Strategie und nicht nur zu konkreten Vorhaben zu befragen. Ergänzt wurde die Einbeziehung durch eine schriftliche Umfrage, an der sich fast 2.000 Menschen beteiligten. Außerdem wurden per Stichprobe 45 Bürger aus unterschiedlichen Stadtteilen, Alters- und Berufsgruppen zu einem Workshop eingeladen. Dank der Übersetzungsleistung der Koordinatoren offenbarte sich schnell das Potenzial bürgerschaftlichen Engagements. Fortan finden regelmäßig vor der Verabschiedung des Haushalts Bürgerworkshops statt. Geplant sind nun auch Workshops mit Experten aus anderen Städten, die auf der Grundlage der bis- herigen Ergebnisse Handlungsempfehlungen entwickeln. In der jetzigen Förderphase kümmert sich die Koordinierungsstelle um eine eingängige und ziel-gruppenorientierte Online-Beteiligung.
Landkreis Harz: „Vision 20Plus – Gemeinsam mehr bewegen“
Ähnlich gute Erfahrung mit Bürgerbeteiligung hat auch der Landkreis Harz machen können. Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Wie können wir unsere Umwelt bewahren? Mit diesen Fragen wurde insbesondere die Bevölkerung der Einheitsgemeinde Stadt Osterwieck in die Gestaltung neuer Projekte einbezogen. Das Besondere: Die Stadt verliert Einwohner und der Ortskern, speziell die Fußgängerzone, galt als verwaist. Die Herausforderung bestand darin, die Menschen davon zu überzeugen, den Ort eigenständig reanimieren zu können. Innerhalb weniger Jahre wurden über eine Koordinierungsstelle im Landkreis zahlreiche Netzwerke gegründet, die eine Reihe prestigeträchtiger Projekte umsetzen konnten. 2014 etwa wurde die erste Dorfladen-Genossenschaft in Sachsen-Anhalt gegründet. Mehr als 100 Mitglieder zählt die Genossenschaft bisher, weitere kommen dazu. In der jetzigen Förderphase wurde der „Kindermonat“ ins Leben gerufen: Vereine, Unternehmen, Initiativen und Institutionen gestalten einen ganzen Monat mit Bildungsangeboten, Wettbewerben, Sport- und Kulturangeboten, künstlerischen und Gesundheitsaktionen, die für Kinder kostenfrei sind.
Möglich wird das durch die Förderung, aber auch durch zahlreiche Mitstreiter und Sponsoren aus der Region. In der Nachbarstadt Blankenburg organisierten Bürger einen Design Thinking Workshop. Teil- nehmer aus ganz unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen nutzten diese Methode, um gemeinsam zu überlegen, wie die Innenstadt Blankenburgs mit ihren leerstehenden Läden wiederbelebt werden könnte.
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