Deutschland hat Ausbau der Fachhochschulen versäumt
In Deutschland habe es eine „massive horizontale Verbreiterung des Universitätssystems“ gegeben: Hundert Universitäten mit Promotionsrecht, die „die sich in ihrem Aufbau prinzipiell nur wenig unterscheiden und die alle mit der Aufnahme großer Studentenzahlen zurechtkommen müssen“. Gleichzeitig sei der weitere Ausbau der Fachhochschulen und damit ein breiterer Zugang zur Hochschulbildung versäumt worden. Erst durch die Exzellenz-Initiative habe sich Deutschland mit dem Spannungsfeld Breiten- und Spitzenausbildung wirklich auseinandergesetzt.
Stratmanns Leistungsindikator nun sieht die USA und Deutschland fast gleichauf – sie seien „5, bzw. 4,5mal so erfolgreich“ wie der Anteil der Länder an der Weltbevölkerung. „Alle genannten Länder sind gemessen an ihrer Bevölkerungszahl wirtschaftlich in etwa vergleichbar erfolgreich und investieren überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung. Sie investieren damit bewusst in einen wissenschaftlichen und am Ende auch wirtschaftlichen Wettbewerb.“ Am Publikationsverhalten gemessen lägen die USA mit 22 Prozent der wissenschaftlichen Veröffentlichungen weltweit vorne, die anderen Länder relativ nicht weit dahinter. „Man ist versucht, die Schlussfolgerung zu ziehen: Die Quantität wird durch die Finanzausstattung bestimmt.“ Was aber die meistzitierten Forscher anbelange: Beim Anteil derjenigen Publikationen, die zu dem einen Prozent der meistzitierten gehörten, schafften die USA einen Leistungsindikator von 8.4, Großbritannien liege kurz dahinter und Deutschland habe einen Indikatorwert von 5.7. Die Niederlande zeigten mit einem erneuten Indikator von zehn, „dass man auch mit weniger Geld sehr viel erreichen kann!“
Von 3.215 Spitzenwissenschaftlern mehr als die Hälfte in den USA
Von weltweit 3.215 Spitzenwissenschaftlern (gemeint sind die Wissenschaftler mit den meisten Top-1-Prozent-Publikationen in ihrer Disziplin) forsche mehr als die Hälfte (1701 – Leistungsindikator 11,5) in den USA – nur 164 in Deutschland, ein Leistungsindikator von nur 4,5; damit liege man hinter Großbritannien (303 – Leistungsindikator 10) und den Niederlanden (76 – Leistungsindikator 10). Stratmanns Fazit. „Bei sehr vergleichbaren Ausgangsdaten schwächelt Deutschland an der Spitze“.
Daraus zog der Max-Planck-Präsident den Schluss, dass die Exzellenz-Initiative richtig sei und weitergehen müsse. „Sie muss da angreifen, wo unser größtes Defizit besteht: in der mangelnden Exzellenz im Vergleich zu unseren härtesten internationalen Konkurrenten. Deshalb muss die Exzellenzinitiative das bleiben, was der Name verspricht: eine Initiative zur Verbesserung der Exzellenz der deutschen Forschung. Alles andere sollte auch unter anderem Namen firmieren.“ Denn es gebe bereits erste Erfolge: So habe Deutschland bei den Meistzitierten um 16 % zugelegt, die USA aber um 24 % abgenommen. Aber: Es sei wichtig, „die strukturelle Weiterentwicklung der Universitäten in Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren. Der Vergleich mit unseren niederländischen Nachbarn zeigt: Wir haben in Deutschland nicht nur ein Problem der finanziellen Grundausstattung unserer Universitäten, wir haben auch ein Effizienzproblem, das sich nur über eine strukturelle Weiterentwicklung der Universitäten lösen lässt.“
Folgt: Wirkliche Exzellenz rar