Mit seiner Umwelt-Enzyklika stellt sich Papst Franziskus auf die Seite der Wissenschaft
Ein Kommentar – mit freundlicher Genehmigung von Mojib Latif
Es hat lange gedauert. Aber jetzt ist sie da. Endlich möchte man sagen. Die Umwelt-Enzyklika Laudato Si‘ von Papst Franziskus ist erschienen. Wie ich es nicht anders erwartet hatte, spricht Franziskus in seiner Enzyklika Klartext. Er beklagt die gewaltige Umweltzerstörung auf der Erde. [note Kommentare geben Meinung und Informationen der Kommentierenden wieder, nicht in jedem Fall die von Solarify.] Er prangert den maßlosen Ressourcenverbrauch einiger weniger an, die mit ihrer Technologie die Welt beherrschen. Er zeigt deutlich, dass Umweltzerstörung eine gewaltvolle Tat einer reichen Minderheit gegenüber einer armen Mehrheit ist. Er wirft Politik und Wirtschaft vor, sie hätten nur die nächsten Wahlen oder kurzfristige Gewinne im Sinn. Franziskus kritisiert die vielen Gipfel, deren Ergebnisse weit unter den Erwartungen geblieben seien. Der Papst spricht mir in vielerlei Hinsicht aus der Seele. Ihm gelingt eine schonungslose Analyse des Zustands der Erde.
Der Papst greift mehrere Umweltthemen auf. Die Wasserverfügbarkeit zählt hierzu, wie auch der Klimawandel. Er weiß, dass der Klimawandel eine enorme Bedrohung für die ganze Welt darstellt. Für ganze Völker wie er sagt, aber auch für die Artenvielfalt auf der Erde. In der Tat kann ein unbegrenzter Klimawandel vielleicht noch in diesem Jahrhundert zu einem Massenaussterben von Tieren und Pflanzen führen. Franziskus erkennt die großen Zusammenhänge. Er hat die ganzheitliche Sicht auf die Dinge.
Papst zeigt bei Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik schmerzlich vermissten Mut
Damit zeigt Papst Franziskus einen Mut, den ich bei Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik schmerzlich vermisse. Er nimmt die an vielen Orten der Welt bereits zum Himmel schreiende Umweltzerstörung genau wahr. Und er vertraut der Wissenschaft, die diese Zerstörung tausendfach dokumentiert hat und inzwischen genau genug weiß, wohin es führt, wenn wir weiter machen wie bisher. Es ist also ausgerechnet der Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche – vielfach kritisiert und belächelt als nicht mehr zeitgemäß in unserer ja ach so modernen Welt – der sich seines Verstandes bedient.
Die Wissenschaft spielt für den Papst bei der Bewältigung der Umweltprobleme eine zentrale Rolle. Er fordert, die Ergebnisse der Wissenschaft ernst zu nehmen. Die heute verfügbaren besten wissenschaftlichen Ergebnisse müssten die Grundlage für unser Handeln und für einen fairen und transparenten Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren sein, sagt Franziskus. Der Weltklimarat IPCC hat diese Wissensbasis für den Klimawandel geliefert. Man kann den Klimawandel nicht mehr leugnen, aus welchen Gründen auch immer man das versuchen mag. Der Papst sieht in der Wissenschaft das bevorzugte Instrument, über das wir die Schreie der Erde hören können. Wie wahr! In meinem letzten Buch Das Ende der Ozeane schreibe ich: „Ihre Hilferufe [die der Ozeane] hören wir nicht“.
Folgt: Du sollst. Du darfst Dich nicht taub stellen gegenüber den Schreien der Erde