Drei Aspekte: Kooperation – Forschungs- und Technologietransfer – Nachwuchsförderung
Drei Aspekte sind mir hierbei besonders wichtig.
- Die Kooperation. Wir brauchen eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren. Es müssen Partnerschaften eingegangen werden, um Kompetenzen zu bündeln und daraus auch neue Stärken entwickeln zu können. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat bei der Schaffung regionaler Schwerpunkte Vorbildliches geleistet. Das Karlsruher Institut für Technologie, KIT, und das Berliner Institut für Gesundheitsforschung, BIG, sind gute Beispiele für zielorientierte Kooperationen. Ich weiß noch, wie ich bei meinem Besuch beim KIT mit Annette Schavan diskutierte. Damals war es mir noch ein neuer Gedanke, dass man eine solche enge Kooperation wie beim KIT eingehen könnte. Wir waren uns einig: Um das auf rechtlich einwandfreie Grundlagen zu stellen, brauchen wir eine Grundgesetzänderung. Was lange währt, wird endlich gut. Die Große Koalition hat es mit der Änderung von Artikel 91b möglich gemacht, dass KIT und BIG noch viele Nachfolger bekommen können.
- Der Forschungs- und Technologietransfer. Es geht darum, Erkenntnisse der Wissenschaft noch schneller in innovative Produkte und Anwendungen zu überführen. Auch dieser Herausforderung hat sich die Helmholtz-Gemeinschaft gestellt und dafür Instrumente entwickelt wie zum Beispiel den „Validierungsfonds“ oder „Helmholtz Enterprise“. Mit unserer neuen Hightech-Strategie setzen wir als Bundesregierung auch unsere Anstrengungen fort, Forschungsergebnisse noch besser in Innovationen zu überführen. Der Transfer muss weiter beschleunigt und – eine gar nicht so einfache Sache – der Rahmen für Wagniskapital muss verbessert werden. Wir führen im Augenblick sehr komplizierte Diskussionen mit der Europäischen Kommission, um gerade auch im digitalen Bereich zum Beispiel klarzumachen, dass die steuerlichen Rahmenbedingen für Startups so gestaltet sein müssen, dass sie nicht dauernd an beihilferechtliche Grenzen stoßen. Es ist alles nicht so einfach, aber wir geben nicht auf.
- Die Nachwuchsförderung. Wenn wir auf Dauer erfolgreich sein wollen, dann brauchen wir guten wissenschaftlichen Nachwuchs. Dazu gehört die Werbung für die sogenannten MINT-Fächer. Initiativen wie zum Beispiel das „Haus der kleinen Forscher“ ermöglichen bereits Kindern in Kindertagesstätten einen spielerischen Zugang. Diese Initiative wird bald ihr zehnjähriges Bestehen feiern, das wir auch entsprechend begehen werden.
Nachwuchs zu fördern, heißt natürlich auch, gute Studienbedingungen zu schaffen. Wir haben den Hochschulpakt, den Qualitätspakt Lehre und die Qualitätsoffensive Lehrerbildung. Außerdem ist 2016 eine BAföG-Erhöhung geplant. Der Bund hat, wenn auch nicht ganz leichten Herzens, sich dazu entschlossen, auch die BAföG-Kosten voll zu übernehmen, womit die Länder um rund 1,2 Milliarden Euro pro Jahr entlastet werden, wobei wir die Hoffnung haben, dass die freiwerdenden Mittel auch wieder in den Bildungsbereich fließen.
Wir müssen auch Sorge dafür tragen, dass wir junge Talente in der Forschung halten. Wir brauchen auch noch mehr Forscherinnen. Das heißt, es braucht verlässliche Perspektiven für eine attraktive Karriere in der Wissenschaft. Das ist einfacher gesagt als getan, weil es eine der schwierigeren Aufgaben ist, die Balance zwischen Dynamik und Sicherheit zu finden. Aber wir haben als Bundesregierung nun Gespräche mit den Ländern zu einem Tenure-Track-Programm aufgenommen. Die Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes könnte auch ein guter Beitrag sein. Fehlentwicklungen bei Befristungen wollen wir entgegentreten. Aber ich sage auch: Man muss es ermöglichen, ein hohes Maß an Erfahrung zu sammeln, denn was einmal fixiert ist, ist in unserer Gesellschaft auch nicht ganz einfach wieder zu „entfixieren.“ Die erfolgreiche Exzellenzinitiative werden wir auch weiterentwickeln, um die bereits erreichte Dynamik der Hochschulen fortzuschreiben. Unsere Anstrengungen müssen natürlich auch darauf zielen, noch interessanter für den internationalen Spitzennachwuchs zu werden. Wir merken, dass wir uns weltweit in einem großen Wettbewerb um die klügsten Köpfe befinden. Wir wollen unsere Position noch weiter verbessern und erfolgreich für mehr Internationalität in unserer Wissenschaft werben – von den Studierenden bis hin zu den Topwissenschaftlern. Ich muss sagen, da hat sich bereits unheimlich viel getan, wenn man an die letzten 20 Jahre denkt. Das ist auch gut so, denn eine leistungsfähige Forschungslandschaft ist Voraussetzung, um dann auch notwendige Akzente setzen zu können.
Nehmen wir einmal das Beispiel Energieversorgung. Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet wichtige Forschungsarbeiten. Das Spektrum reicht von den Potenzialen erneuerbarer Energien über die Grundlagenforschung zur Kernfusion bis hin zu der Frage, wie sich Energiesysteme unter Einbeziehung möglichst aller Faktoren verbessern lassen.
Zu den großen Herausforderungen gehören auch neue Mobilitätskonzepte. In der vergangenen Woche gab es ein Treffen der Nationalen Plattform Elektromobilität, die Vertreter der Energie- und Automobilwirtschaft zusammenführt. Ein Thema war zum Beispiel die Batterieproduktion am Standort Deutschland. Wir haben darüber gesprochen, dass wir in der Forschung noch große Potenziale sehen. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat einen maßgeblichen Anteil an der Renaissance der Batterieforschung. Aber nun müssen die Erkenntnisse auch in die Automobilproduktion einfließen. Wir haben hierbei natürlich wichtige Entscheidungen zu fällen. Ähnlich wie bei der Chipproduktion ist im Grunde die eigentliche Produktion in Deutschland oder Europa kaum zu halten. Umso wichtiger ist es aber, dass wir das innovative System, das sich daraus entwickeln lässt und das dann direkt in das Auto eingeht, als Kompetenz wirklich bei uns halten. Dabei stehen wir vor großen Herausforderungen.