Die Armen leiden
Der anstehende UN-Klimagipfel in Paris wird eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen die Erderwärmung spielen. Klare Ziele und anschließende Taten sind unerlässlich. Dabei sollte nicht vergessen werden: Wohlstand und Klimaschutz stehen nicht im Widerspruch, sondern unterstützen einander, sagt MdB Oliver Krischer in einem Beitrag für energiezukunft.eu.
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Die Klimakrise ist mittlerweile auch in Deutschland spürbar. Zwei Jahrhundertfluten innerhalb weniger Jahre, schwerste Unwetter und Stürme wie Kyrill 2007 oder Xynthia 2010 und gleichzeitig über 20 Grad an Weihnachten in München im Jahr 2012 zeigen: Wir sind mittendrin in der Klimakrise. Der weitere ungebremste Ausstoß von Treibhausgasen wird diesen Trend weiter verstärken und uns alle teuer zu stehen kommen. Doch noch stärker als uns trifft es diejenigen, die am wenigsten Schuld an der Veränderung des Weltklimas tragen: die ärmsten Länder unserer Erde. Sie stoßen nur einen Bruchteil der Treibhausgasemissionen von Industriestaaten aus.
Es ist damit zu rechnen, dass 200 Millionen Menschen fliehen müssen, weil sie durch den steigenden Meeresspiegel und die Ausbreitung von Wüsten ihre Heimat oder zumindest ihre Ernährungsgrundlage verlieren. Ein anderes Extrem ist Wassermangel – darunter werden in Afrika bis zum Jahr 2020 voraussichtlich 250 Millionen Menschen leiden. Aufgrund dieser erschreckenden Beispiele muss für die UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris der Merkel-Regierung und allen anderen Staats- und Regierungschefs klar sein, dass nur ein verbindliches Klimaabkommen die aktuelle Klimakrise beenden kann. Doch gerade bei Union und SPD hier in Deutschland fallen Worte und handeln weit auseinander.
Die Klimakrise endlich ernst nehmen
Wenn wir Klimaschutz ernst meinen, dann werden wir auch um die Frage des eigenen Lebensstils nicht herumkommen. Um das Allerschlimmste zu verhindern, müssen wir die Erwärmung der Erde auf höchstens zwei Grad begrenzen. Jeder weitere Temperaturanstieg kann das Weltklima unkontrollierbar kippen und unsere Lebensgrundlagen bedrohen. Um die Erderwärmung auf dieses gerade noch erträgliche Maß zu begrenzen, müssen die Industriestaaten ihre Treibhausgasemissionen reduzieren: bis 2020 um mindestens 25 bis 40 Prozent und bis 2050 um mindestens 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990. Diese Rechnung geht aber nur dann auf, wenn die Reduzierung nicht über „flexible Instrumente“ in Entwicklungs- und Schwellenländern billig eingekauft wird – womöglich noch zu deren Lasten.
Doch auch die Entwicklungs- und Schwellenländer sind für das Weltklima verantwortlich. Sie müssen um mindestens 15 bis 30 Prozent reduzieren. Ohne Unterstützung wird das nicht gelingen. Die Industriestaaten müssen deswegen schnellstmöglich Milliardenbeträge für Technologietransfer und das notwendige Know-how bereitstellen. Die Zeit wird knapp: Bis 2020 müssen die globalen Treibhausgasemissionen spürbar sinken. Der IPCC mahnt, dass zwei Drittel der fossilen Ressourcen unter der Erde bleiben müssen, um die Erderwärmung bis 2100 auf höchstens zwei Grad Celsius zu begrenzen. Vor allem muss Deutschland dazu seinen Beitrag leisten. Doch bisher weigern sich Union und SPD, den notwendigen Kohleausstieg einzuleiten, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Dabei produziert Deutschland mit seinen Braunkohlekraftwerken – die zu den ältesten und schmutzigsten in Europa gehören – zu Lasten des Klimas weiter klimaschädlichen Strom auf Rekordniveau.
Folgt: UN-Klimakonferenz in Paris braucht verpflichtende Einsparziele