Solarenergie hilft bei medizinischer Versorgung in Afrika
Ein gemeinsam von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem UN-Umweltprogramm UNEP und Greenpeace entwickelter Kühlschrank namens SolarChill läuft ohne Batterie allein mit Sonnenenergie. Tagsüber wird das Kühlwasser gefroren und nschts sorgt dieses Eis für kühle Temperaturen im Innern. Medikamente und Impfstoffe lassen sich so auch in abgelegenen Dörfern ohne Stromversorgung gekühlt lagern. Die Berner Non-Profit Organisation Solafrica will solche Geräte in einem Pilotversuch in abgelegenen Gesundheitszentren in Kamerun installieren. Kann dies erfolgreich umgesetzt werden, so soll später ein eigenständiges Unternehmen für die Vermarktung und Installation von SolarChills gegründet werden.
Der SolarChill und seine Geschichte
Das Gespräch drehte sich um einen humanitären Skandal: Immer noch hatten Millionen von Menschen in Entwicklungsländern keinen Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten, weil es in ihrem Umfeld kein funktionierendes Stromnetz gab und deshalb auch keine zuverlässige Kühlung. Jahr für Jahr verdarben mangels Kühlung dringend benötigte Impfstoffe im Wert mehrerer Millionen Euro.
SolarChill – ein anspruchsvolles Ziel …
Greenpeace beschließt, einen Versuch zu wagen: einen Medikamentenkühler zu entwickeln, der Kälte ohne FCKW und FKW erzeugt, kein Kerosin verbrennt, aber trotzdem unabhängig vom Stromnetz funktioniert. Gleichzeitig sollen die neuen Impfstoffkühler unabhängig sein von teuren und anfälligen Speicherbatterien – eine weitere Neuerung, denn bis dato sind auch mit Solarstrom betriebene Geräte abhängig von Bleibatterien, um die notwendige „Hold-over-time“ von mehreren Tagen zu gewährleisten, falls die Sonne längere Zeit nicht scheint oder Strom aus anderen Gründen nicht zur Verfügung steht.
Es ist ein anspruchsvolles Ziel: eine klima-und umweltfreundliche Technik ohne die anfälligen, lästigen und teuren Speicherbatterien – und darüber hinaus „open source“. Die neue Technik soll nicht in die Hände eines einzelnen Herstellers geraten, sondern möglichst viele Hersteller sollen die Technik aufgreifen und entsprechende Geräte vermarkten.
Aber es ist nicht das erste ehrgeizige Projekt dieser Art: Greenpeace hat auf den Sitzungen des UN-Ozonschutzabkommens schon lange einen besonderen Nimbus. Denn Greenpeace hat bereits Anfang der 1990er-Jahre auf exakt diesem Gebiet eine epochale Neuerung selbst initiiert und auch auf den Markt gebracht: den Greenfreeze, den ersten Haushaltskühlschrank weltweit, der vollständig ohne FCKW und FKW auskam. Greenfreeze war ein Erfolgsmodell, das sich in aller Welt gut verkaufte und dessen Technik ohne FCKW und FKW auch von fast allen Herstellern weltweit, von Südamerika bis China, übernommen worden war.
… und eine große technische Herausforderung
Es dauerte noch sechs Jahre, bis der „SolarChill“ das Licht der Welt erblickte. Denn als Medikamentenkühler muss das Gerät nicht nur zuverlässig Kälte produzieren wie ein Haushaltskühlschrank, es muss zusätzlich auch temperaturstabil in sehr engen Grenzen sein. Medikamente müssen gekühlt werden, dürfen aber nicht gefrieren.
Genau das erweist sich als hohe Hürde: Die solare Energie muss unmittelbar in Eis umgewandelt werden. Der mit solarem Strom angetriebene Kompressor arbeitet wie in einem konventionellen Kühlschrank und hält den Kältekreislauf in Gang: das Kältemittel, ein natürlicher fluor- und chlorfreier Kohlenwasserstoff, wird komprimiert und wieder entspannt, dadurch entsteht die Kälte.
Die so erzeugten Ice-Packs geben dann auch in Zeiten ohne Strom oder Sonne sukzessive und dosiert die Kälte an den Innenraum ab. Das hört sich einfach und plausibel an, hat aber seine Tücken. Denn wenn die Kälte aus den Eisblocks nicht genau dosiert wird, unterschreitet die Temperatur leicht den Gefrierpunkt, die Impfstoffe gefrieren und sind damit zerstört. Die besondere Herausforderung eines Impfstoffkühlers, insbesondere eines solaren, besteht also weniger in der Einhaltung der Temperaturobergrenze (seitens der WHO sind dafür acht Grad Celsius festgesetzt), sondern in der unteren Grenze von plus zwei Grad.