Interview mit Hans-Peter Lang, BDW
Wasserkraft im Jahr 2015. Verfehlte Ausbauziele allerorten – wie wichtig ist diese Energiequelle noch? Hans-Peter Lang ist Präsident des Bundesverbandes Deutscher Wasserkraftwerke e.V. und setzt sich seit Jahren ehrenamtlich für die älteste der regenerativen Energieformen ein.
Welchen Anteil hat die Wasserkraft am deutschen Strommix und wie wichtig ist sie?
Auf der Bundesebene hat die Wasserkraft jetzt einen Anteil von vier bis fünf Prozent, in Bayern sind es derzeit 15 – Tendenz steigend. Wir halten die Wasserkraft für unverzichtbar, weil Sie nicht nur grundlastfähig sondern insbesondere auch planbar ist. Ich weiß heute schon, wie viel Strom aus Wasserkraft morgen produziert wird – was ja auch für die Stromhändler sehr wichtig ist, weil sie ja auch in Zukunft Strom verkaufen wollen, und dafür brauchen sie auch verlässliche Partner, um beständig Strom anbieten zu können.
Wodurch kann diese Verlässlichkeit unterstützt werden?
Bei der Wasserkraft sehen wir besonders die Speichertechnologie als ausbaufähig an, denn gerade Pumpspeicherkraftwerke sind eigentlich derzeit noch die größten Energiebatterien, die in Sekundenbruchteilen Strom in riesigen Mengen zur Verfügung stellen können. Es gibt keine vergleichbaren Speicher industrieller Art, die so kurzfristig so viel Strom bereitstellen können.
Welchen Wirkungsgrad besitzt die Wasserkraft?
Der Wirkungsgrad bei der Wasserkraft liegt bei über 90%, ein absoluter Spitzenwert. Keine andere erneuerbare Energie erreicht diesen Wert.
Was kann die Politik besser machen?
Die Politik kann auf der einen Seite den Strom mixen, muss sich dann aber doch entscheiden, welche konkreten Energieformen sie haben will, oder welche man braucht. Sie muss differenzieren und sagen, wir brauchen Wasserkraft, weil sie eben verlässlich ist, weil sie planbar ist. Dann muss sie diese aber auch gezielt mehr fördern. Andererseits müssen bestimmte Einschränkungen zugelassen werden, denn jede Energiegewinnung ist heute auch ein gewisser Einschnitt in die Natur. Aber wenn ich A sage und will den Atomausstieg und erneuerbare Energien, dann müssen naturschutzrechtliche Problematiken etwas zurücktreten, bzw. neu betrachtet werden.
Ein Beispiel: Uns wird immer vorgeworfen, wir würden die Flüsse aufstauen. Dabei gibt es allein in Bayern 30.000 Querbauwerke, und davon werden nur 4.200 von der Wasserkraft genutzt. Das heißt, die Mehrzahl der Querbauwerke sind nicht wegen der Wasserkraft da, sondern aus Gründen der Wasserregulierung, damit sich also die Flüsse nicht vertiefen, zur Grundwasseranhebung, etc. Es würde eine Win-Win-Situation entstehen, d.h. wir unterhalten die Wehre und sorgen für die Durchgängigkeit, im Gegenzug dürfen wir umweltfreundlichen Strom produzieren. Wenn schon die Wehre da sind, kann man diese doch auch für die Wasserkraft nutzen. In Bayern werden so etliche Wehre neu für die Gewinnung regenerativer Energien ausgeschrieben.
Ein Wort zum Thema Fischschutz: Wir sind dann auch die einzigen, die sich um Fischtreppen kümmern. Wenn man das zulässt, würden wir diese auch finanzieren, dann hat jeder etwas davon. Wie gesagt, die Wehre können ja nicht herausgerissen werden, die Energie ist von Natur aus da, denn Wasser fällt immer von oben nach unten, ohne dass wir etwas dazu tun müssen, und warum sollten wir dann diese Energie nicht nutzen?
Und wenn es dann eine ordentliche Fischtreppe dazu gibt, auf welcher der Fisch auf und ab schwimmen kann, dann ist das doch für beide Seiten – sowohl für die Natur als auch für den Menschen – ein Vorteil. Wir können die Energie nutzen, und der Fisch hat seine Fischtreppe. Dann ist die Durchgängigkeit für die Fische gegeben.
Folgt: Warum gibt es dann solche Widerstände von den Fischereiverbänden?